Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Neil Young - Prairie wind

Neil Young- Prairie wind

Reprise / Warner
VÖ: 30.09.2005

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Time out of mind

Es ist lange her, daß Neil Young einfach ein gewöhnliches Album aufgenommen hat. Er muß das schließlich nicht mehr tun. Und vielleicht macht es ihm auch keinen Spaß mehr. Die Zeit hat er sich zuletzt jedenfalls vornehmlich mit der Vertonung hochtrabender Konzepte vertrieben. "Are you passionate?" sollte den 11. September aufarbeiten, geriet dem bald 60jährigen aber zum enttäuschend eindimensionalen Karriere-Lowlight. Und "Greendale" brachte vor gut zwei Jahren zwar die Wiedervereinigung mit Crazy Horse, konnte als Dokumentation amerikanischen Kleinstadtlebens aber auch nur in Ansätzen an alte Vorzeigetaten aus den 60ern und 70ern anschließen. Geht es um Neil Young, sind Anspruch und Wirklichkeit leider längst nicht mehr auf den gleichen grünen Zweig zu bringen.

"Prairie wind" macht sich vielleicht auch deshalb frei von übergeordneten, allzu erdrückenden Themenkomplexen. Der Songwriter zählt wieder mehr als das Konzept, obwohl Young sein 29. Studioalbum als Vollendung jener Trilogie ansieht, die er mit "Harvest" (1972) und "Harvest moon" (1992) begonnen hatte. Den Bogen zu diesen Platten schlägt "Prairie wind" aber erst in zweiter Linie auf inhalticher Ebene, vor allem orientiert es sich an deren reichem, country- und gospellastigem Sound. Würde nicht in jeder Pressemitteilung stehen, daß Neil Young diese LP in Nashville eingespielt hat, man wäre wohl auch von allein darauf gekommen.

Mitgemacht haben dabei selbstverständlich einige der abgeklärtesten Studiofüchse der Stadt. Die entscheidenden Impulse kamen diesmal aber vom Leben selbst. Young war schwer krank, befand sich wegen eines Hirnaneurysmas noch im Frühling in Behandlung. Mitte Juni verstarb außerdem sein 87jähriger Vater Scott. "Prairie wind" greift diese Themen auf, dreht sich um Vergänglichkeit, Kindheitserinnerungen und Familie, klingt dabei versöhnlich und manchmal auch beinahe verspielt. Die Mundharmonika geht ausgedehnten Expeditionen nach, die Pedal-Steel jault immer wieder auf. Gospeldamen helfen, wo sie können, Bläser verschaukeln nicht nur das leichtlebige Getöse aus "Far from home". Und mittendrin steckt ein Song über Elvis. Unverkrampft, lebendig, ein schiefes Grinsen im Gesicht.

Dennoch sind es die persönlichsten dieser Songs, die "Prairie wind" zu den besseren Neil-Young-Platten der letzten Jahre zählen lassen. Egal, ob sie nun wie der Titeltrack zur opulenten Komplettausstattung das Vater-Sohn-Verhältnis beleuchten. Oder mit "When God made me" als bloße Klavierballade und in sakraler Feierlichkeit auf ein Leben zurückblicken, daß sicherlich er-, aber noch lange nicht vollfüllt erscheint. Den Sound des Albums hätte man sich indes zwar noch etwas ruppiger und verbissener gewünscht. Und seichtes Gesumpfe wie "Falling off of the face of the Earth" am liebsten gar nicht gehört. Wenn sich Young aber im kämpferischen, überragenden "No wonder" nochmal an der eigenen Wut berauscht, möchte man ihm auch ganz andere Aussetzer verzeihen. Solche Momente sind schließlich weiterhin alles Gold der Welt wert. Heute vielleicht mehr denn je.

