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Hard-Fi - Stars of CCTV

Hard-Fi- Stars of CCTV

Necessary / Atlantic / Warner
VÖ: 15.08.2005

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Straßenkreuzer

Der amerikanische Traum. Vom Tellerwäscher zum Millionär. Es gibt ihn auch in Großbritannien. Hard-Fi haben sich zum Ziel gesetzt, ihn zu leben, den ganz großen Wurf zu schaffen, ihrer Heimat zum ersten Mal eine breite Erwähnung in den Medien zu verschaffen. Sie stammen eben nicht wie all die anderen Typen, mit denen sie das NME-Papier teilen, aus gutem Elternhaus, verhätschelt, zur Uni geschickt und mit dem Hemdkragen auf halb sechs betoniert. Nein, sie kommen aus dem sozialen Nirgendwo. Aus Staines vor den Toren von London. Wenn die britische Musikszene in den letzten Jahren eine blühende Landschaft war, war Staines so etwas wie die Wüste Gobi. Bislang. Denn jetzt sind Hard-Fi da, gießen fleißig und düngen mit schwerem Gerät. Der große Durchbruch wird nicht lange auf sich warten lassen. Ein gutes Zeichen: Die Szenepolizei hat längst das Blaulicht angeworfen. "Hard-Fi? Hab noch keinen Ton gehört, find ich aber jetzt schon scheiße." Darf man nicht gut finden? Dochdoch. Sollte man sogar.

Die Originellsten sind Hard-Fi nicht, zugegeben. Genau genommen sind sie sogar ziemlich feiste Diebe, auf die man mit Fingern zeigen müßte. Aber man wirbelt diese lieber durch die Luft, den ganzen Arm hinterher und schüttelt den Popo. Egal, ob bei "Unnecessary trouble" die fast schon vergessenen The Specials durchscheinen, der Schwung von Dexy's Midnight Runners mitreißt oder mit Hard-Fi immer wieder die Clash-Rhythmen durchgehen. Egal, ob sie ein House-Sample unter manchen Song klatschen, die Fake-Streicher unter "Living for the weekend" kleistern oder in "Tied up too tight" zum großen "Nanananana" ansetzen. Ob sie in "Middle Eastern holiday" ein gegröltes "Gotta go, gotta go" schmettern, wie es eigentlich seit Agnostic Front unter Strafe steht: Sie machen alles stets mit Stil. Noch dazu haben Hard-Fi anders als die meisten Kopisten den Vorteil, daß ihre Vorbilder in den Nuller-Jahren noch recht wenig zitiert wurden. Und Hard-Fi damit für manche, die damals noch nicht auf der Welt waren, erscheinen wie die Neuerfindung des Rads.

Vielleicht ist das das Geheimnis von Hard-Fi: Sie kratzen den Schimmel runter und präsentieren uns ihren Fraß als Haute Cuisine. Sie ernennen die Ansätze von Rost schlicht zur Trendfarbe des Sommers. Sie reiben Politur auf das wurmstichige Schränkchen. Und wahrscheinlich ist Frontmann Rich Archer gar nicht Frontmann Rich Archer, sondern Mick Jagger nach dem Gang zum Schönheitschirurgen. Wer weiß das schon? Was viel wichtiger ist: An Hard-Fi kommt diese Saison keiner vorbei. Das stellen sie schon klar, wenn die Melodika "Cash machine" einpustet und von der schunkeltauglichen Refrainmelodie überrollt wird. Und auch später. "Move on now" schwenkt als "Baby, baby"-Hymne die Feuerzeuge. Und mit dem Instant-Floorfiller "Hard to beat" könnte Hard-Fi eine der Konsens-Singles des Jahres gelungen sein.

Hard-Fi sind so etwas wie die Geselligkeit in Person. Bei "Stars of CCTV" machen alle mit, da gibt es keine Hemmungen. Hoffen wir, daß sie nicht bald als Sicherheitsrisiko außer Verkehr gezogen werden. Weil Hard-Fi die Leute dorthin ziehen, wo sie herkommen: auf die Straße. Sogar die Stubenhocker zieht es da raus aus ihren vier Wänden. Sollen doch die Überwachungskameras des britischen CCTV mitfilmen, gerne auch der Spanner gegenüber oder Onkel Bushs Spionagesatelliten. "We're the stars of CCTV / Making movies out on the street / Flashing blue lights, camera, action!" Soll doch den Typen an den Schwarz-weiß-Bildschirmen in ihren Überwachungsräumen das Zipperlein zucken, wenn sie uns da sehen. Beim Trinken, Tanzen, Hard-Fi-Hören. Vielleicht bis morgen früh, vielleicht noch viel länger. Solange halt die Ghettoblaster-Batterien halten. Der Letzte pinkelt die Mülltonne aus.

(Armin Linder)

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Highlights

  • Cash machine
  • Hard to beat

Tracklist

  1. Cash machine
  2. Middle Eastern holiday
  3. Tied up too tight
  4. Gotta reason
  5. Hard to beat
  6. Unnecessary trouble
  7. Move on now
  8. Better do better
  9. Feltham is singing out
  10. Living for the weekend
  11. Stars of CCTV

Gesamtspielzeit: 45:00 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Till

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 103

Registriert seit 19.08.2016

2017-01-14 15:45:15 Uhr
Das fand ich auch mal ziemlich großartig, stimme aber, was die Produktion betrifft auch zu. Zum Beispiel der Anfang von "Tied up too tight". Wieso macht man sowas? Dafür richtig geile Tracks - und die Alben danach waren leider nur noch Quatsch.

Bonzo

Postings: 2935

Registriert seit 13.06.2013

2017-01-13 16:03:56 Uhr
Ich finde die Produktion nervt mich leider mittlerweile zu stark. Die Songs als solche sind noch immer fein. Leider kann ich sie mir nicht mehr anhören.

Gordon Fraser

Postings: 2537

Registriert seit 14.06.2013

2017-01-12 18:15:58 Uhr
Auch mal wieder rausgekramt. Und was soll ich sagen: viel besser, als ich es in Erinnerung hatte. Bombenstarke erste Hälfte mit drei Riesenhits (Middle Eastern Holiday, Tied Up Too Tight, Hard To Beat), zugegeben schwacher Mittelteil, dann aber nochmal ein gelungenes Finale. Dem Album hört man die zwölf Jahre nicht unbedingt an, das geht immer noch gut ab.

Starke 7/10.
Hardfish
2016-12-02 16:29:35 Uhr
Living for the weekend! Album ist eine 9/10.
Hart-Ei
2016-12-02 07:31:19 Uhr
Kütt da nochmal was Neues?
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