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VNV Nation - Matter + form

VNV Nation- Matter + form

Anachron / SPV
VÖ: 04.04.2005

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Gebrauchsgegenstand

Als vor ein paar Jahren Electroclash der jüngste Hype war, traute mancher auch der stromlinienförmigeren Elektronik-Variante den Durchstart zu, die wahlweise als Future Pop bejubelt oder als Weiberelektro verlacht wurde. Covenant, Apoptygma Berzerk und eben VNV Nation pumpten schmissige Düsterhits heraus und ließen die schwarzen Massen tanzen. Fast unbemerkt von der sonst so eingeweihten Rockpresse etablierte sich eine derart treue Fangemeinde, daß selbst ein eigentlich gerade mal okayes Alben wie "Futureperfect" einigermaßen abräumen konnte. Nur die Breitenwirkung blieb ein wenig aus.

Und während in der Zwischenzeit eine ganz andere Spielart aus dem Inhaltsverzeichnis der Zillo die Bravo-Leserschaft nachhaltig erreichte, bastelten Ronan Harris und Mark Jackson mit einer Zusatzladung Tanzbarkeit an "Matter + form" herum. Schon die nur als Download zu erwerbende Single "Chrome" setzt ein dickes Ausrufezeichen ins Koordinatensystem aus Synthpop, Darkwave und Techno. Stur nach vorne peitscht ein finsteres Stück Unzufriedenheit. Schwindelige Elektronen untergraben die Harmonie, die in Lack und Leder gequetschten Ärsche wackeln fleißig, und Harris gibt den Motzki. "If I could change your mind / I wouldn't save you from the path you wander." Das gefühlige und nicht minder gelungene "Arena" nimmt ein wenig Fahrt heraus und klingt dabei fast wie die Pet Shop Boys nach dem Stimmbruch.

Nachdem dann "Colour of rain" ein wenig mit Wasserfarben gespielt hat, flackern die Bildschirme. Es flirrt und knistert, und die Beats werden tiefergelegt. "Strata" bollert und umzt los, als ob man Tekkkno wieder mit K schreiben wollte. In zappelbudentauglicher Eindimensionalität pflügen sich Bleeps und Klonks auch durch "Interceptor" und "Lightwave", und "Entropy" packt ein grimmiges Scheppern aus. Tanzschweiß ist garantiert, die gewohnte Tiefgründigkeit bleibt dabei jedoch leider auf der Strecke. Statt philosophischer Betrachtungen von Materie und Form, reduziert sich "Matter + form" auf einen rein stofflichen Gebrauchsgegenstand.

Die angekitschte Chill-Out-Phase "Endless skies" sucht nach Schönheit, verliert sich aber letztlich in zielloser Esoterik. Doch VNV Nation wären nicht die denkenden Bannerträger des Future Pop, wenn ihnen gegen Schluß nicht noch wieder einfiele, wie man Einbahnstraßengroove und Gehirn unter einen Hut bekommt. "Homeward" und das abschließende "Perpetual" drücken wieder die richtigen Tasten. Weiche Flächen und dezente Synthlinien sorgen für melancholisches Understatement, um Harris' Zweifel und Leidenschaften in gekonnte Melodien kleiden zu können. Klar strukturiert, aber effektiv. Die Konstruktion gelingt wegen einer klaren Maxime: Die Form folgt der Funktion. Schade nur, daß nicht jede Funktion begeistern kann.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Chrome
  • Arena
  • Homeward
  • Perpetual

Tracklist

  1. Intro
  2. Chrome
  3. Arena
  4. Colours of rain
  5. Strata
  6. Interceptor
  7. Entropy
  8. Endless skies
  9. Homeward
  10. Lightwave
  11. Perpetual

Gesamtspielzeit: 55:01 min.

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