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Belle & Sebastian - Push barman to open old wounds

Belle & Sebastian- Push barman to open old wounds

Jeepster / Soulfood
VÖ: 30.05.2005

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Dear catastrophe pop band

2003, 2004? Für Stuart Murdoch die Jahre der großen Befreiung. Er galt als menschenscheue Birkenstocklatsche, eben weil er immer so menschenscheu war und Birkenstocklatschen trug. Man hielt ihn für verschroben und merkwürdig, da Interviews mit ihm entweder gar nicht stattfanden oder er nur miesepetrig daherredete. Und dann kam Trevor Horn, der immerhin mal in der gleichen Band war wie Hans Zimmer, produzierte mit Murdoch die letzte Belle-&-Sebastian-LP "Dear catastrophe waitress" in den Streicherhimmel, und alles wurde gut. Der Frontmann war plötzlich wirklich einer. Er lebte das traumhafte Album in feierlichen Liveshows als linkischer Rat-Pack-Entertainer vor. Und er räumte auf mit dem Bild, das die Welt von ihm hatte. Vielleicht ein guter Zeitpunkt, um noch ein letztes Mal zurückzublicken.

"Push barman to open old wounds", das lesen wir mal eben lieblos vom Faktenzettel ab, ist die lückenlose Zusammenstellung aller Lieder, die Belle & Sebastian auf sieben EPs zwischen 1997 und 2001 veröffentlicht haben. Es enthält keine Songs, die man auch auf den richtigen Alben der Schotten finden würde; der "Tigermilk"-Track "The state I am in" liegt in einer alternativen Version vor. Und es ist, da kommt uns die Liebe jetzt doch wieder ins Spiel, wundervolle, wachträumende Popmusik. Nur eben diesmal in Spielfilmlänge. Und sie klingt natürlich, als wäre sie in einer Hollywoodschaukel aufgenommen worden. Manche Leute fragen sich ja heute noch, was daran so besonders sein soll.

Erklären wir's ihnen also noch einmal: Es sind die Gitarren, die nur bei dieser Band so traben und twangen. Der Gesang von Murdoch, der sich manchmal so anhört, als würde er gar nicht richtig zum Song gehören. Und eigentlich sowieso viel eher unter dem Fenster einer verzweifelt angebeteten Frau erklingen sollte. Es ist auch das Schlagzeug, das mit so wenig Aufwand so viel für seine Lieder tut. Und es sind all die Gimmicks, die Flöten und Trompeten, die Streicher und das Piano. Obwohl sie natürlich eigentlich gar keine Gimmicks sind. Sondern so natürlich und selbstverständlich in diese Stücke hineingehören, als hätte es niemals Popmusik ohne sie gegeben.

Vor allem sind es aber freilich doch die Songs, die Belle & Sebastian seit über zehn Jahren zu so viel mehr als einer weiteren Sixties-Folkpop-Band machen. "Dog on wheels" schon, der Opener hier mit seinem ausgedehnten Mariachi-Solo, über das Murdoch so verloren hinweg lalalat. "You made me forget my dreams", eine leise Klavier-Marginalie, die nach knappen vier Minuten quasi von einem Dance-Track annektiert wird. "The gate", das gern genommene Wiederhören mit Isobel Campbell. "Lazy line painter Jane", der furiose aufbrausende Zweigesang mit Soulsister Monica Queen. Das traurig verschleppte "This is just an modern rock song". Und irgendwie auch die durchgedrehte Zirkusnummer "I love my car". Weitere Fragen also? Nein? Die Antworten, sie stecken sowieso alle in diesen Songs.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Lazy line painter Jane
  • This is just a modern rock song
  • I love my car

Tracklist

  • CD 1
    1. Dog on wheels
    2. The state I am in
    3. String Bean Jean
    4. Belle & Sebastian
    5. Lazy line painter Jane
    6. You made me forget my dreams
    7. A century of Elvis
    8. Photo Jenny
    9. A century of fakers
    10. La pastie de la bourgeoisie
    11. Beautiful
    12. Put the book back on the shelf
  • CD 2
    1. This is just a modern rock song
    2. I know where the summer goes
    3. The gate
    4. Slow graffiti
    5. Legal man
    6. Judy is a dickslap
    7. Winter Wooskie
    8. Jonathan David
    9. Take your carriage clock and shove it
    10. The loneliness of the middle distance runner
    11. I'm waking up to us
    12. I love my car
    13. Marx & Engels

Gesamtspielzeit: 107:12 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Indie-KGB
2011-03-07 14:52:35 Uhr
Ja, genau, ihr habt das schon richtig gesehen, lächeln auf Bildern ist ein ziemlich sicheres Zeichen für Sellout. Jedes Lächeln ist ein kleiner Sellout. Und EP's, die ich sonst auf irgendwelchen verschissenen Tauschbörsen jahrelang jagen müsste, als preiswerte Zwei-Cd-Compilation rauszubringen, ist ein Pakt mit dem Teufel.
locusnuß
2005-06-02 18:43:12 Uhr

diese cd hat die beste verpackung seit langer zeit. und alle infos sind auch da - texte, liner notes und production details.

meine güte, ist das schön.
Konsum
2005-05-31 15:59:14 Uhr
Die lächelnden Menschen? Gibts die auch auf Vinyl? Als neuester Merchandise-Gag?
Pirk
2005-05-31 15:46:13 Uhr
... Gibts die schon/ überhaupt auf Vinyl??
Spenderleber
2005-05-31 15:40:14 Uhr
Die lächelnden, jungen Menschen sind alles Bekannte der Band.
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