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Rocky Votolato - Makers

Rocky Votolato- Makers

Eat Sleep / Second Nature / PIAS / Rough Trade
VÖ: 03.03.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Aufputschmittel

Tränenverhangen schleicht der Blick aus dem Fenster. Sehnsüchtige Seufzer durchbrechen die Stille. Schulterzucken, Kloß im Hals, gesenkte Augenlider. Einer dieser einsamen Tage, an denen die Wehmut jeden klaren Gedanken zerrieseln läßt. Gerade an einem solchen Tag kann Dir ein Album ans Herz wachsen wie ein guter, alter Freund, der Dich in den Arm nimmt und von dem Du Dich verstanden fühlst; der kein großes Brimborium veranstaltet, nicht viel sagt, nicht groß auffällt, sondern einfach da ist, Dich umfängt und Dich tröstet. Ein Freund, der in glückseligen, überschwänglichen Zeiten vielleicht ein wenig aus dem Blickfeld gerät, weil er sich lieber still und schüchtern im Hintergrund agiert, von dem Du aber weißt, daß er in schweren Zeiten felsenfest an Deiner Seite steht. Klingt kitschig? Ist aber so.

"Makers", das neue Album von Rocky Votolato, ist solch ein Album. Noch stiller und zurückgezogener als seine schon vergleichsweise ruhigen Vorgänger wie "Suicide medicine" schlurft es Dir entgegen. Unrasiert, mit trockener Haut, spröden Lippen und vor dem ersten Morgenkaffee eher schweigsam. Nirgends aufdringlich und fast ein wenig unauffällig, ist es von Anfang an zwar sympathisch. Seinen wahren Wert enthüllt es aber erst bei der dritten oder vierten Begegnung. Zumeist sind da nur er, der nette Kerl aus Seattle mit seiner samtrauhen Stimme, und seine Akustikgitarre, die die Songs tragen. Mal gezupft, mit herrlichem zweistimmigem Gesang, wie in "White daisy passing", oft gemütlich geschrubbt. Der kleine Rest vergangener Emo-Anklänge ist über Nacht nun auch aus dem Fenster geklettert und weggeflogen. Stattdessen kommen Simon und Garfunkel immer mal wieder auf ein Feierabendbier vorbei, und in der Ferne erblickst Du den Umriß eines einzelnen Cowboys, der in den Sonnenuntergang reitet.

Hier eine wehmütig wimmernde Mundharmonika, da eine betrunkene Pedal-Steel-Gitarre, vereinzelt perlen schüchterne Klaviermotive, im Hintergrund raschelt ein vorsichtig geschüttelter Shaker. Sorgsam, aber dezent streut Rocky ergänzende Klangfarben in seine entschlackten Songs. Abgesehen von einer einsam in der Ecke knieenden Bassdrum dauert es bis zum achten Stück, dem countryesken "Tennessee train tracks", daß sich überhaupt ein Schlagzeug wahrnehmbar in die Songs verirrt und die Stille ein wenig aufwühlt. "Makers" durchzieht eine brüchige Melancholie, doch das Licht am Ende des Tunnels gerät nie aus dem Blick. Und es ist keine Taschenlampe am Ende einer Klopapierrolle. "Makers" begleitet Dich in trauriger Niedergeschlagenheit, doch es wirft Dich nicht in den Abgrund. Reicht Dir vielmehr die Hand, hält Dich fest und ermutigt Dich, inmitten aller Düsternis, den Blick nicht nur auf die Füße fallen zu lassen. Und das ist mehr, als man von einem Album verlangen kann.

(Ole Cordsen)

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Highlights

  • White daisy passing
  • Where we left off
  • Makers

Tracklist

  1. White daisy passing
  2. Portland is leaving
  3. The night's disguise
  4. She was only in it for the rain
  5. Uppers aren't necessary
  6. Wait out the days
  7. Streetlights
  8. Tennessee train tracks
  9. Goldfield
  10. Tinfoil hats
  11. Where we left off
  12. Makers

Gesamtspielzeit: 38:32 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Pascal
2006-06-08 14:36:29 Uhr
Der Kerl fasziniert mich immer mehr. Ganz großes Debut-Album, auch die neue entwickelt sich prächtig. Sicherlich oben bei mir zu finden am Ende des Jahres. Ähnlich gut ist auch die neue Howie Beck, auf die ich hier gerne nochmal verweisen möchte;)
Pure_Massacre
2006-06-01 20:24:03 Uhr
"White daisy passing" ist ganz fantastisch. Bisher einer der besten Songs in diesem Jahr. Das komplette Album kann mich da leider nicht so überzeugen. "Gut" ists natürlich trotzdem.
Pascal
2006-06-01 19:35:20 Uhr
Habe mir jetzt auch mal die älteren Platten besorgt. Ganz großer Mann, "Suicide Medicine" sticht schon ein bisschen heraus, aber mehr im Sinne der Art, wie er die Emotionen rüberbringt. Ist die erste gleichnamige Platte noch sehr sagen wir mal verschüchtert, kommt "Suicide Medicine" dem Begriff Emo ("Automatic rifle") schon sehr nahe. Alles tolle Platten, sollte man kennen;) Gut, dass ich diesen Schritt jetzt einigen voraus bin;)
Pascal
2006-05-28 19:25:53 Uhr
@Obrac:

Ja, die "Faya" hab ich, bis jetzt allerdings "nur" für gut befunden. Beginnt recht stark, lässt in meinen Augen aber später etwas nach. Müsste ich mir nochmals anhören, hab ich jetzt schon ne zeitlang nicht mehr im Cd-Spieler gehabt.
losT
2006-05-28 10:50:03 Uhr
Ich denke Suicide Medicine ist um einiges besser als Makers...was noch nicht heissen muss das Makers nicht gut wäre. Einige Füller sind allerdings schon drauf und das war bei SM halt nicht der Fall. Zum Teil klingen die Stücke auf der Makers etwas "uninspiriert" (zB Streetlights oder Where we left off). Trotzdem...allein die Stimme von Rocky macht jede seiner Platten zu einem Genuss.
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