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Ich + Ich - Ich + Ich

Ich + Ich- Ich + Ich

Universal
VÖ: 18.04.2005

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Kalter Kaffee

Udo Jürgens, von dem man ja noch viel lernen kann, behauptete unlängst, daß Frauen über 40 zum Sex nicht mehr zu gebrauchen seien. Von dieser Einschätzung kann man nun halten, was man will, im Zweifelsfall hat man gar keine eigenen Erfahrungen, die mit denen des Herrn Jürgens übereinstimmen oder ihnen widersprechen könnten. Wir sind ja hier auch nicht bei Domian, sondern bei Plattentests.de. Und da dürfen Frauen auch musizieren, wenn sie jenseits der 40 sind. Annette Humpe zum Beispiel ist 53 und kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken: Mit ihrer Band Ideal ist sie in den Achtzigern mit Deinen Blauen Augen davongekommen, und auch gemeinsam mit ihrer Schwester Inga hatte sie einst große Erfolge. Nach ihrem letzten Soloalbum vor fünfzehn Jahren machte sie vor allem als Produzentin von Die Prinzen von sich reden, bis es zuletzt ein bißchen still wurde.

Nachdem Inga mit 2raumwohnung so irre erfolgreich bei Werbefilmproduzenten, Wohnküchenbesitzern und Cabriofahrern ist, fühlte sich wohl auch Annette berufen, mal wieder eine Platte in die Welt zu werfen. Aber natürlich nicht mit Kalkül, sondern mit dem 26-jährigen Produzenten Adel Tawil. Magischerweise fanden sie einander, die zwei Seelenverwandten, und schüttelten mal eben 12 Songs aus dem Ärmel, die vor allem Werbefilmproduzenten, Wohnküchenbesitzer und Cabriofahrer gut finden werden.

Die Vorabsingle "Du erinnerst mich an Liebe" erinnert schon mal nicht an Liebe, sondern mehr an die Söhne Mannheims und sorgt dafür, daß man lieber was anderes hören will. Das Album beginnt dann aber überraschend vielversprechend und wirft mit "Felsen im Meer" gleich einen angenehm stolpernden Popsong ab. Der nächste Track "Dienen" ist sowas wie Kirchentag auf Platte. Im weiteren Verlauf bekommt man eine reichlich heterogene Mischung aus vielen Stilen und zwei Stimmen geboten, die nur selten ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Annette Humpe kommt auffallend selten zu Wort. Und wenn, dann darf sie die Refrains zu Rapnummern singen, die Oli P. wegen Seichtheit abgelehnt hätte. Alles schon mal da gewesen. Und zwar irgendwie besser.

Textlich kommen Ich + Ich nachdenklich bis bedeutungsschwer daher, und auch musikalisch sind sie wohl zu düster für sonnendurchflutete Loftwohnungen von Milchkaffeetrinkerinnen. Zum Dahinplätschernlassen ist die Platte zu sperrig, zum Ignorieren zu nervig. Spätestens beim Achtzigerrevival "Ich sehe was", das mit seinen Atari-Sounds für wenige Sekunden unterhaltsam ist, ist die Sache abgeschmackt. Dann doch lieber Udo Jürgens.

(Lukas Heinser)

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Highlights

  • Felsen im Meer

Tracklist

  1. Ich und ich
  2. Felsen im Meer
  3. Dienen
  4. Du erinnerst mich an Liebe
  5. Fenster
  6. Umarme mich
  7. Wo die Liebe hinfällt
  8. Der Wind
  9. Wie konnte das passieren
  10. Ich sehe was
  11. Ich hab gehört
  12. Geht's dir schon besser

Gesamtspielzeit: 44:56 min.

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