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Phillip Boa & The Voodooclub - Boa best singles

Phillip Boa & The Voodooclub- Boa best singles

Polydor / Universal
VÖ: 23.09.2005

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kraftausdrücker

Als Philipp Boa vor sechzehn Jahren mit "Container love" plötzlich in den Charts auftauchte, hatte er bereits vorgesorgt. Sollte der Song in die Top 40 steigen, würde er aus den Läden genommen. Boa und die Massen? No way. Denn der Aufschrei war ohnehin groß, als Boa für "Copperfield" bei Polydor unterschrieben hatte. Indieland fühlte sich hintergangen. Sellout und so. Dabei war die Musik immer noch so herrlich derangiert wie früher. Doch inzwischen stieß man unter der kaputten Oberfläche auf unverschämt zappelige Ohrwürmer.

In England war man schneller zu begeistern. Der legendäre NME warf mit "Single of the week"-Auszeichnungen für Boas Frühwerk nur so um sich. Zurecht. Denn wer könnte an der scheppernden Hibbeligkeit von "I dedicate my soul to you" vorbeihören, ohne das angenehme Gefühl zu bekommen, eine Horde Ameisen würde durch seinen Gehörgang krabbeln? Wer könnte den messerscharfen Stolperriffs von "Kill your ideals" widerstehen? Und paßt das Getaumel und Getrümmer von damals nicht verblüffend gut in das andauernde Postpunk-Revival?

Natürlich sind die Geigen von "Annie flies the love bomber" immer noch so anschmiegsam wie Fingernägel auf der Schiefertafel. Natürlich ist Boas Genörgel in "Container love" offensichtlich auf der Flucht vor dem Wohlklang. Und natürlich versucht der Voodooclub in "And then she kissed her" so ziemlich alles, um den endgültigen Popsong zu verhindern. Und scheitert gnadenlos. Aber, Himmel, was sind das für entzückende Sirenengesänge von Pia Lunda! Was sind das für spinnerte Harmonien voller Sperrfeuer und Störgeräusche, die die ebenso kaputten Geschichten vertonen wie treppabwärts fallende Hörspiele! Nie wußte man, welche Falle Boa als nächstes stellen würde. Wunderbar.

"Boa best singles" versammelt nun sechzehn verdammte Schlager aus Boas Feder und schwankt so von Hit zu Hit. Vom Zwangsjacken-Swing "Fine art in silver" über den "Container love"-Nachfolgehüpfer "Love on sale" und die säuselnde Psychopatholin "Atlantic Claire" bis hin zu den grinsenden Elektroploppern "Deep in velvet" und "Bells of sweetness". Und schenkt auch den Komplettisten noch vier zusätzliche Schmankerl. Da ist das sich hinter einer bröckelnden Klangmauer versteckende Joy-Division-Cover "Love will tear us apart" und drei Demos: das säuselnde "Scandal", der großmäulige Quasireggae "No no song" und die verspulte Berückung "And then she kissed her".

Doch kaum ist der Spaß vorüber, kommen die Fragen. Kein "Diana"? Kein "Albert is a headbanger"? Kein "Life after being a zombie"? Ach ja, "Boas best singles". Eine Auswahl. Schade zudem, daß Boa einen fetten Schwung großartiger Songs gerechterweise auf seinen Alben versteckte. Das hatte "Fine arts in silver", die vor einigen Jahren erschienene, andere Best Of, etwas besser durchschaut. Aber dafür setzt es hier nicht Westbams grauenvolle House-Verstumpfung von "This is Michael". Sondern das ewiglich großartige Original, das damals sogar die USA eroberte. Natürlich schmälern all diese Kleinigkeiten das Vergnügen an dieser Wagenladung Zappellaune aus "20 years of indie cult" nicht ansatzweise. Und vielleicht hilft diese Singleskopplung ja Indiedeutschland endlich bei der Erkenntnis, was es an diesem Rüpel hat. Boa ist ein Rockgott. Aber hoffentlich sagt ihm selbst das keiner.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • This is Michael
  • Atlantic Claire
  • Container love
  • Love on sale
  • And then she kissed her

Tracklist

  1. This is Michael
  2. Atlantic Claire
  3. Fine art in silver
  4. Deep in velvet
  5. Kill your ideals
  6. Love on sale
  7. Bells of sweetness
  8. Punch & Judy club
  9. I dedicate my soul to you
  10. And then she kissed her
  11. Fiesta
  12. Container love
  13. I don't need your summer (Blood strangled banner)
  14. Annie flies the love bomber
  15. Rome in the rain
  16. Black tiger
  17. Love will tear us apart
  18. Scandal (Preproduction demo)
  19. No no song (Preproduction demo)
  20. And then she kissed her (Original demo)

Gesamtspielzeit: 78:12 min.

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