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Florian Horwath - We are all gold

Florian Horwath- We are all gold

Louisville / Universal
VÖ: 23.05.2005

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Edelmetall

Ausgerechnet. Das allerschönste Lied übers Altern beschert uns dieses junger, aus der österreichischen Provinz stammende Kerl. "Golden teeth" ist eine vollkommen entspannte Hymne über den Genuß am langsamen Fortschreiten der Lebenszeit. "You start to be old when your teeth turn golden / You start to be old when your colours fade." Die Gitarre krächzt und jammert und findet die lässigen Töne in traumwandlerischer Sicherheit. "You start to be old when you take walks in the sunshine / you start to be old when you concentrate." Dann setzt die Trommel ein mit gefühlten drei bis vier beats per minute. "We're old but we're right on time." Die Stimme, changierend zwischen beiläufigem Flüstern und wissendgrinsender Fragilitätsbeschwörung, arbeitet auf ein Crescendo hin. "We're old but we ride along a line. A line of glow." Zum einsetzenden Baß gesellt sich der Chor vom Seniorenstift. Nie waren wir dem Himmel so nah.

Florian Horwath ist das neueste Signing des Patrick-Wagner-Superstar-Labels Louisville. Er ist Österreicher, war jahrelang DJ bei FM4 in Wien und Teil des Projektes Grom, ist irgendwann nach Berlin gekommen, nur um Kraft zu sammeln, um den Sprung nach Schweden zu wagen und dort mit Freunden seinem Lebensgefühl Ausdruck zu geben. Der Junge ist total gefühlsecht. Nichts wirkt gekünstelt. "When the light came around / When the light was a Cat Stevens sound." Sehr altmodisch wirkt der Umgang mit Gefühlen, sehr altmodisch ist die musikalische Umsetzung. Sehr zeitgemäß ist das Ergebnis: Hungrigen Herzen wird "We are all gold" ein Labsal sein. Versprochen.

Die musikalische Stimmung liegt irgendwo zwischen Lagerfeuerromantik und Kammerorchesterintensität. Gleich der erste Song mit dem beziehungsreichen Titel "Codeine" hat alles, was das Album zu einer der herausragenden Veröffentlichungen dieses Frühjahrs macht. Auch wenn sich an der brüchigen Stimme Horwaths die Geister scheiden mögen, eine ähnliche vokale Zumutung wie bei Connor Oberst findet jedoch nicht statt. Im Gegenteil: Die leisen Momente sind zwar so durchdringend, daß es weh tut, selbst verstörendes Flötenspiel und hintergründige Streicher beschwören einen bunten Hippietraum. Aber stets wohnt den Stücken das Potenzial zu kraftvoller Entfaltung inne. Doch der große, emotionale Befreiungsschlag findet glücklicherweise nicht statt.

"Not half awake" bietet beeindruckende A-capella-Unterhaltung. Das bereits zitierte "When the light came around" dient als Hommage an den leider zum Prediger mutierten Cat Stevens. Neil Young heißt bei Herrn Horwath "Johnny". In "You touch me" wird tatsächlich gerockt, zumindest fast. Die Pauken, die das wiederum bezeichnend bezeichnete Stück "Inner boy love song II" eröffnen und unterschwellig vorantreiben, sind nur eine der vielen guten Ideen auf diesem Album. Erwähnt sei noch das völlig untypische, deshalb aber um so charmantere "Clear night for love". Ein hübscher, kleiner Popsong mit Saxophon und locker schwingendem Rhythmus. Was die Liebe doch mit den Menschen macht, erstaunlich.

(Joerg Utecht)

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Highlights

  • Golden teeth
  • Clear night for love

Tracklist

  1. Codeine
  2. Golden teeth
  3. Not half awake
  4. When the light came around
  5. Johnny
  6. You touch me
  7. Inner boy love song II
  8. I feel you so
  9. Clear night for love
  10. The birds
  11. This is all I need to know
  12. Loss trainingcamp

Gesamtspielzeit: 37:16 min.

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