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Mike Oldfield - Light + shade

Mike Oldfield- Light + shade

Mercury / Universal
VÖ: 07.10.2005

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Verdunkelung

Rrr-zzz. Rrr-zzz. Wir hören das Geräusch nicht allzu lauten, aber um so stetigeren Schnarchens. Es scheint ein tiefer, fester Schlaf sein. Möglicherweise versüßt von angenehmen Träumen. Weniger schön ist allerdings die Hintergrundmusik dieser Soundeffekte. Irgendjemand hat wohl den folgenschweren Fehler begangen, den neuen Tonträger von Mike Oldfield auf einen wehrlosen CD-Player loszulassen. Aber immerhin mußte der arme Hörer nicht lange leiden. Viel zu schnell entschlief er.

Dabei konfrontiert "Light + shade" - für besonders Mutige gleich als Doppel-CD ausgeliefert - die Gesellschaft mit beeindruckendem technischen Fortschritt. Das Album ist ein hervorragendes Anästhetikum. Anstatt chemische Keulen zur Narkose zu verwenden, könnten Mediziner künftig einfach auf Beschallung ausweichen. Unmittelbar verfällt der Körper in Tiefschlaf. Und das ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Man schlage bitte den Ex-Musiker für den Medizin-Nobelpreis vor.

Ex-Musiker? Nun, irgendwann in grauer Vorzeit hat Oldfield mal mit übereinandergetürmten Bandschlaufen für Furore gesorgt. Der enorme Erfolg von "Tubular bells" legte Anfang der Siebziger den Grundstein für das damals noch jungfräuliche Indielabel Virgin, und in den Achtzigern räumte er mit hartnäckigen Ohrwürmern wie "Moonlight shadow" oder "To France" ab. Das ist lange her. Längst hat sich Oldfield am Rechner zur Ruhe gesetzt. Statt der Gitarre faßt er nur noch die Maus an. Hin und her schiebt er abgenudeltste Synthwolken, unterlegt sie mit betäubten Rhythmen und monochromen Melodien. Irgendwann glaubt er, die jeweils richtige Position für diesen Kram gefunden zu haben. Und gibt dem fertigen Werk Namen wie "First steps" oder "Sunset". Vermutlich, weil es seine ersten Schritte mit einer neuen Software waren, die andauerten, bis er bei Sonnenuntergang keine Lust mehr hatte.

Das Ergebnis: "Light + shade" wurde derart mit Harm-, Belang- und Sinnlosigkeiten geimpft, daß man sich wundert, daß nicht schon der Laser der Abspielgerätes zu gähnen beginnt. Möglich, daß hier sogar die Nullen und Einsen im Polycarbonat gelangweilt Däumchen drehen und wegdämmern. Besonders hinterlistige Menschen verkaufen derlei Stillstand gerne als "Ambient" und verwenden Vokabeln wie "spacig" oder "atmospärisch". Das dürfen, nein, müssen Leute hören, die Moby für einen skrupellosen Brutalo halten. Oder Pink Floyd für hektische, hyperaktive Ballermänner. "Light" soll die sanfte Seite des Briten darstellen, während "Shade" sich der dunklen, modernistischen Seite widmet. A different kind of Schnarch. Rrr-zzz. Rrr-zzz.

(Oliver Ding)

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Highlights

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Tracklist

  • CD 1
    1. Angelique
    2. Blackbird
    3. The gate
    4. First steps
    5. Closer
    6. Our father
    7. Rocky
    8. Sunset
  • CD 2
    1. Quicksilver
    2. Resolution
    3. Slipstream
    4. Surfing
    5. Tears of an angel
    6. Romance
    7. Ringscape
    8. Nightshade

Gesamtspielzeit: 81:54 min.

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