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Lightning Bolt - Hypermagic mountain

Lightning Bolt- Hypermagic mountain

Load / Cargo
VÖ: 13.01.2006

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Gipfel

Südostengland, eine Sonntagnacht im Frühling vor zwei Jahren: Sonic Youth haben eben aufgehört zu spielen. Das "All Tomorrow's Parties"-Festival, drei Tage Wahnsinn, das letzte Konzert ist vorbei. Scheinbar. Der Schweiß des Abends kondensiert an der Hallendecke, tropft wieder runter, sucht sich aus dem Ganzen den Weg zurück in die Poren. Thurston Moore schreit etwas, Köpfe drehen sich: zwei Typen stehen bei der Bar. Einer mit Baß, eine Effektbank vor den Füßen, der andere trägt eine Fetzenmaske, sitzt am Schlagzeug und schreit "Sit down! Sit down!", gefiltert und verhallt.

Hunderte von Kids scharen sich um die Gestalten. Ich auch. Frage mich, wie sie spielen wollen, wenn die ganzen Jungs und Mädels fast über das Pedalarsenal in ihrer Mitte stolpern. "Sit down!". Sekunden später hat die Band ein paar Hundert neue Fans gewonnen. Mich auch. Die Posterboys des Special-Interest-Labels Load aus Providence, Rhode Island: Lightning fucking Bolt. "Hypermagic mountain" ist bereits ihre vierte Platte. Leider die erste, die in Deutschland veröffentlicht wird, trotz Tour im Herbst 2004. Dennoch: Lieber spät als nie.

Und glücklicherweise ist diese Platte mit fast einer Stunde Spielzeit nicht nur die bisher längste, sondern auch die beste. Grund dafür: Sie klingt wie Lightning Bolt. Ist näher dran am spezifischen Klang der Band, dichter, schneller, dicker, wahnsinniger als alles davor. Das Drum'n'Bass-Duo ist ultraökonomisch und maximal agil. Nah, direkt und eben: dicht. Schließlich hat die Band nicht nur den Abstand zum Publikum auf ein Minimum reduziert: Statt sein Herz auf der Zunge trägt Schlagzeuger Brian Chippendale sein Mikro im Rachen, auf Brian Gibsons Baß haben auch ein paar Gitarrensaiten Platz.

Rhythmus ist Melodie und die Grenzen der Technik ein Instrument wie jedes andere in diesem Niemandsland zwischen Avantgrind-Destillat und freiem Funpunk. Nicht nur der Klang ist dichter als früher, die Songs haben mitgezogen: Fast schon elegant spielt die Band mit der Zeitachse, wenn die Baßspur gegen das Metronom läuft und dazwischen die Musik oszilliert. Besonders gewagte Würfe finden sich im Mitteldrittel: Strukturen über den Haufen getrommelt, operieren Gibson und Chippendale hart an der Grenze zum Chaos. Auf der guten Seite, zum Glück. Schief steht einzig der zweitletzte Track "Infinity farm": Den haben sie sich an dieser Stelle noch nicht verdient. Ich drücke ein Auge zu, sit down, sit down.

(Adrian Schulthess)

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Highlights

  • 2morro morro land
  • Megaghost
  • Dead cowboy

Tracklist

  1. 2morro morro land
  2. Captain Caveman
  3. Birdy
  4. Riffwraiths
  5. Megaghost
  6. Magic mountain
  7. Dead cowboy
  8. Bizarro Zarro Land
  9. Mohawk Windmill
  10. Bizarrobike
  11. Infinity farm
  12. No rest for the obsessed

Gesamtspielzeit: 56:49 min.

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