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Whirlpool Productions - Lifechange

Whirlpool Productions- Lifechange

WEA
VÖ: 18.12.2000

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schluß mit Blubberbläschen

Wer kennt sie nicht, die netten Herren vom DLRG? Sie stehen am Rande des Schwimmbeckens und wachen darüber, daß sich niemand die Atemwege mit zuviel chlorhaltigem Wasser ruiniert. Eine ähnliche Funktion für ausgesuchte, schweißgetränkte Tanzflächen erfüllten in den Neunzigern Whirlpool Productions. Nun gehört normalerweise der Bereich der Blubberbläschen nicht zum gesonderten Aufsichtsbereich eines Bademeisters. Solche unbeaufsichtigte Momente nutzen Justus Köhncke, Hans Nieswandt und Eric D. Clark dazu, allerlei Kraut und Rüben herbeizuschleifen. Schnell wird der Thermostat des Whirlpools mächtig nach oben geschraubt und im Nu hat man damit einen erstklassigen Kochtopf parat.

Daß viele Köche den Brei nicht zwangsläufig verderben, bewiesen bereits die Alben "Brian De Palma", "Dense music" und "???" (sic!). Leicht neben der Schnur, aber immer auf der Höhe der Zeit, peppen sie ihr zwar heterogenes, aber dennoch äußerst bekömmliches Gebräu mit ganz persönlichen Gewürzen auf. Statt stromlinienförmig dahinplätschernde Chartssuppe herbeizuköcheln, verpassen die drei Kölner Köche ihren Töpfen ausgewählte Ecken und Kanten. Wo Stars und Sternchen ihre Stimme mittels Software gemeinhin korrigieren lassen, verzichtet man hier lieber auf die perfekte Intonation. Genauso zufällig, wie sie zu ihren oft abstrusen Ideen kommen, fanden sie ihre Songs plötzlich als Hits wieder. Daß sie völlig überraschend mit Kleinoden wie "The cold song" oder "From disco to disco" sogar Clubs und Charts stürmen konnten, stellt so wenigstens eine kleine Gerechtigkeit in der Welt der Tanzmucke von der Stange dar.

Das lose Kollektiv, das Whirlpool Productions darstellte, sorgte gelegentlich für so etwas wie Anstand und Anspruch auf den hiesigen Dancefloors. Das Album fügt nun die Puzzlestücke aller drei vorangegangenen Alben zusammen. Doch wie der Albumtitel "Lifechange" schon andeutet, hinterließen die Veränderungen im Leben ihre Spuren auch hier. Ob nun bei Livetracks wie "Bottles" die spontane Synergie der drei durchschimmert oder die persönlichen Spezialitäten zum Zuge kommen wie in "A game to play" und "What I see", kommen die Tracks trotz aller Unterschiede dennoch fast immer wieder auf einen gemeinsamen Nenner. "Music is all we need to get by" heißt es im beseelt gospelnden letzten Track, der in seiner sympatischen Naivität vollkommen der Wahrheit entspricht. Und doch ist "Lifechange" auch ein Ausblick in eine Zukunft ohne Whirlpool Productions. "Da wir kein klassisches Bandgefüge hatten, kann man also auch nicht von einer Auflösung sprechen", stellen Nieswandt und Clark fest. Auch wenn quietschende Orgeln, zurückgelehnte Gitarren, blubbernde Baßfiguren und flockige Grooves von Traffic-Drummer Jim Capaldi im Titelsong des Albums auf eine Melodie treffen, für die mancher Pop-Produzent den einen oder anderen Mord begehen würde, kann diese den aufkommenden Wehmut nicht ganz verdrängen.

Selbstverständlich biedert sich auch dieser letzte Gruß an die Charts nirgendwo an. Der ganz große Wurf ist dem ungleichen Trio so denn auch mit "Lifechange" nicht gelungen. Auf geschmackvollen Dancefloor-Anarchismus aus dem Hause Whirlpool Productions wird man in Zukunft leider verzichten müssen.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Moonshine
  • Lifechange
  • What's that sound

Tracklist

  1. Moonshine
  2. Bottles
  3. Lifechange
  4. Quiet storm
  5. What I see
  6. Heartache
  7. Calm down
  8. Slow burn
  9. A game to play
  10. Mayflower
  11. A into Z
  12. What's that sound
  13. Hold your head up

Gesamtspielzeit: 53:11 min.

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