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Editors - The back room

Editors- The back room

Kitchenware / PIAS / Rough Trade
VÖ: 18.07.2005

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zweiter Sieger

Was muß es für ein Gefühl sein, alles richtig gemacht zu haben und auch noch richtig gut gewesen zu sein, und dennoch nicht den ersten Platz erobert zu haben? Im Sport gibt es sowas öfters, nicht nur bei der Tour de France. Auch bei Wimbledon sah der Roger Federer jeweils Unterlegene seiner Niederlage mit ungläubigen Augen zu. Das heißt aber nicht, daß die zweiten Sieger schlecht sind. Es ist ganz einfach: Die Ersten sind lediglich besser.

Das könnte das Schicksal auch der Editors werden. Egal, wo sie hinkommen, man wird sie des Plagiats von Interpol beschuldigen. Und dabei völlig übersehen, daß sich jene ebenfalls nur bei anderen bedient haben. Aber wie schon Goethe wußte, ist gut geklaut besser als schlecht erfunden. Und das Abschreiben beherrschen die Editors genauso gut wie Interpol.

Hier dazu ein Kochrezept für Pizza à la Wave-Rock: Man nehme eine gut gewalkte Joy-Division-Grundlage, garniere dies mit ein bis zwei Gitarren, drei Prisen Keyboard und ein bis zwei Anleihen bei modernen Einflüssen. Hier diktiert der Baß das Geschehen, eine klirrende Gitarre führt die Melodie, die sich eher lebensmüde dahinzuschleppen scheint, fernab jeglicher freudiger Luftsprünge. Dazu trägt Sänger Tom Smith mit eher sonorer, meist getragener Stimme die wehmütigen, nicht gerade einsichtigen, aber sicher introvertierten Texte vor. Das Schöne daran ist, daß die einfachsten Rezepte manchmal am besten funktionieren. Wenn man etwa "Blood" attestiert, wie ein Remake eines frühen Stückes von Pink Turns Blue zu klingen, und man sich manchesmal an Joy Division erinnert fühlt, ist das beileibe kein schlechtes Zeugnis.

Der Unterschied zwischen Calzone Interpol und Editors Quattro Staggioni besteht im wesentlichen in den unterschiedlichen Toppings: Während Interpol auf ihrem letztem Album deutlich stärker versucht haben, modern zu klingen, könnte "The back room" auch direkt den Achtzigern entnommen sein. Mit einem schnöden Revival hat das allerdings nichts zu tun. Könnte es sein, daß heute Emotionen, die man früher mit einer Maggie Thatcher verbunden hat, wieder im Kommen sind und genau nach solchen melancholischen Ausfluchten suchen? Oder ist das alles Quatsch und wir erleben einfach den zweiten Frühling eines Musikgenres, das damals kaum einen interessiert hat? Die Sportgeschichte zeigt immerhin, daß es auch für zweite Sieger noch genügend Lorbeeren zu ernten gibt. Die Editors haben dafür ihr Feld gut bestellt.

(Holger Schauer)

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Highlights

  • Lights
  • Munich
  • Blood
  • All sparks

Tracklist

  1. Lights
  2. Munich
  3. Blood
  4. Fall
  5. All sparks
  6. Camera
  7. Finger in the factories
  8. Bullets
  9. Someone says
  10. Open your arms
  11. Distance

Gesamtspielzeit: 43:46 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Croefield

Postings: 1717

Registriert seit 13.01.2014

2020-01-23 22:52:06 Uhr
Die Alben mögen alle nicht so perfekt gealtert sein, aber die Songs höre ich immer noch gerne. Vor allem auch frühe B-Seiten! Und die ersten 2 Alben (ist ja dann doch ein ähnlicher Stil) holen mich einfach ab, aber das ist jetzt nicht so "wichtig"/relevant wie vielleicht Interpol mal waren, aber halt wahnsinnig catchy und daran störe ich mich auch nicht. "In This Light.." geht mit vielen Songs auch noch klar ("Papillon" ist eh unfassbar gut und rechtfertigt für mich das ganze Album) und alles was danach kam, kann man sich auf kompletter Albumlänge jeweils sparen, aber es gibt schon noch immer ein paar gute Songs. Allerdings ist bei mir die Euphorie durchaus auch verklungen, ich freue mich nicht mehr über neue Releases der Band. Das ist ein großer Unterschied zu Interpol, denen ich nach dem (für mich) enttäuschenden "Marauder" immer noch mehr zutraue, wobei da auch (wie auch schon so oft hier) erwähnt sei, dass diese Bands eigentlich nicht so ähnlich sind wie sie gerne gemacht werden. Sicherlich werden beide ihre Joy Division-Platten gehört haben, aber die Richtungen und Endprodukte sind dann doch sehr unterschiedlich...

lumiko

Postings: 1509

Registriert seit 09.09.2015

2020-01-23 18:20:05 Uhr
"An End has a Start" gefällt mir auch sehr gut- insgesamt für mich ein Tick besser und ausgereifter als "The Back Room".

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2020-01-23 17:30:09 Uhr
Sowas wie "Lights" geht nie kaputt. Kann ich immer hören.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2020-01-23 16:47:43 Uhr
"An end..." ist immer noch mein Favorit, das Pathos passt zur Band und zu Smiths Stimme. Dahinter käme bei mir aber auch schon "In this light..." Von den neueren fand ich "In dream" sehr ordentlich.

Aber ja, Interpol auf den ersten zwei Alben sind ein anderes Kaliber. Danach nicht mehr unbedingt.

tumbleweed

Postings: 322

Registriert seit 02.09.2019

2020-01-23 09:28:33 Uhr
früher wurden Editors öfters mit Interpol verglichen, aber die Alben der New Yorker sind besser gealtert. Am besten hat sich für mich seltsamerweise gerade das Nicht-Gitarren-Album "in this light.." gehalten. AEHAS wirkt für mich zuweilen sehr pathetisch, das störte mich damals gar nicht so
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