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The Darkness - One way ticket to hell... and back

The Darkness- One way ticket to hell... and back

Atlantic / Warner
VÖ: 25.11.2005

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Feuersbrunft

An all die Zweifler und Kopfschüttler da draußen: Ihr könnt damit aufhören. Es hat keinen Zweck mehr, The Darkness sind nicht mehr aufzuhalten. Can't stop this thing we started, um es mit den Worten eines Altrockers der Vergangenheit zu sagen. Die Gegenwart, das ist The Darkness. All die Bryan Adams', Steven Tylers und Alice Coopers haben sie zum Frühstück verputzt. Sie sind mit einem einzigen Album, mit "Permission to land", tatsächlich zu einer Institution geworden. "I believe in a thing called love" taucht schon zwischen Bob Dylan, ABBA, Michael Jackson und Elvis auf einem Sampler auf, der sich "The world's greatest - The ultimate collection" nennt und die größten Hits aller Zeiten versammelt. Zudem werden The Darkness Fanpages gewidmet, die "Bad poetry" heißen. Soll heißen: Diese Band steht für Scheiße auf allerhöchstem Niveau. Aus dem anfänglichen Sparwitz ist längst ein Running Gag geworden.

Andere Bands würden sich nach einem solch rapiden Aufstieg über die Fallhöhe Gedanken machen. Und was macht Justin Hawkins? Denkt sich: Fallhöhe? Was kümmert's mich? Und bleibt mit seiner Stimme gleich für immer da oben, ganz weit oben, seeeehr weit oben. Er macht, was er will. Er zieht sein Ding durch, tunkt es in heißen Kakao, packt Sprühsahne obendrauf und serviert es der Damenwelt auf dem Silbertablett. Wer braucht schon Logik? Klar, eigentlich müßte man ja mit einem One Way Ticket für immer in der Hölle schmoren, bei The Darkness geht's einmal durch Luzifers Achterbahn - and back! Und auch, was Mama Hawkins früher ihrem Sohnemann erzählt hat, wie es alle Mamas ihren Sohnemännern erzählen, scheint dem guten Justin reichlich egal zu sein. Das "Kindchen, zieh Dich warm an!" ging wohl zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Und jetzt steht er da, mit seinem lächerlichen Fummel, und kommt sich toll vor. Aber, eine Frage noch, Justin: Zieht's da nicht ein bißchen ans Brusthaar?

Zum Glück ist auf "One way ticket to hell... and back" gleich gar keine Zeit für solche Lapallien. Und zum Nachdenken kommt man höchstens noch während des Intros: Ein Rudel ziemlich gregorianischer Mönche darf aus dem fernen Nebel den Chor brummen, wie es sich gehört. Dann kommt bei Sekunde 30 ein offensichtlich taubstummer Edward Simoni für Arme dazu und pustet die Panflöte durch den Wind. Bei Sekunde 60 schließlich tritt Justin Hawkins auf den Plan. Er schreibt nochmal in großen Buchstaben R-O-C-K an die Tafel, zieht kräftig den Rotz hoch, knackt mit den Fingerknochen und läßt es krachen: Nach gut einer Minute beginnt sie wieder. Die! ganz! große! Show! Und die erste Single "One way ticket". Klar, die klingt, als ob man über "I believe in a thing called love" einfach Pauspapier gelegt und das ganze mit einem Bleistift ordentlich durchgerubbelt hätte. Und doch ist es wieder ganz vorne mit dabei an der Bombastfront, läßt sich auf Anhieb mitsingen, läßt sich nicht leugnen. Jau!

Damit sind die Dämme gebrochen, können sich The Darkness alles erlauben und kommen doch damit durch. Mit "Knockers", das erst eine kleine Verschnaufpause einlegt, bevor Hawkins im Refrain natürlich doch wieder jault wie ein Pudel, dem ein Laster auf den Schwanz gefallen ist. Mit "Girlfriend", das ganz schön Alarm macht. Mit "English country garden", das Queens "Bohemians rhapsody" auf drei Minuten stutzt und damit auf die besten Gesangslinien und -harmonien. Mit der geplanten zweite Single "Is it just me?", die abgeht wie Schnitzel, Zäpfchen, Drecksau und Schmitz' Katze in Personalunion. Und tatsächlich gelingt The Darkness mit "Dinner lady arms" sogar ein erstaunlich geschmackvoller Rocksong, bei dem aber selbstredend wenigstens die Intonation geschmacklos ist - "aaaaaaaaaaaa-aaaaaaaaaarms around me". Das ist einmal mehr Vokalpetting für Fortgeschrittene.

"Bald" feiert fünfeinhalb Minuten lang die ganz große Sause mit Soli und dicker Hose, die sogar Slash und Axl Rose in den Ruhestand schicken. Und "Hazel eyes" gerät mit seinem pseudo-schottischen Getrommel und Dudelsackgetröte so grottig, daß es schon wieder der Song des Jahres ist. "Seemed like a good idea at the time" ist mit Akustikgitarren, Weihnachtsstimmung, Holzgeigen im Hintergrund und einer Arschgeige am Mikro die Ballade, die sich Meat Loaf schon seit Jahren aus seinen Wurstfingern zu saugen versucht. Und man muß tatsächlich bis zum zehnten und letzten Track und dem Schauerschinken "Blind man" warten, um einen schlechten Song zu finden. Wobei: Schlecht sind sie ja eigentlich alle, aber höchstens nach Maßstäben der Geschmackspolizei. Denn irgendwas machen The Darkness trotz allem wieder unglaublich richtig: Professionelleren, hochwertigeren und mitreißenderen Glam-/Hardrock, liebe Leute, kriegt Ihr zur Zeit nirgends. Weder bei den Alten noch bei den Jungen. Stimmt schon, Witze werden nicht besser, wenn man sie wiederholt. Aber man freut sich jedesmal, wenn man sie auswendig kennt. Einen noch, ja? Einen noch!

(Armin Linder)

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Highlights

  • One way ticket
  • Is it just me?
  • Seemed like a good idea at the time
  • Hazel eyes

Tracklist

  1. One way ticket
  2. Knockers
  3. Is it just me?
  4. Dinner lady arms
  5. Seemed like a good idea at the time
  6. Hazel eyes
  7. Bald
  8. Girlfriend
  9. English country garden
  10. Blind man

Gesamtspielzeit: 35:02 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
JD
2006-10-13 22:07:27 Uhr
Sehr gut. Hoffentlich kann man die jetzt endgültig abschreiben. Widerlich.
juan
2006-10-13 22:02:22 Uhr
Das Label hat sie gedroppt. Hehe...
exciter
2006-10-11 17:27:17 Uhr
so schlimm waren die nun auch nicht ;-)

natürlich nicht die lieblingsband des suizidgefährdeten indieaußenseiter, aber schon eine band mit der man spaß haben konnte und ein paar klasse songs waren schon dabei.

allein die beleidigten fressen der indie faschisten oder die truen heavies denen das zu schwul war, dafür hat es sich schon gelohnt die bei rock am ring live zu sehen.

acid
2006-10-11 16:57:32 Uhr
ich wette nach der therapie isser wieder in der band
wieso schon wieder ich?
2006-10-11 16:56:03 Uhr
da kann man mal wieder sehen das ruhm und diverse drogen einen das ganze tolle rockstar leben kaputt machen kann. naja den typen wird man wohl nie wieder sehen.
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