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Pernice Brothers - Discover a lovelier you

Pernice Brothers- Discover a lovelier you

Ashmont / One Little Indian / Rough Trade
VÖ: 04.07.2005

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Schöner leben

Der Weg zum Glück wird von Gitarrenspielern ja normalerweise in möglichst aufdringlicher Abstumpfung gesehen: Fiese Tätowierungen, bis auf Filter gerauchte Zigaretten und Gefühlsregungen nur mit 'ner dicken Prise Ironie. Denn klar, my god is bigger than your god und so. Aber wohin führt's? Das Tribal-Tattoo sieht auf schrumpliger Haut doof aus, und bröckliger Husten sowie die stets überlegene, schiefe Augenbraue lassen den Freundeskreis schnell auf ein Minimum schrumpfen. Häßlich, krank und alleine. Ja, spätestens dann wird es Zeit für die Pernice Brothers.

"Discover a lovelier you", das fünfte Album der Band aus Massachusetts, zeigt nämlich wieder einmal den leisen Weg fern von expressiven Statements. Musik zur Huldigung der kleinen Ängste und Sorgen: "I changed my masterplan / I changed my friends and city / I go to sleep / I still wake up screaming", heißt es in "Amazing glow". Ernstzunehmende Probleme eigentlich. Aber jede Sorge verfliegt, sobald Bandkopf Joe Pernice derartiges federleicht zwischen höchsten Oktaven schwebend besingt. Von wegen Männer können seine Gefühle nicht zeigen: sanft wie kühler Morgenwind, plüschiger als jedwede Schäfchenwolke. Die Pernice Brothers, das sind die einfühlsamen Guten im Popbusiness.

Musikalisch findest sich auf "Discover a lovelier you" kaum mehr der Orchesterbombast vergangener Alben, vom Pomp im Opener "There goes the sun" einmal abgesehen. Dafür blitzen vereinzelte Folkrock-Elemente zu den anschmiegsamen Melodien auf. In "Saddest quo" leitet eine resignierte Mundharmonika zum Liedende hin, nachdem anfangs noch engagiert "Try to be a better person" verkündet wurde. Im melancholischen "Red desert" legen sich die Jungs den Blumenkranz aus den Siebzigern ums Haupthaar, und das Mann-Frau-Duett in "Subject drop" erweckt flockiges Belle-&-Sebastian-Feeling.

Aber trotz der träumerischen Klangwelt glänzt nicht alles auf dem Silberling. Denn wenn in "Snow" plötzlich zahnlose Rock-Gitarren auftauchen, dann könnten böswillige Zeitgenossen die Harmonie mit einem Verweis auf kitschige Gefühlsduselei stören. Spontan möchte man da wieder entschieden auf "Häßlich, krank und alleine" verweisen, aber so ganz unrecht hätten die Miesepeter nicht. Der Titeltrack übt sich in instrumentellem Easy-Listening und die mitsingbaren, catchy Liedpassagen sind im Vergleich zu früher rar gesät. Da helfen auch häufig eingestreute Ba-Ba-Ba-Sommerchöre wenig. Das liebenswertere Leben wird somit wohl nur der sowieso schon wohlgesinnte Hörer für sich entdecken.

(Tobias Wallusch)

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Highlights

  • There goes the sun
  • Saddest quo
  • Subject drop

Tracklist

  1. There goes the sun
  2. Saddes quo
  3. Snow
  4. Sell your hair
  5. My so-called celibate life
  6. Dumb it down
  7. Discover a lovelier you
  8. Say goodnight to the lady
  9. Amazing glow
  10. Subject drop
  11. Pisshole in the snow
  12. Red desert
  13. Amazing glimmer

Gesamtspielzeit: 39:58 min.

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