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Eine Oliver Twist Kooperation - Tausend kleine Tänze

Eine Oliver Twist Kooperation- Tausend kleine Tänze

Rewika / Al!ve
VÖ: 27.01.2006

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Tanz den Adorno

Hurra! Deutsche Musik nervt endlich wieder. Nein, nicht weil man sie ständig auf jeder Frequenz um die Ohren geschmiert bekommt. Sondern weil sie vorsätzlich verstört und Lärm um des Lärms Willen als einigermaßen okay empfindet. Welch Unwohltat! Nun klingt natürlich nicht alles, was mit Goethes Sprache ansatzweise Erfolg feiert, so penetrant anbiedernd wie Silbermond, die Söhne Mannheims oder Chansonzwerg Annett Louisan. Es gab in den letzten Jahren durchaus einige Bands, die einen Dreck (im doppelten Wortsinn!) auf Melodieseligkeit gaben. Die Türen. Nachlader. NMFarner. Mediengruppe Telekommander. You name it. Wenn Du die Spex gelesen hast, that is.

Auch den gern verkannten Parolenschmieden Von Spar fiel einiges an deutschen Texten zu mutwillig zerlegter Popästhetik ein. Und wer sich genauer mit den Kölnern befaßte, stellte die Personalüberschneidung mit den Postcore-Pop-Kreuzüberern The Oliver Twist fest. Die kreischten zwar bislang vorwiegend in Englisch, erdeten aber ihren verorgelten Postcore ebenfalls mit pastellgetönten Eighties-Referenzen. Das führte schon auf "New tricks and traps" zu verrenkten Hüften und allerlei krachigem Schabernack. Und genau diese liebenswerten Spinner versuchen nun als kunstinteressiertes Kollektiv Eine Oliver Twist Kooperation Zicken und Gezappel unter eine Kappe zu bringen. Bühne frei für "Tausend kleine Tänze"!

"Wir sind die Hochkultur der Trashkultur / Und sehn so gut aus im Discolicht." Mit solchen Slogans über nervösem Gitarrengetaumel hat man natürlich erst einmal gewonnen. Von links und rechts schnippt es. Irgendwelche Elektronikreste flackern. Bontempi-Ska und Westentaschen-Morricone meet Rotznasen-Funk und Schweineblues. Jeder darf mal, mindestens 15 Beteiligte wollen repräsentiert werden. Und plötzlich verspricht triefendes Saxophongesäusel Erholung. Ein Trick, ein fieser Trick. Selbstredend. Eine Oliver Twist Kooperation gönnt einem die Ruhepausen nämlich lediglich zum kurzen Luftholen vor dem nächsten gestellten Bein. Zitate dienen als Fußangeln, ständig begehen vermutete Melodien Selbstmord, und der einzige rote Faden heißt Stylehopping.

Von berufener Seite mag man das mit dem durchgeknallten Frühwerk von Frank Zappa vergleichen. Whatever. Papier ist geduldig. Dafür sind die Texte mal wieder reif für die Spraydose: "Widerstand und Kontroversen / Und alle Affen schreien: 'Das ist Party.'" Konsumkritik, Globalisierungsveralberei und Doppelmoral reiten auf Housebeats und New-Wave-Riffs. LoFi statt Hard-Fi. Außerdem gibt's in "Salto mortale" noch das ultimative Totschlagargument: "Oder auch nicht." Eben.

(Eine Oliver Ding Rezension)

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Highlights

  • Süffisant
  • Kakumei ka
  • Heliotrop
  • Coquette in A
  • Salto mortale

Tracklist

  1. Euphorisch
  2. Süffisant
  3. Expressivo
  4. Kakumei ka
  5. Heliotrop
  6. Coquette in A
  7. Kirmes alaaf
  8. Eklektisch spiegeln
  9. Salto mortale
  10. Apokalyptisch

Gesamtspielzeit: 31:18 min.

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