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Brendan Benson - The alternative to love

Brendan Benson- The alternative to love

V2 / Rough Trade
VÖ: 14.03.2004

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Handarbeit

Seit fast zehn Jahren bringt es Brendan Benson jetzt schon fertig, immer wieder zur falschen Zeit am richtigen Ort aufzutauchen. 1996, als sein Debüt "One Mississippi" erschien, interessierten sich die Leute gerade derart rasend für schwungvolle Popsongs, daß ihn sein Label gar nicht schnell genug rauswerfen konnte. Sechs Jahre und eine Sinnkrise später prallten seine nochmals verfeinerten Beatles-Nachdrucke geradewegs am Garagentor des grassierenden Holper-Rock-Hochs ab, obwohl "Lapalco" eigentlich eine Menge über John, Paul und gute Songs zu erzählen gehabt hätte. Und 2005 schließlich, wo Brendan immerhin "The alternative to love" gefunden haben will, würde alle Welt viel lieber sein Kollabo-Album mit Jack White hören. Wirklich schlechtes Timing.

Sie soll nicht weniger als das "Nevermind" Detroits geworden sein, die Benson/White-Platte. Der NME berichtete, wir staunten. Da aber Iron Jack noch ein paar Sitzungen Aggressions-Abbau-Training abzustottern hat, kommt eben doch erst das dritte Album von Motor Citys größtem Pop-Sensibelchen raus. Und natürlich: Es pflückt wieder Blumen mit allen freien Händen, wirft Gitarren-Lassos in jedes Melodiefeld und steckt tiefer in den 60ern als Austin Powers. Ein klein bißchen hat das ständige Abhängen mit den White Stripes dann aber doch noch abgefärbt.

Nicht, daß Mr. Benson jetzt plötzlich mit struppigem Rauhbein-Blues daherkäme. Aber wie "Spit it out" und "Between us" als grob gezimmerter Rahmen das Album zusammenhalten, ist doch weit näher an sattelfestem Rock'n'Roll dran, als man es bisher von ihm gewohnt war. Und während da so die Fetzen fliegen, könnte man auch beinahe übersehen, daß "The alternative to love" eigentlich die bisher unaufdringlichste Platte von Brendan Benson geworden ist. Eine, die erst nach hinten raus stärker wird, ihren Titeltrack Schritt für Schritt zur mehrschichtigen Hymne entwickelt und etwa mit "Biggest fan" auch schon mal selbstvergessen vor sich hin psychedelisiert. Weniger offensichtlich, weniger hitanfällig. Sondern wirklich zum Hinhören.

Ein Bandalbum sollte "The alternative to love" werden, auch wenn die Band nur aus einem Mann besteht. Es ist eine Platte, auf der sich die Instrumente ganz natürlich in die Karten spielen, obwohl sie fast alle nacheinander von Benson selbst aufgenommen wurden. Und so gefällt sich "The pledge" dann in detailverliebter Phil-Spector-Völlerei, während "Them and me" als verwackelter Mundharmonika-Zweigesang das Gegenstück bildet. Dazwischen tänzelt leichtfüßig Verträumtes wie "Flesh and bone" oder das klassische Dip-Dip-Dip-Piano aus "What I'm looking for". Was einem zwischen all der subtilen, soliden Songschmiederei aber mitunter abgeht, ist der letzte Zwang, die zügellose Leidenschaft seines Vorgängers. Vielleicht, weil Brendan Benson diesmal nichts zu beweisen hatte. Oder seine schönsten Ideen für Detroits "Nevermind" aufhebt. Wir hoffen das Beste.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Spit it out
  • Get it together
  • Between us

Tracklist

  1. Spit it out
  2. Cold hands (Warm heart)
  3. Feel like myself
  4. Alternative to love
  5. The pledge
  6. Them and me
  7. Biggest fan
  8. Flesh and bone
  9. Get it together
  10. Cold into straw
  11. What I'm looking for
  12. Between us

Gesamtspielzeit: 43:09 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Armin
2005-08-09 12:51:54 Uhr

Brendan Benson
22.10. Koeln - Gebaeude 9
23.10. Hamburg - Molotow
25.10. Berlin - Mudd Club
26.10. Frankfurt - Nachtleben
27.10. Muenchen - Zerwirkgewoelbe
FKP Scorpio
Sidekick
2005-07-03 01:56:18 Uhr
Nett. Ja. Ganz nett. Wusste live durchaus zu gefallen. Lag aber zu mindestens 80% an seinen Jungs die coole Freshmaker sind/waren. Nur dieses "Cold Hands" ist schrecklich.
puri
2005-04-13 15:54:55 Uhr
ich find den auch toll
ClashCityRocker
2005-04-11 11:16:37 Uhr
.....macht tolle Sachen. "Straw into Gold" ist ein sehr feiner Song.

