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Absentee - Schmotime

Absentee- Schmotime

Cooperative / Rough Trade
VÖ: 12.05.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Glücksbärchen

Witz und Ideen umschiffen die Klippe. Denn mit seiner raspelschwarzen Reibeisenstimme, die fast so tief ist wie der Sankt-Andreas-Graben, hätte Absentee-Sänger Dan Michaelson auch zu klebrigen Streichern und mit kilometerweit aufgerissenen Hallreglern der neue Stern am Softpophimmel werden können. Mit seinem sonoren Brummelbaß schnurrt er nur unweit der Kollegentimbres von Chris Rea, den Frontmann der Crash Test Dummies oder gar Barry White. Vielleicht wären seinetwegen unzählige Damenherzen im Kerzenlicht geschmolzen. Doch er und Absentee schlagen dem Kitsch ein Schnippchen und setzen auf gemütlich rumpelnden Indie-Rock mit pfiffigen, munter instrumentierten Arrangements. Weit weniger ausrechenbar, aber vielleicht gerade deshalb so liebenswert, daß das ein oder andere Herz auch hier zu schmelzen beginnt. Für die luftig leichte und komplett kitschfreie Produktion sorgte dabei Hipster-Reglerschieber James Ford, der auch für die Arctic Monkeys und die Mystery Jets mischte.

Tiefenentspannt schrammeln sich launige Rocker vorwärts, schnuppern am Wegrand kurz an wild wucherndem Mohn, erzählen sich einen Witz und kurven vergnügt mit offenem Verdeck weiter. Heimlich schleichen sich niedliche Melodien als blinder Passagier in den Gehörgang und krallen sich plötzlich im Gehörgang fest. Die Gitarre hustet mit verschmitztem Grinsen windschiefe Einsprengsel, die Orgel schwubbert dem Morgenrot entgegen, ein Glockenspiel krault dem munter plinkernden Banjo den Rücken, die Slidegitarre wimmert, lacht sich dabei aber heimlich ins Fäustchen. Gewitzte Bläsersätze biegen um die Ecke, der elfenhafte Gesang von Melodika-Fee Melinda Bronstein konterkariert Michaelsons Brummbärenstimme als silberheller Gegenpol.

Erfrischend ist die unbändige gute Laune, die "Schmotime" versprüht, der Spaß, den die Londoner Truppe beim Spielen hatte und Dir prompt beim Hören wie der Schalk in den Nacken springt. Der strahlt zum einen aus den augenzwinkernden, verschroben-witzigen Texten und Songtiteln, in denen es mal um Wiesel geht, dann um die schrullige These, daß die Wahrheit seltsamer ist als Angeln. Woanders besingen sie Entenzüge oder wieso man besser keine Kinder bekommen sollte. Die gute Laune durchhüpft aber gerade auch musikalisch den kompletten Songreigen - von den gemütlich scheppernden Rockern bis zu den leise perlenden Balladen wie dem in beschwingten Synkopen dahertanzenden "Hey tramp" oder dem fulminanten Abschluß "Treacle", der sich aus besengestreichelter Zartheit aufrappelt, die Leinen kappt und mit Schmackes in ein weit geschwungene, bläsergetragenes, Bombastfinale prescht. Der flotte Gang geschmeidig starker Stücke, der Mutterwitz, der Charme von Humor, feinen Melodien, originellen Instrumentierungen und Dan Michaelsons gemütlichem Gebrummel verquirlen sich auf "Schmotime" zu einer beschwingenden Mischung. Fast zum Knuddeln.

(Ole Cordsen)

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Highlights

  • Hey tramp
  • There's a body in a car somewhere
  • Treacle

Tracklist

  1. More trouble
  2. We should never have children
  3. Getaway
  4. Hey tramp
  5. You try sober
  6. There's a body in a car somewhere
  7. Weasel
  8. Truth is a stranger than fishin'
  9. Duck train
  10. Something to bang
  11. Treacle

Gesamtspielzeit: 41:06 min.

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