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Eef Barzelay - Bitter honey

Eef Barzelay- Bitter honey

Fargo / Rough Trade
VÖ: 24.03.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Beobachtungsgabe

"That was my ass you saw bouncin' / Next to Ludacris / Was only on the screen for a second / But it's kinda hard to miss." Vermutlich ist Clem-Snide-Frontman Eef Barzelay der einzige Mensch, der überhaupt auf eine Idee wie diese kommt: ein Album mit den bemitleidenswerten Gedanken eines spärlich bekleideten Bootyshake-Girls zu beginnen, das sich im Dienste eines würdelosen Hip-Hop-Videoclips prostituiert. Ganz bestimmt aber schafft es niemand außer Eef Barzelay so elegant, eine derart kurios eröffnete Platte mit einer herzzerreißenden Coverversion von "Joy to the world" zu schließen. Allerdings geht es ihm dabei keineswegs, wie man etwa annehmen könnte, um eine humoristische Examinierung seltsamer Existenzen. Ganz im Gegenteil: Er ist ein mitfühlender Beobachter, der mit beamtischer Sorgfalt in die Rolle des Beobachteten schlüpft. Um selbst zu spüren, wo dessen Leben zwickt: "I wasn't really drunk / I was just pretending / Because I wanted so much / To feel the way you do."

Auf seinem ersten Solo-Album präsentiert sich der mittlerweile von Brooklyn nach Nashville umgesiedelte Barzelay als akustikgitarrenbegleitete One Man Show und zeigt, wie viel wenig sein kann. Sein freundlich in Richtung Country zwinkernder Indie-Folk kommt locker mit einer Handvoll Akkorde aus - hat jedoch stets die schönstmögliche Melodie und die cleversten Worte dazu parat. Und die Balance zwischen langsamen und schnellen Stücken, aber auch jene zwischen Dur und Moll hat er bestens im Griff. Der "Escape artist" entfesselt einen Harmoniewechsel, der es mit den größten Gänsehautprovokationen aus fünfzehn Jahren Clem Snide aufnehmen kann. Und klar, Eefs sympathisch derangierte Stimme gehört zum Wiedererkennungswertvollsten, was das musikalische Universum zu bieten hat.

Wenn ein Album schon so ein hübsches Paradoxon auf seiner Namensplakette trägt, dann ist es ja fast zwingend, daß es auch aus zwei kontrastierenden Hälften besteht - aus der bitteren (Songs 1-5) und aus der süßen (Songs 6-10). Letztere wird mit Vogelgezwitscher und dem lieblichen Frühlingsgefühlsausbruch "Little red dot" eingeläutet. Auch wenn man Eef Barzelay Erkenntnisse wie "Love's the most tender illusion" sofort und dazu noch selig lächelnd abnimmt: Am besten ist er nach wie vor als ebenso lakonischer wie schonungsloser Berichterstatter zwischenmenschlicher Komplikationen, die für gewöhnlich übersprungshandelnd dem Schweigen übergeben werden. Weil sowieso schon alles egal ist und die berühmten drei Worte ihren weniger populären Kollegen "Nothing means anything", kurz "NMA", Platz machen mußten. Apropos kurz: Etwas mehr als knapp über dreißig Minuten hätten es schon sein dürfen, Herr Barzelay. Aber immerhin besser als eine magere Sekunde in einem Hip-Hop-Video.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Ballad of bitter honey
  • NMA
  • I wasn't really drunk
  • Escape artist

Tracklist

  1. Ballad of bitter honey
  2. Thanksgiving waves
  3. NMA
  4. Well
  5. Words that escape me
  6. Little red dot
  7. Let us be naked
  8. I wasn't really drunk
  9. Escape artist
  10. Joy to the world

Gesamtspielzeit: 31:38 min.

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  • Eef Barzelay (14 Beiträge / Letzter am 13.03.2012 - 19:57 Uhr)

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