(Daniel Gerhardt)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • No wonder
  • When God made me

Tracklist

  1. The painter
  2. No wonder
  3. Falling off of the face of the Earth
  4. Far from home
  5. It's a dream
  6. Prairie wind
  7. Here for you
  8. This old guitar
  9. He was the King
  10. When God made me

Gesamtspielzeit: 52:07 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Dän
2005-10-15 13:44:22 Uhr
Mit "that song from 9/11" ist wohl "Lets roll" von Youngs vorletztem Album "Are you passionate?" gemeint. Und das mit Chris Rock dürfte sich wirklich auf die Oscars beziehen.
Obrak
2005-10-15 11:13:56 Uhr
Keep on rockin in the free world
Carsten Plötz
2005-10-15 10:00:09 Uhr
Bitte entschuldigt meine Unkenntnis, aber worauf bezieht sich in dem Song "No Wonder" die Textzeile "That Song from 9/11 keeps ringing in my head, I'll always remember what Chris Rock said) - Was sagte denn Chris Rock??? Spielt es möglicherweise auf Chris Rocks Moderation bei der Osca-Verleihung an, als er die Politik von Bush II scharf angriff? Würde mich freuen, wenn mir jemand das erklären kann!
Armin
2005-09-29 17:23:07 Uhr
Neil Young
Fast als hätte NEIL YOUNG noch einen Nachsatz zu seiner Greendale-Story geliefert, erzählt The Painter vom Leben und der Weisheit einer Malerin, die auf ihre eigene Geschichte zurückblickt.
Doch dies ist keine Nachlese, kein Endpunkt, im Gegenteil blicken die Protagonistin des Songs und NEIL YOUNG selbst in die Zukunft. Selbst von seinen gesundheitlichen Problemen, die im letzten Jahr das Schaffen NEIL YOUNGs bremsten, lässt sich der Meister des Folksongs nicht davon abhalten, lückenlos produktiv zu bleiben. Prairie Wind manifestiert zugleich die fortgesetzte Arbeit YOUNGs mit Warner Bros., die nach seinem Ausstieg bei Buffalo Springfield im Jahre 1969 begann.
Das Album "Praire Wind" wurde in Nashville eingespielt und zeigt NEIL YOUNG in musikalischer Begleitung von Keyboarder Spooner Oldham, Pedal-steel Gitarrist Ben Keith, Drummer Chad Cromwell, Percussionist Karl Himmel, Bassist Rick Rosas und Emmylou Harris sowie der Fisk University Jubilee Singers und weiteren Gästen.

"Prairie Wind" erscheint morgen in zwei Ausführungen: Als Einzel-CD und als CD mit einer High Resolution DVD-Stereo, auf der sich Filmmaterial zur Entstehung des gesamten Albums befindet.


Armin
2005-09-23 12:40:59 Uhr
NEIL YOUNG - Prairie World
CD, VÖ 30.09.2005
Selbst von seinen gesundheitlichen Problemen, die im letzten Jahr das Schaffen NEIL YOUNGs bremsten, lässt sich der Meister des Folksongs nicht davon abhalten, lückenlos produktiv zu bleiben und mit Prairie Wind den nach eigenen Aussagen dritten Teil der Trilogie Harvest, Harvest Moon und eben Prairie Wind zu schaffen. Das Album wurde in Nashville eingespielt und zeigt YOUNG in musikalischer Begleitung von Keyboarder Spooner Oldham, Pedal-steel Gitarrist Ben Keith, Drummer Chad Cromwell, Percussionist Karl Himmel, Bassist Rick Rosas und Emmylou Harris sowie der Fisk University Jubilee Singers und weiteren Gästen. Prairie Wind manifestiert zugleich die fortgesetzte Arbeit YOUNGs mit Warner Bros., die nach seinem Ausstieg bei Buffalo Springfield im Jahre 1969 begann. Zur jüngst geschlossenen Vertragsverlängerung äußerte sich YOUNG: Prairie Wind erscheint in zwei Ausführungen: als Einzel-CD und als CD mit einer High Resolution DVD-Stereo, auf der sich Filmmaterial zur Entstehung des gesamten Albums befindet.


Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify