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No Doubt - Return of Saturn

No Doubt- Return of Saturn

Motor
VÖ: 10.04.2000

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Rückkehr des Blondchens

Das Musikbusiness ist ein schnellebiges Geschäft. War Gwen Stefani vor zwei Jahren noch Everybody's Darling, so tauchte sie irgendwann nur noch sporadisch als "Blondchen an der Seite von dem Typen, der Kurt Cobain kopiert" in den Medien auf. Viel Zeit ist in der Tat seit dem großen Durchbruch von No Doubt vor gut drei Jahren vergangen. Drei Jahre seit dem "Tragic kingdom"-Album, das mit "Just a girl" und "Spiderwegs" nicht nur eingängige Ska-Pop-Songs mit immensem Hitpotential bot, sondern mit "Don't speak" auch eines der rar gesäten Stücke, die in Verbindung mit dem Schmachtblick der Sängerin das Herz eines jeden für kurze Zeit brechen können.

Zurück in die Gegenwart. Gwen Stefani ist zwar nach wie vor Gavin Rossdales Auserwählte, hat aber ihre blonde Haarfarbe längst in ein dezentes Pink verwandelt. Zudem mußte sie ihren dreißigsten Geburtstag verdauen, was dem vierten Album von No Doubt den Titel "Return of Saturn" bescherte. Eine weitverbreitete These besagt, daß die ersten 29 Jahre (entspricht der Umlaufbahn des Saturns) im Leben einem Menschen dazu dienen, die Welt zu begreifen. Die Arbeiten am neuen Album verstand Gwen Stefani demnach als eine Art Reflexion ihres bisherigen Lebens.

Zugegeben, das klingt alles sehr kryptisch und vage. Wer jetzt glaubt, No Doubt seien völlig durchgedreht und hätten sich zu Ed Kowalczyk ins Lager der Spiritualität gesellt, liegt weit daneben. Nach wie vor werden hier die Dinge nicht sublim umschrieben oder nur angedeutet, sondern offen beim Namen genannt. Songtitel wie "Bathwater" oder "Marry me" sprechen alleine Bände, Texte wie "I'm another ex-girlfriend on your list, but I should have thought of that before we kissed" nicht weniger.

Musikalisch sind No Doubt mit "Return of Saturn" leider endgültig ins Poplager übergewechselt. Gwen Stefani ist es weit besser zu Gesicht gestanden, überzeugend wie auf dem Vorgänger das Rrrrriot-Girlie zu spielen, anstatt ihre stimmlichen Fähigkeiten, die so ausgeprägt leider nicht zu sein scheinen, in glattgebügelten Popsongs zu beweisen. Mitunter gelingt es No Doubt zwar, auch mit Midtempo-Songs wie "Magic's in the makeup" oder "Suspension without suspense" zu überzeugen, dabei versinken sie aber auch viel zu oft in Beliebigkeit.

Nicht ganz unschuldig daran ist vielleicht Produzent Glen Ballard (Alanis Morissette), der vielen Songs den Biß genommen haben mag, statt ihren ungeschliffenen Zustand zu erhalten. Anders lassen sich kraft- und substanzlose Stücke wie "Marry me" oder "Too late" nicht erklären. Am stärksten ist Gwen Stefani immer noch wenn sie, wie in der ersten Single "Ex-girlfriend" oder in "Six feet under" einfach nur die Sau rausläßt oder in "Simple kind of love", der einzigen wirklich gelungenen Ballade im Stile von "Don't speak", schmollt wie Britney Spears auf Prozac.

"Return of Saturn" ist letztendlich nichts Halbes und nichts Ganzes, eine "Suspension without suspense", wie es ein Songtitel treffend beim Namen nennt. Es wird Zeit, daß Gwen Stefani auf ihrer Suche dem Sinn des Lebens ein gehöriges Stück näherkommt, um uns in Zukunft mit künstlerisch wirklich wertvoller Kost zu beglücken. Oder sie legt ihre gegenwärtige Unsicherheit wieder gänzlich ab und kehrt zu dem zurück, was den Reiz des Vorgängeralbums ausmachte - ausgelassen das Leben zu genießen und alle Schwarzseher in die Schranken zu weisen.

(Armin Linder)

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Highlights

  • Ex-girlfriend
  • Simple kind of life
  • Six feet under
  • Magic's in the makeup

Tracklist

  1. Ex girlfriend
  2. Simple kind of life
  3. Bathwater
  4. Six feet under
  5. Magic's in the makeup
  6. Artificial sweetener
  7. Marry me
  8. New
  9. Too late
  10. Comforting lie
  11. Suspension without suspense
  12. Staring problem
  13. Home now
  14. Dark blue

Gesamtspielzeit: 54:55 min.

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