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Backstreet Boys - Never gone

Backstreet Boys- Never gone

Jive / Zomba / Sony BMG
VÖ: 13.06.2005

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Never forgive, never forget

Backstreet's back. Dem können sich auch gestandene Westentaschenmetaller wie wir nicht verschließen. Natürlich ist es das Comeback des Jahres. Dabei wollen die fünf Schmachtbubis gar nicht weggewesen sein, nennen sie ihre Rückmeldung doch frecherweise "Never gone". Auch dem Publikumszuspruch ist es kaum anzumerken, daß die Backstreet Boys fünf Jährchen pausiert haben. Die Fans dürfen wieder kreischen und noch ein paar Scheibchen auf die bislang 73 Millionen verkauften Tonträger legen. Denn das Gerede vom Aussterben auch der letzten Boygroup-Dinosaurier entpuppt sich als dezent übertrieben.

Die größte Überraschung: Die Backstreet Boys rocken. Das ist natürlich kein Rock wie in Coldplay- oder gar The-White-Stripes-Rock, sondern eher wie in Robbie-Williams- oder George-Michael-Rock. Aber immerhin begrüßt einen "Just want you to know" mit einem gekonnten Bryan-Adams-Karaoke, das in Songs wie "Crawling back to you" oder "I still ..." noch ein wenig seichter fortgesetzt wird. Mitunter wirken die fünf Schönlinge so überrascht von den vielen Klampfen, daß sie sich beinahe so druckvoll gegen die Mikros werfen wie einst bei "Everybody (Backstreet's back)". Ohne freilich die Klasse jenes Songs zu erreichen.

Dieses Comeback-Album verwundert also weniger damit, daß die Backstreet Boys plötzlich tiefgründige Arrangements für sich entdeckt hätten. Sondern durch die verschämte Gitarre, die sich in beinahe jeden Song schummelt. Da werden wie im Teilzeitgroover "My beautiful woman" die Riffs abgerufen wie die Jingles bei Stefan Raab. Auswirkungen auf die Qualität des von käsigem Chorgesang durchzogenen Liedguts hat diese familienfreundliche Neuorientierung aber kaum. Und mehr und mehr greift der übliche Funkreggaesoulkuscheldancerockpop-Eintopf um sich, das einst die Boygroup-Seuche geklonter wirken ließ als Dolly das Schaf.

Da wird geschunkelt und gesäuselt, bis die Schlüpfer feucht werden. Das überraschend anspruchsvolle "Song for the unloved" fleht zu gedämpften Pickings, während "Lose it all" das hoffnungsfrohe Gefühlsdrama gibt. In "Weird world" darf gar der Groove dezent scheppern, und "Poster girl" klaut zu gleichen Teilen bei Prince und TLC. Das ölige Titelgestelze schließlich suhlt sich in harmonischer Einfalt. Aufmüpfig ist hier nichts. Gar nichts. Sogar die Dance- und HipHop-Elemente sind passé. Denn auch die Zielgruppe wurde älter. Mama will jetzt mitkuscheln. Adult Orientated Rock statt Teeniebeglückung.

Allen Jetztzeit-Bemühungen zum Trotz stehen die fünf gereiften Strahlemänner natürlich immer noch für strunzbiederen Pop. Wie gemacht für all die ehemaligen Zahnspangenträgerinnen, die jetzt bei Aldi an der Kasse sitzen, dem Herrn Zahnarzt den Bohrer reichen oder daheim die Klingeltöne hüten. Maroon-5-Musik. Vorwiegend belanglos, größtenteils harmlos. Und doch gelingt der erfolgreichsten Boygroup aller Zeiten eine beinahe respektable Neuerfindung. Ob es die Backstreet Boys in dieser Form noch einmal schaffen können, zum Klassenfeind zu werden, bleibt deshalb fraglich. Der Trash-Faktor ist nämlich dahin. Ohne richtig gute Songs aber geht Massenware eben in der Masse unter. Wie ein Stein im Wasser. Oder wie Britney in der Badewanne.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Just want you to know
  • Climbing the walls
  • Song for the unloved

Tracklist

  1. Incomplete
  2. Just want you to know
  3. Crawling back to you
  4. Weird world
  5. I still …
  6. Poster girl
  7. Lose it all
  8. Climbing the walls
  9. My beautiful woman
  10. Safest place to hide
  11. Siberia
  12. Never gone
  13. Song for the unloved
  14. Rush over me

Gesamtspielzeit: 42:15 min.

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