Brendan Benson

Hört man Brendan Bensons meist liebliche Musik, kommen einem immer wieder neue Referenzen in den Sinn, bei denen er sich bedient haben muss. Erkennt man die Versatzstücke, die er bei den Klassikern der Musikgeschichte sammelt und für seine Songs verwendet, ist das auch nicht weiter schlimm. Denn dieser Mann vereint Schnipsel von Sixties-Größen (Beatles, Beach Boys) mit Versatzstücken der Indie-Helden der Neunziger (Pavement, Weezer oder Stereophonics) zu etwas komplett Eigenem.

Der Sohn eines Schweißers (später nennt er einen Song "Son Of A Welder") kommt in Detroit auf die Welt. Seine Jugend verbringt Benson in Harvey, Lousianna (auch das verarbeitet er in einem Song: "Lapalco" ist der Name seines zweiten Albums, und der der Hauptverkehrsstraße in Harvey). Noch während seiner Pubertät kehren die Eltern nach Detroit zurück. Dort entwickelt sich Teenie-Brendan zum Punk, was in seinen eigenen Songs später keine Spuren hinterlässt. Immerhin animiert ihn der Punk, zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand zu nehmen.

Anschließend zieht es Benson mit seinen Songs auf Kassette im Gepäck nach Los Angeles. Dort arbeitet er mit Jason Falkner und Ethan John (der inzwischen Ryan Adams produziert) und wechselt bei den Aufnahmen zwischen Vier-Spur-Gerät und voll ausgestattetem Studio. Heraus kommt Bensons Debüt-Album "One Mississippi". Obwohl die Kritiker sich für die Songs begeistern, findet seine Plattenfirma Virgin das Album nicht erfolgreich genug.

Den Singer/Songwriter plagen fortan Selbstzweifel und er zieht zu seiner Freundin nach Oakland, Kalifornien um. Die warme Umgebung inspiriert ihn allerdings keineswegs, neue Songs zu schreiben. So beschließt er erneut zurück nach Detroit zu ziehen. Er habe in Oakland sowieso keine Freunde gehabt und sei nur wegen seiner Freundin dorthin gezogen. Und die musste die ganze Zeit arbeiten. Ein Umstand, der sein Selbstbewusstsein nicht gerade fördert.

Der Umzug tut ihm dennoch gut. Über die French Kicks kommt er zu Startime. Damit findet er ein Label für den heimischen Markt. In Europa hat er die Wahl und entscheidet sich für die eher kleine Plattenfirma V2. Von der Kohle, die aus dem Virgin-Vorschuss übrig ist, richtet sich Benson ein Studio in seinem Haus ein. Vintage heißt das Zauberwort und so kommen ihm fast ausschließlich ältere Modelle der Aufnahmetechnik ins Heim.

Dort nimmt er nicht nur eigene Songs auf, sondern auch die befreundeter Bands und Musiker. Darunter unbekannte Kapellen wie "The Mood Elevator" und "The Haskles". Doch auch ein bekanntes Gesicht findet sich in Brendans Studio ein: Jack White macht sich in diesem Haus an die Aufnahmen zu einigen Solo-Akustik-Aufnahmen.

Dabei kommt die eigene Musik nicht zu kurz: 2002 erreicht "Lapalco" die Hörer. trotzdem durchweg nach einer Band klingt. Die Sechziger treffen die Neunziger, Frohsinn die Dunkelheit. "Always Be Good To Me" fleht Benson auf einem der besten Songs, den die White Stripes später auf der B-Seite zu ihrer endgültigen Durchbruch-Single "Seven Nation Army" covern werden.

Kreative Durchhänger gehören mittlerweile der Vergangeneheit an. Brendan möchte es allen zeigen, die ihm nachsagen, er sei ein extrem langsamer Songwriter. Nach einer Tour schreibt und nimmt er deshalb sein drittes Album in wenigen Monaten auf. Doch statt es stolz auf den Markt werfen zu können, gibt es wieder Probleme mit der Plattenfirma. V2, mit denen er einen Deal in Europa hat, möchte, dass Benson das Album noch einmal mit einem Producer aufnimmt. Doch der sieht das gar nicht ein: "Ich habe denen gesagt, ich mache das nicht noch Mal mit", erklärt er später in einem Interview. V2 Europe droppt Benson daraufhin (um ihn später reumütig doch zu releasen), doch V2 Amerika gefällt das Album wie es ist.

Zum Spott der Londoner V2-Kollegen lässt Benson doch noch einen Producer ans Album. Tchad Blake (u.a. Travis) soll es eigentlich nur mixen, doch Benson vertraut ihm so sehr, dass er Blake gestattet, mit dem Albsongssum zu arbeiten. Nur das Ganze noch einmal aufnehmen, bleibt tabu.



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