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Subterfuge - I do birds

Subterfuge- I do birds

Blickpunkt Pop / EFA
VÖ: 08.01.2000

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Singvögel und Luftschlösser

Fällt der Name Düsseldorf, muß man in erster Linie an Altbierlieder, Opelgangs und eisgekühlten Bommerlunder denken. Das ist deshalb ein wenig schade, weil dort eine Band namens Subterfuge ansässig ist, die beweist, daß in der Rheinmetropole auch jenseits der Toten Hosen musikalisches Leben existiert. Nach Labelquerelen und internen Umbesetzungen ist das Quintett mit seinem dritten Album "I do birds" nun im kleinen, aber feinen Hause Blickpunkt Pop gelandet, das auch schon den Sportfreunden Stiller als Karrieresprungbrett gedient hat. Dasselbe möchte man auch den Mannen um Sänger Thomas Baumhoff wünschen, denn mit "I do Birds" haben sie uns einmal mehr eine wunderschöne Gitarrenpop-Platte mit erheblichem Ohrwurmfaktor beschert.

Statt auf plumpen Haudrauf-Punkrock setzen Subterfuge auf filigrane Popsongs, die musikalisch bei weitem nicht so tot wie Campinos Hosen sind, auch wenn zwischen den Zeilen mehr als nur die eine oder andere Referenz an die verblichenen Sechziger zu entdecken ist. Unter der Obhut von Produzenten-As O.L.A.F. Opal (Readymade, Liquido) wildert die Band bedächtig auf dem weitläufigen Feld der gepflegten Gitarrenmusik der letzten 30 Jahre herum. Zwei Elemente ziehen sich dabei wie ein roter Faden durch die Tracks und markieren den Subterfuge-typischen Sound. Das sind zum einen die himmlischen Melodien, die Baumhoff & Co. mit einer Leichtigkeit hervorzaubern, als wären sie beim Songschreiben tatsächlich auf dem Rücken von Vögeln durch die Lüfte geschwebt, und zum anderen die herrlich melancholischen Texte.

Würde man die Lyrics in die deutsche Sprache übersetzen, müßte unweigerlich tocotronische Gymnasiasten-Poesie an den verfilzten Haaren herbeigezogen werden. Im clubtauglichen "Silly girl" wird die ewig unerreichbare Disco-Königin besungen. Bei dem mit schicken Bläsern ausgestatteten "T-shirt song" beklagt Baumhoff den verpfuschten Abend mit der Angebetenen ("The sex we haven't had is that what I miss"), während die Angst vorm Erwachsenwerden in den Texten ohnehin allgegenwärtig ist. Wenn Baumhoff solche Songzeilen mit höchster emotionaler Intensität singt möchte man ihm am liebsten mit den gutgemeinten Worten "Klar Mann, kenn' ich doch alles" freundschaftlich auf die Schulter klopfen.

Auch wenn auf "I do birds" ein Hit im eigentlichen Sinne fehlt, und sich bei den größtenteils soften Nummern gelegentlich Monotonie einschleicht, können die Düsseldorfer das hohe musikalische Niveau über die gesamte Spielzeit halten. Wie Subterfuge auf "Baby in my pocket" drei Minuten lang eine geradezu elektrisierend intensive Spannung aufbauen, die eine krachende Gitarreneruption erwarten läßt und sich stattdessen in verträumter Harmonie auflöst, hat große Klasse. Die Frage, ob die Welt ein weiteres Album wie dieses braucht, läßt sich dennoch nicht ganz wegwischen. Schließlich sind die musikalischen Felder, in die sich Subterfuge damit setzen könnten, schon längst von etablierten Bands wie Miles oder The Go-Betweens abgegrast. Das Quintett wird es schwer haben, mit "I do birds" einen Platz für sich zu ergattern und die fehlenden musikalischen Innovationen machen da die Sache nicht gerade leichter. Aber auch wenn sich Subterfuge noch nicht ganz über die Wolken hinaus zum (Pop-) Himmel schwingen können, müssen sie vor einer Bruchlandung keine Angst haben. Denn wie sangen die Eels auf ihrem letzten Album luftig pfeifend: "I like birds". Dem kann man sich nur anschließen.

(Christof Nikolai)

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Highlights

  • T-shirt song
  • Silly girl
  • Baby in my pocket

Tracklist

  1. Stay cool
  2. T-shirt song
  3. Material boy
  4. I do birds
  5. Silly girl
  6. Slatter and his dog
  7. Meadow fresh
  8. Tricycle race
  9. Different city
  10. Carpenter girl
  11. Blind
  12. Baby in my pocket
  13. Fear of flying

Gesamtspielzeit: 50:30 min.

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