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American Music Club - Love songs for patriots

American Music Club- Love songs for patriots

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 06.09.2004

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Frontberichterstattung

Es ist ein Weilchen her, daß Mark Eitzel seine Kritiker zufrieden stellen konnte. Seitdem er den American Music Club aufgelöst hatte, mäkelte man an merkwürdigen Arrangements, mauen Texten und überhaupt dem ausbleibendem Herzblut in seinem Soloschaffen. Wo er mit seinen alten Leidensgenossen und einer Mischung aus der Weisheit eines Leonard Cohen, dem Existentialismus Nick Caves, der Zerbrechlichkeit der Red House Painters, der melodischen Vehemenz von R.E.M. und der Beseeltheit der Afghan Whigs an einem Publikum vorbeigespielt hatte, das es dann wohl auch nicht besser verdiente, ließen Soloalben wie "The invisible man" den letzten Zwang vermissen.

Welcher Zwang es war, der den American Music Club nach beinahe zehn Jahren Pause wieder zusammentrieb, dürfte sich aus dem Titel des Albums erschließen. "Love songs for patriots" - Liebeslieder für Patrioten. Von jemandem, der wegen der militaristischen Umtriebe der Bush-Administration sogar den Namen der Band in Anti-American Music Club ändern wollte, kann das nur als beißender Spott gemeint sein. Und welche Plattform wäre geeigneter als eine Band mit diesem Namen? "I'm not with stupid - fuck the government", brüllt es von Eitzels Website. Doch auf der Platte ist er wieder ganz der Poet: "The farther you run away, the more you have to hide in the dark / White as the worm that crawls in the patriot's heart."

Glühende Vaterlandsliebe implodiert bei Eitzel in einer subtilen Metapher. Der Patriot ist hier ein Stripper in einer schäbigen Bar. "It is so red, white and blue the way he works the bar / Selling his embraces like Mr. President or a fallen star." So zärtliche Worte Eitzel für noch jedes Ungemach findet, so behutsam unterfüttern seine vier Mitstreiter die Songs mit anschmiegsamen Ecken und Kanten. "The horseshow wreath in bloom" hüpft mit grundsolider Americana-Lässigkeit durch den finanziellen Ruin eines Bürohengstes, in "Myopic books" spürt man den Hauch jazziger Inniglichkeit, und in "Love is" streicheln Gitarren und Orgel ein gebrochenes Herz. "Did you let your soul drain through your eyes? / I'm sorry I made you cry."

Die mitreißende Untergangsstimmung auf "Love songs for patriots" stellt unversehens die Frage, wo der American Music Club nur all die Jahre gewesen ist, seitdem man sich sich nicht wegen der beinahe sprichwörtlich gewordenen künstlerischen Differenzen, sondern angeblich, um das geldgeile Management loszuwerden, getrennt hatte. Wo waren Weisheiten wie "You say that weakness is only / A way to give your heart to the enemy / But if the blow that knocks you out / Is the one you don't see / Then why are you fighting?" Wo war der bittere Zynismus aus Zeilen wie "They say we pardon to the degree we love / But for most of us love is only a part in a cartoon"? Wo waren all die mal stacheligen, mal kuschelweichen Geistesblitze und diese erhabenen, geradezu würdevoll angerauhten Arrangements? Hier jedenfalls sind sie wieder. Endlich.

Eitzel schlägt mit der Rückkehr des American Music Clubs gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Erstens ist er musikalisch und textlich endlich wieder auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft und bietet sich daher zweitens als Alternative in Zeiten der nun schon seit zwei Alben andauernden Formkrise von Nick Cave und seinen Bad Seeds an. Man höre nur die Dringlichkeit von "Ladies & gentlemen", das ergreifende Heimweh von "Home", die lärmige Ergebenheit von "Job to do" oder die Mut spendende Großtat "Another morning". Ja, auf "Love songs for patriots" schlägt endlich wieder das Herz für die vergessenen Verzweifelten. Eitzel klärt sie und uns darüber auf, wie schlecht die Welt doch ist. Aber dank ihm gibt es auch immer wieder das ersehnte Fünkchen Hoffnung. "Maybe the worst is over." Ganz bestimmt.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Another morning
  • Patriot's heart
  • Only love can set you free
  • Home
  • The horseshoe wreath in bloom

Tracklist

  1. Ladies & gentlemen
  2. Another morning
  3. Patriot's heart
  4. Love is
  5. Job to do
  6. Only love can set you free
  7. Mantovani the mind reader
  8. Home
  9. Myopic books
  10. America loves the minstrel show
  11. The horseshoe wreath in bloom
  12. Song of the rats leaving the sinking ship
  13. The devil needs you

Gesamtspielzeit: 60:59 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Arnold Schwirzenuga
2006-11-02 13:50:23 Uhr
American shit!
Armin
2006-11-02 12:59:20 Uhr
AMERICAN MUSIC CLUB CANCELLED!!!!



Die Europa-Tour des AMC, bei der die Band die Musik zum Stummfilm-Klassiker "Silent Angel" aufführen wollte, wurde leider abgesagt. Somit fällt auch die für den 22.11. geplante Show in Hamburg aus!


Oliver
2006-10-27 15:18:18 Uhr
Ich bin erheblich froh,das sie wieder da sind.die Welt braucht zwingend derartig eigensinnige, wundervolle Bands wie AMC.
depp
2006-09-04 19:48:33 Uhr
man sollte Patrioten keine love songs schreiben
Armin
2006-09-04 13:48:42 Uhr
AMERICAN MUSIC CLUB

Der AMC um Mark Eitzel hat im Zuge des San Francisco Film Festivals den Stummfilm-Klassiker "Silent Angel" aus dem Jahr 1928 vertont. Der Soundtrack ist äußerst facettenreich und umfasst musikalische Stile "from operatic tradition to glam rock, circus music to musique concrete". Er macht einmal mehr das ungewöhnliche Talent Eitzels als Songschreiber , Texter und Sänger deutlich.

Im November gastiert der AMC in acht europäischen Städten von Stockholm bis London mit diesem außergewöhnlichen Projekt. Für Deutschland erhielt Hamburg den Zuschlag:

22.11. D-Hamburg, Fabrik www.fabrik.de

(Berthold Seliger)
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