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Stars - Set yourself on fire

Stars- Set yourself on fire

Arts & Crafts / City Slang / Rough Trade
VÖ: 15.08.2005

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nothing left to burn

Bis jetzt sah die Sache so aus: Hätte man sich das immer bunter blühende Treiben in Montreals Popszene-Vorgarten als eine große Familie vorgestellt, dann wären Broken Social Scene die Eltern gewesen. Menschen mit viel Geduld und großen Herzen, die immer dafür sorgen, daß genügend Essen auf den Tisch kommt. Leslie Feist hätte man sich als latent merkwürdige Außenseitertochter denken müssen. Eigenbrötlerisch, ein wenig entrückt, hochbegabt. Die Lisa Simpson in dieser Sippe. Der Post-Rock-Ableger K.C. Accidental wäre hingegen das Nerd-Kind gewesen. Dicke Brille, schlauer Kopf, Chemie-Baukasten unterm Bett. Solches Zeug eben. Aber Stars? Die wären der Nette gewesen. Das Vorzeige-Kind, das immer freiwillig den Rasen gemäht und niemals Omas Geburtstag vergessen hat. Bis dann die Pubertät kam.

Mit dem dritten Album sind Stars nun soweit. Alles vor "Set yourself on fire" war harmlos, Doktorspielchen und Blümchensex. Für sich genommen natürlich wunderbar, da gibt es kein Vertun. Aber jetzt erst scheint sich diese bodenlos talentierte Band um die singende Doppelspitze aus Torquil Campbell und Amy Millan die nötige Portion Bockigkeit abgeholt zu haben, die es braucht, um große Platten zu machen. Wie sich die beiden aus der ersten Reihe im Opener "Your ex-lover is dead" die Geschichte eines ebenso unverhofften wie -erwünschten Widersehens erzählen, unwirklich schwebend mit Westentaschen-Orchester, Klavierstreuseln und Kriegsgetrommel, das allein bringt schon eine ganz neue, weniger rosarote Perspektive ins Spiel. "It's nothing but time and a face that you'll lose / I chose to feel it and you couldn't choose."

Aber das ist ja nicht alles. Im Laufe von "Set yourself on fire" werden Stars auch noch den todsicheren Indie-Hit "The big fight" samt seines irrsinnigen Elektronik-Outros vor die Hunde schicken. Mit "Ageless beauty" stattdessen den paar zurückgebliebenen Shoegazern die Herzen flicken. Und schließlich sogar die Politik für sich entdecken. "He lied about death" ist durch einen kleinen Kniff gleich auf mehrere republikanische Spitzenkräfte anwendbar, ein wütendes Fiepen und Klappern, das sich den Rücken verrenkt vor lauter Spannung, bevor es mit der ganzen Welt an der Hand von einer Sciene-Fiction-Gitarre weggelasert wird, die Du so noch nicht gehört hast. Beste Empfehlungen an W. und die Anderen. "I hope your drunken daughters are gay."

Die Platte bekommt einen Schlag weg bei diesem Ausbruch und es dauert auch seine Zeit, bis sie sich davon erholt. "Celebration guns" stöbert zwischen bittersüßem Abgesang und schlechtem Radioempfang in den Trümmern, die sein Vorgänger hinterlassen hat. Das Album fällt in sich zusammen, fängt kurz vor Schluß nochmal von vorne an und denkt sich zu Fanfaren und Getöse die kissenschwingenden Schlachtgesänge seiner "Soft revolution" aus. Erst wenn das geschafft ist, kann wieder Ruhe sein, mit "Calendar girl" und Amy Millan, die nie unschuldiger und verletzlicher gesungen hat. Man würde Süßstoff aus ihr machen wollen. Wenn sie nicht dieses Funkeln in den Augen hätte. Oder die Nägel an ihren Fingern.

Was schließlich bleibt, ist eine einzige offene Frage. Wie haben es diese (ungefähr) sechs Menschen geschafft, in alle erdenklichen Richtungen zu wachsen, sich neuen Einflüssen und Ansichten zu öffnen, ohne dabei ihre waffenstreckende Niedlichkeit zu verlieren? Wie konnten Stars in der Realität ankommen und trotzdem die Band für das Persönliche und Zwischenmenschliche bleiben, die sie immer gewesen sind? Oder eben: Wieso sind die selbst nach der Pubertät noch das nette Vorzeige-Kind, nur in klüger, vielseitiger und besser? Auch die ersten Worte dieses kleinen, wichtigen Albums können da nicht mehr als ein Fingerzeig sein. "When there's nothing left to burn / You have to set yourself on fire."

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Your ex-lover is dead
  • He lied about death

Tracklist

  1. Your ex-lover is dead
  2. Set yourself on fire
  3. Ageless beauty
  4. Reunion
  5. The big fight
  6. What I'm trying to say
  7. One more night (Your ex-lover remains dead)
  8. Sleep tonight
  9. The first five times
  10. He lied about death
  11. Celebration guns
  12. Soft revolution
  13. Calendar girl

Gesamtspielzeit: 53:07 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
koe
2010-05-11 01:10:29 Uhr
God that was strange... .
müdler
2010-05-11 00:33:25 Uhr
müdler sagt: GEEEEEILLL!!!
shomo
2009-07-01 13:21:30 Uhr
@JimCunningham Du kannst gern mal in mich reinficken, du geiler Stecher du *zwinker zwinker* Ne mal im Ernst, so was hässliches wie du, und in nem Forum wie diesen fühlst du dich geil weil niemand deine hässliche Visage sehen kann, doch ich kenn dich persönlich und weiss was für ein armseliges Würstchen du in Wahrheit bist. Traurig traurig. Schreib sowas nie wieder oder ich zeig allen hier ein Foto von dir.
Phaon
2009-07-01 13:19:08 Uhr
Interessant, für mich ist das eine Winterplatte in Reinform.
conorockomusic
2009-07-01 13:05:07 Uhr
mal wieder ausgegraben. passt zum derzeitigen wetter
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