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Van Morrison - Pay the devil

Van Morrison- Pay the devil

Universal
VÖ: 03.03.2006

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Leere Taschen

Seit "Walk the line", jenem Kinofilm über das Leben Johnny Cashs, Norah Jones' The Little Willies und der omnimedialen Präsenz der Band Texas Lightning von Olli 'Ditsche' Dietrich hat ja das musikalische Genre Country über die Grenzen von Generationen hinweg offenbar Konjunktur. Solche, deren Vorstellung von Countrysound vorher lediglich durch den "Cotton-eye Joe" geprägt war, sind plötzlich Feuer und Flamme für einen Sound, der vielleicht mehr als jeder andere Stil für konservative Werte einsteht. Die piefige Alte-Männer-Musik jetzt also als der neueste Schrei auf dem Musikmarkt? Der Sound des prüden Teils von Amerika als Jedermanns Darling?

Werfen wir einfach mal ein wenig Eurocents in die Jukebox und wünschen uns "Pay the devil", das neue Album von Van Morrison. In den Americana-Rummel hinein tritt nämlich nun nun ein alter Mann ein, dem Moden und Stile immer ziemlich schnuppe waren. Es sollte also weder an Texas Lightning noch an Reese Witherspones Oscarmeriten oder gar Jones' Gezwitscher liegen, daß Van Morrison nun auf Country macht. Doch für "Pay the devil" hat der Belfast Cowboy nun einen echten Stetson auf. Zwar trifft der kleine Insulaner mit der großen Stimme damit musikalisch den Zahn der Zeit. Die Musik, derer sich Van Morrison annimmt, wird jedoch jenseits von Fanzirkeln kaum Gehör finden.

Das Beste an Morrison ist seine unschlagbare Stimme, die so viel Soul in sich trägt, wie ein Whiskeyglas an Prozenten faßt. Aber was macht der Ire auf "Pay the devil"? Er schnappt sich die ewigen fünf Topoi des Country und gestaltet aus diesen einen Titelmix aus eigenen und Fremdkompositionen: Liebe, Verlust, Leben, Sünde und Errettung. Es geht also um Kohle und Cash und wie man beides los wird. Die Jukebox wartet: Webb Pierces "There stands the glass" (Sünde), gleichzeitig einer der besten Songs, macht den Anfang. Alles dabei, was einen guten Countrysong ausmacht. Der Klassiker "Half as much" (Liebe) startet anschließend mit einer atmosphärischen Slide-Gitarre. Altbacken und eher was für die Abteilung intime Verehrer. "Things have gone to pieces" (Verlust) weiß dann mit den nächsten paar Münzen nicht viel mehr als durch seine stringente Midtempo-Schunkellaune zu unterhalten. Dazu das ewige Wehklagen alter Männer ohne Anhang: "All the things have gone to pieces since you left me." In "Big blue diamonds" (Leben) duelliert sich Morrison dann kompensatorisch mit einer ganzen Armada von Damenstimmen. Endlich wieder mit Anhang. Und plötzlich ist der Sound doch wieder mehr Soul als Country.

Ein paar Pennys für die Jukebox haben wir noch. Werfen wir sie ein: Mit "Your cheatin' heart" covert Morrison einen Song des großartigen Hank Williams. Immer wieder die Liebe, die sich allzu zaghaft zeigt: In "What am I living for?" fleht der Van The Man eine Angebetete an: "What am I living for, if not for you / To feel your lips on mine and hold you tight?" Bekenntnisse eines Leidenden. Wir wären fast am Ende der Platte und bei der restlosen Leerung der Geldbörse angekommen. Aber war da nicht noch was? Fehlt da nicht no etwas? Richtig mitgezählt- Deshalb ist es manchmal auf Alben wie in Filmen. Die enden auch oft happy (wenn sie nicht gerade das Leben von Johnny Cash erzählen). Morrison setzt an das Ende dieses Albums seine ganz zurückgelehnte Interpretation von Rodney Crowells "Till I gain control again". Der Sänger findet also die Kontrolle wieder. Und da haben wir unseren fünften Topos: Errettung. Nur die Kohle, die ist nun restlos zum Teufel.

(Sebastian Peters)

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Highlights

  • There stands the glass
  • Things have gone to pieces
  • Till I gain control control again

Tracklist

  1. There stands the glass
  2. Half as much
  3. Things have gone to pieces
  4. Big blue diamonds
  5. Playhouse
  6. Your cheatin' heart
  7. My bucket's got a hole in it
  8. Back street affair
  9. Pay the devil
  10. What am I living for?
  11. This has got to stop
  12. Once a day
  13. More and more
  14. Till I gain control again

Gesamtspielzeit: 46:18 min.

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