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Niobe - White hats

Niobe- White hats

Tomlab / Hausmusik / Indigo
VÖ: 23.06.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Liebe Deine Stadt

Köln. Wenn Schönheit im Auge des Betrachters liegt und wahrlich nur die inneren Werte zählen, dann ist diese Stadt an Wohlgestalt kaum zu übertreffen. Auch wenn der tägliche Zwist der nur uniformiert vorhandenen Subkulturen diesem Bild entgegentritt, ist die einzigartige und bürgerliche Herzlichkeit der Dommetropole selten in Abrede zu stellen. Ganz polemisch steht die Aussage geschrieben, daß Köln die inoffizielle Kulturhauptstadt Deutschlands sei. Der hiesige Musikkonsument will das wohl bestätigen. Etliche Musikzeitschriften haben hier ihr Zuhause. Plattenläden türmen sich auf in einzelnen Straßenzügen. Auch dann, wenn der Hahn Berlin kräftig kräht - einige bleiben standhaft und wissen sich in guter Gesellschaft nicht nur mit dem Dom.

Yvonne Cornelius ist einer der Menschen, die in dieser Stadt ihren Seelenfrieden gefunden haben. Die Liebe zu Köln beschreibt sie wie die zu einem Menschen, mit dem man schon zehn Jahre das Leben teilt, während die Verliebtheitsskala immer noch das Maximum anzeigt. Cornelius genoß ein klassische Ausbildung, in dem sie das Fach der Oper in Frankfurt studierte. 1994 kam sie mit dem vordergründigen Drang von individualistischen Tendenzen in die Rheinstadt. Mit Hardwaresequenzer, Tonbandmaschine, Effektgeräten, Acht-Spur-Gerät und einer Akustikgitarre im Gepäck ließ sie in dieser Kulturhochburg den Ideen freien Lauf. Ihr bisheriger Karriereoutput zeigt, daß sie etwas gefunden haben muß.

Bewaffnet mit ihrem spärlichen Instrumentarium und mit ihrem Pseudonym Niobe, gelang es ihr auf dem Debüt "Radioersatz" im Jahre 2001, opulente Melodien und komplexe Klangstrukturen zu errichten. Diese wurden von einem Hauch Pop geküßt, um sie mit einem Gespür für die intelligente Wiederholung zum Einsturz zu bringen und damit den Hörer zur Klangfarbenhypnose zu verhelfen. Fünf Jahre und zwei weitere Alben später kommt es nun auf "White hats" zu einer wesentlichen Veränderung: Der Ansatz der experimentellen Ruhe steht zwar weiterhin im Vordergrund, aber Cornelius hat die Struktur des Songs entdeckt, ihn mit Musikerfreunden (u.a. Jörg Follert alias Wechsel Garland) studiert und schließlich auf "White hats" konsequent umgesetzt.

"Give all to love" setzt den Anfang. Verschrobene, verworrene Klangebilde. Treibende Beats und Samples lichten den Nebel und setzen rhythmische Klarheit. Niobes Stimme ist einzigartig schön. Auch wenn sie ab und an den Vocoder bedient, um ihren eigenen Klangkörper zu verzerren, bleibt der Gedanke an diese helle, sanfte Lautfarbe bestehen. "Well and wise" versetzt dem tanzbaren Opener einen Haken, läßt die unnötigen HipHop-Anleihen vergessen und schafft mit dem von elektrischer Gitarre und Percussions begleiteten Song eine minimalistische, psychedelische Akzentuierung, die in den Stücken "Phosphorus" und "Shirocco & mistral" noch intensiver ausgelebt wird. "White hats" ist ein vielschichtiger Kosmos, der sowohl die verrauchte Soulwehmut, den balladesken Chanson, die introvertierte, psychedelisch unterlegte Naturverbundenheit als auch den rhythmikverliebten Dancefloorsound vereint. Trotz verschiedener Schreiberlinge, die ihren persönlichen Stempel setzen, ist "White hats" weit entfernt von jeglicher Überakzentuierung. Die vierte Veröffentlichung von Niobe zeichnet sich aus durch konzeptionelle Stärke und emotionale Vielseitigkeit. So stark die Liebe zu Köln ist, so stark und sicher in Klang und Song ist "White hats" gelungen.

(Markus Wollmann)

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Highlights

  • Phosphorous
  • Shirocco & mistral
  • The hills

Tracklist

  1. Give all to love
  2. Well and wise
  3. Sorround your hover
  4. White hats
  5. Touch this flower
  6. Phosphorous
  7. Drei Zinnen
  8. Up hill and down dale
  9. Shirocco & mistral
  10. In the sun
  11. None but one
  12. The hills
  13. Cool alpine

Gesamtspielzeit: 40:08 min.

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