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Epo-555 - Mafia

Epo-555- Mafia

Crunchy Frog / V2 / Rough Trade
VÖ: 28.04.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Rechtsbruch

Indierock aus Skandinavien, gehalten von einem schnuckeligen Rahmen aus Synthietastenhau hier und klöppelndem Beat da. Alles schon tausendfach gehört. Irgendwann verliert man einfach die Lust, sich in einer Tour Landschaften aus gutaussehenden blonden Frauen und bergverzierten norwegischen Fjorden vorzustellen. Am liebsten möchte man jede weitere Platte, die in diese Kategorie fällt, in denselben versenken. Es müssen schon stichhaltige Gründe sein, die davon jetzt noch abhalten könnten.

Jetzt also bitte mal flott folgendes imaginieren: WG in Kopenhagen, Dänemark. Eine nüchtern und minimalistisch eingerichtete Küche, Wände aus rotem Backstein, ohne Tapete und etwas abbröckelnd. In der Mitte der Küche ein riesiger Tisch aus massivem Holz, darum gruppiert vier Menschen. Drei Männer und eine Frau, Typ stylo-studentisch. Auf dem Tisch steht ein großer Mixer. Neben dem Mixer stapeln sich bis an die Decke Platten und CDs, systematisch geordnet: Noiserock, Progrock, Elektronika, Pop, Gitarrenwände, Synthesizer classics. Jetzt schmeißt die Frau den Mixer an, die Männer stehen alle auf und schmeißen jede Platte mit einem genießenden Lächeln hinein. Krabummknirsch. Fünf Minuten später: Die Gruppe sitzt wieder ganz ruhig am Tisch, keine Spur mehr vom großen Aufruhr. Alle haben übergroße Kopfhörer auf, wippen rhytmisch mit ihren Oberkörpern und blinzeln in die Sonne.

Epo-555: Ein Bandname, der unvermittelt Millionen primitiver Wortspiele und Andeutungen nach oben poltert. Das gemahnt schon eher an Urinproben beim Radsport. Nachdem sich diese lästigen Störeinflüsse aus dem Denkhorizont verzogen haben, kann man sich in Ruhe dieses schönen und klaren Albums annehmen. Synthetische Drums pluckern von Anfang an grundsympathisch unter den Stimmen von Mikkel Max Hansen und Camilla Florentz. Bevor es richtig noisig werden kann, wird sofort eingegriffen und ein Poprefrain nach dem anderen eingeschoben. Moment! Das ist doch eine Halluzination. Oder haben da gerade wirklich Belle & Sebastian ihre Köpfe in die Tür gestreckt? Okay, dazu gehört schon eine gehörige Portion Phantasie, aber "Harry mämbourg" klopft in den Soloparts diese Assoziation so offensiv ins Hirn, da muß was dran sein.

Die Dänen legen nach dem Debutalbum "Dexter Fox" eine Platte auf, bei der man sich nicht gleich nach der ersten Runde in Superlativen verheddert. Spätestens nach Runde drei hat "Mafia" aber umso deutlicher an Potential hinzugewonnen, fühlt sich leidenschaftlich und prall gefüllt mit Enthusiasmus an. Wenn man einmal von "Maid in China" (Gehe in das Wortspiel-Gefängnis. Begib Dich direkt dorthin. Gehe nicht über Los. Ziehe nicht DM 4000 ein.) absieht, das sich allzu leichtertig in Hymnenhöhe aufschwingt. Epo-555 haben aber bei der Zutatenauswahl für die anderen zehn Songs alles richtig gemacht: warme, gleichmäßige Popstimmen, nicht zu fricklige, aber auch nicht zu gewöhnliche Synthies, gezielt eingesetzte, kurze Lärmwände. Und am Ende weiß man dann doch wieder: Unterschätze niemals diese Dänen.

(Stefan Kesselhut)

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Highlights

  • Harry mämbourg
  • Pizza Tintin

Tracklist

  1. Spirit of fun
  2. Hyperschlieb
  3. Grisslappan
  4. Harry mämbourg
  5. Pizza tintin
  6. Tess la coil
  7. The final surf
  8. Centipede
  9. Maid in china
  10. Examinor
  11. Überholen hat keinen Zweck

Gesamtspielzeit: 39:06 min.

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Threads im Plattentests.de-Forum

  • Epo-555 (7 Beiträge / Letzter am 22.05.2006 - 11:41 Uhr)

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