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Ani DiFranco - Knuckle down

Ani DiFranco- Knuckle down

Righteous Babe / Indigo
VÖ: 07.02.2005

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Sie so, er so

Man oder - pardon für den schlechten Eingangskalauer - Frau darf ja eigentlich nicht klagen: Es gibt Gleichstellungbeauftragte, BundeswehrsoldatInnen und selbst in ureigenen Männerdomänen wie dem Fußballsport treten längst auch Frauen ziemlich erfolgreich gegen das runde Leder. Klar, Nachbesserungsbedarf besteht natürlich weiterhin: Denn während der Atze immer fleißig ausschließlich Miro Klose und anderen zuprostet, fällt dem Rezensenten jetzt spontan nicht auch nur eine Spielerin für die sportbegeisterte Uschi ein. Ähnliches bei Musik: Sobald in einer CD-Sammlung Peaches neben Hole und Ani DiFranco entdeckt wird, ist es sehr wahrscheinlich, daß man seine Schnüffelnase gerade in die Habseligkeiten eines weiblichen Wesens steckt. Einzig einigende musikalisch Besonderheit dabei? Die Frauenstimme. Natürlich.

DiFranco erfüllt aber noch am ehesten die Vorurteile, die typischer Frauenmusik anhaften. Auf "Knuckle down", dem bereits 13. Studioalbum der überfleißigen Musikerin, wimmelt es nur so vor Leidenschaft und leiser Schwermut. Auch wenn diesmal eine komplette Band ins Studio geladen wurde, klingt das Album gewohnt nach folkiger, durchaus uramerikanischer Songwriter-Schule. Bis auf dezente Streichermomente ist eindeutig die gezupfte Gitarre und eben eine Frauenstimme leitend. Und was für eine Frauenstimme: Schwebend leicht im herzerweichend traurigem Weltflucht-Lied "Studying stones", artistisch flott im verspielten Titelstück, aber auch fast schon schaurig-soulig im knarzigen "Seeing eye dog".

"I want to take a long, cool drink from your bucket / To every thought I could think now, I say fuck it", heißt es dort. Der Wunsch nach gedankenlosem Glück bestimmt die Texte, aber dennoch wird meist das intimste Innenleben seziert. Manchmal quälend, wie wenn DiFranco im dahinschleichenden "Minerva" ihre Künstlerrolle hinterfragt. Manchmal zufrieden, wie in "Manhole", in dem stolz einem ehemaligen Liebhaber hinterhergelacht wird. Sozialkritisches findet sich dabei diesmal im Gegensatz zu früheren Alben kaum, lediglich "Paradigm" handelt von der Schwierigkeit bei der praktischen Umsetzung von Idealen. Schöne, kluge Musik, die musikalisch sehr reduziert daherkommt und trotz ihrer nachdenklichen, melancholischen Töne mollig warm einhüllt.

Und auch wenn die männliche Lederjackengemeinde bei soviel Bedeutung und Gefühl nur amüsiert den Kopf schütteln wird, wäre die Behauptung gelogen, daß DiFranco ausschließlich für Frauen über das Leben sinniere: "I'm not here to take care of me / I'm going outside to watch the house burn down", tönt's im Schlußtrack "Recoil" als Einladung an alle, ihr bei diesem Inferno beizuwohnen. So müssen Rock'n'Roll-Partys aussehen. Und anders werden sie in typischer Männermusik auch nicht besungen, wenn man sich mal die dröhnenden Gitarren wegdenkt. Bleiben also wohl nur die Hörerinnen selbst, die ihr CD-Regal bevorzugt mit Frauenstimmen auffüllen. Aber warum nur? Vielleicht ja, weil Frauen ein tiefes Mitgröhlen zu Motörhead schwerer fällt als Männern das entrückte Oktavenerklettern? Möglich. Vielleicht aber auch nur, weil sie eben nicht vom Mars kommen, sondern von der Venus.

(Tobias Wallusch)

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Highlights

  • Studying stones
  • Manhole
  • Recoil

Tracklist

  1. Knuckle down
  2. Studying stones
  3. Manhole
  4. Sunday morning
  5. Modulation
  6. Seeing eye dog
  7. Lag time
  8. Parameters
  9. Callous
  10. Paradigm
  11. Minerva
  12. Recoil

Gesamtspielzeit: 57:22 min.

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