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Seven Mary Three - Dis/Location

Seven Mary Three- Dis/Location

DRT / Soulfood
VÖ: 06.12.2004

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Identitätskrise

Kennt noch jemand "Cumbersome"? Dieser zurückgelehnt dröhnende, verräterisch eingängige, massentauglich angerauhte Feuerzeugschwenker verschaffte Seven Mary Three 1995 einen gestandenen Hit. Kurt Cobain war noch nicht allzu lange kalt, und es hatte sich daher noch nicht bis in die hintersten Ecken von Florida herumgesprochen, daß Grunge nun tatsächlich und endgültig tot war. "American standard" war nämlich voll von solchen heimtückischen Schlagern. Man begegnete ihnen mit durchaus skeptischen Ohren, doch bei solch unwiderstehlichen Melodien verstummten alle Zweifel.

Spätere Alben wie "Rock crown", "Orange Ave." und vor allem das entsetzlich polierte "The economy of sound" verdienten sich den verächtlichen Aufkleber "Bubblegrunge" jedoch redlich. Uninspirierte Kaugummi-Kau-Mucke mit beiläufig nachgemachtem Flanell-Sound. So nah an Seattle wie Miami. Oder Waikiki. Seven Mary Three ließen alle Ecken und Kanten vor der Studiotür und verlegten sich auf gesichtslose Gebrauchsmusik für strunzkonservative College-Rocker.

Doch irgendwann fiel der Platin-Band ihr langjähriges Label unterm Gesäß zusammen. Zum Glück. Denn so hatten die Herren um Jason Ross Zeit, sich auf alte Tugenden zu besinnen. Und so legt "Dis/Location" gleich gut los: "Settle up" fegt den Popstaub mal ordentlich durch. Die nette Single "Without you feels" trägt zwar eine verdächtige Nickelback-Dauerwelle, begräbt aber alle Anbiederung unter Hall, Moll und Feedbackschall. Und "Blue letter" setzt ein paar bittersüße Ausrufungszeichen.

Refrains wie der von "By your side" wollen zwar die große Geste, aber eben nicht mit aller Gewalt. Locker gebratzte Tümmler wie "Dislocated", der zähnefletschende Köter "Bark no bite" und dezent vertrackt riffende Nebenschauplätze wie "Oceans of envy" oder "Found my center" drängen sich nicht auf, sondern bieten sich nur an. Dazu sorgen erdige Produktion und entspanntes Songwriting für manch wohliges Schonmalgehört. Wenn Ross davon redet, das Rad sicherlich nicht neu erfunden zu haben, ist das ein klassischer Euphemismus. Denn "Dis/Located" rockt in der Vergangenheit. Ausgiebig. Aber zum ersten Mal seit beinahe zehn Jahren kann man sich Seven Mary Three ohne Naserümpfen anhören. Auch eine Art Fortschritt.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Settle up
  • Within you feels
  • Blue letter

Tracklist

  1. Settle up
  2. Without you feels
  3. Oceans of envy
  4. Bark no bite
  5. Blue letter
  6. Found my center
  7. By your side
  8. Dislocated
  9. Made to be broken
  10. Where are you calling from
  11. Subway tunnel microphones

Gesamtspielzeit: 38:55 min.

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