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Amen - We have come for your parents

Amen- We have come for your parents

I Am / Virgin
VÖ: 30.10.2000

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

No Metal

Schon der Wischzettel von Virgin will Glauben machen, daß hier die letzten Aufrechten zuwerke gingen, während der Rest der Hardcore/Metal/Punk-Szene ihre Seelen feilgeboten und verscherbelt habe. Auf dem Cover tragen junge Menschen vor rotem Hintergrund schwarze Roben, ernste Minen und blutige Äxte. Wer hat da gerade gelacht? Egal. Wahrscheinlich haben wir hier einen Haufen New Metal-Jünglinge auf Limp Kornknot-Pfaden und natürlich mit ganz viel "attitude" vor uns. Ach, produziert von Ross Robinson. Die Vorurteilsschublade quillt jetzt endgültig über, und das alles schon bevor die CD im Player liegt.

Dann die Überraschung: Was einem aus den Boxen entgegendröhnt, ist definitiv kein New Metal. Stattdessen überfällt den Hörer Hardcore allerfeinster Qualität. Soundmäßig ist es rotzig. Gitarren, Bass und Schlagzeug klingen nach dreckigem Punk, spielen aber eher Hardcore. Shellac haben sie auch irgendwann schon mal gehört. Dann der "Gesang": solide Paranoia trifft auf grenzenlose Wut. Wenn bei Zack De La Rocha die Stimme vor Zorn ins Kreischen umkippt, klingt es ein wenig wie bei Amen.

Nun hinken natürlich alle Vergleiche: Amen klingen nicht annähernd so trocken wie Shellac und bei weitem nicht so groovig wie Rage Against The Machine. Wie schon erwähnt, haben wir es wir mit einem Hardcore-Punk-Bastard der ganz rotzigen Art zu tun. Geradliningkeit war gestern - viel zu komplex ist, was da aus den Lautsprechern quillt. Schnelle, schräge Breaks, ein Zusammenspiel der beiden Gitarren, das mehr als einmal haarscharf an völliger Dissonanz entlangschlittert. Und immer wieder diese Stimme. Amen haben Wut im Bauch, viel Wut. Wut auf Calvin Klein und das Modediktat, Wut auf die Gesellschaft, das System, die Kirche, Wut eigentlich auf alles. Und diese Wut schreien sie heraus, laut, direkt, ungeschönt. Amen sind roh, gewalttätig und brachial. Und das auf einem Major-Label. Geschliffen wurde hier nichts, die Kanten sind zu scharf, zu oft schmerzt das Zuhören, zu deutlich sind die Texte.

Der Anfang der Scheibe legt die Messlatte verdammt hoch. Nach ungefähr der Hälfte der Platte muß man allerdings leider feststellen, daß den Jungs die Luft ausgeht. Nein, sie nehmen nicht den Fuß vom Gas und werden langsamer. Aber nach einer halben Stunde Geprügel sehnt man sich nach etwas Abwechslung. Aber nicht nur das: Das letzte Drittel fällt merklich ab. Die Songs wirken einfallsloser, haben weniger Biß. Nach 44 Minuten ist die Platte vorbei, der Zauber leider schon etwas früher. Nochmal hören? Sicher, aber erst später. Oder morgen. Für zwei Durchläufe am Stück ist das Ding zu anstrengend.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights

  • CK killer
  • Justified
  • Dead on the bible

Tracklist

  1. CK killer
  2. Refuse amen
  3. Justified
  4. The price of reality
  5. Mayday
  6. Under the robe
  7. Dead on the bible
  8. Too hard To be free
  9. Ungrateful dead
  10. Piss virus
  11. The waiting 18
  12. Take my head
  13. In your suit
  14. Here's the poison

Gesamtspielzeit: 44:10 min.

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