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The Cribs - The Cribs

The Cribs- The Cribs

V2 / Rough Trade
VÖ: 22.03.2004

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Krippenspiele

Berlin, Silvester 1989. Ein Hauch von Freiheit liegt in der Luft. Und sicherlich auch ein paar Brusthaare. Verloren hat sie David Hasselhoff, der gerade auf einem Kran und im Wind steht. "I've been looking for freedom", schmettert er in die Nacht und spricht damit einer ganzen Menge Menschen aus dem Herzen oder irgendetwas anderem. 15 Jahre später wird er erzählen, mit diesem Auftritt zum Fall der Berliner Mauer beigetragen zu haben. Was immerhin witzig ist.

London, Silvester 1989. Ein Hauch von getrocknetem Fonduefett und britischem Bier liegt in der Luft. Drei Brüder haben ihren ersten Auftritt auf der Silvesterparty ihrer Eltern. Sie spielen "I just called to say I love you" und "We are the champions". Sie sind neun, neun und fünf Jahre alt. Sie haben eine Woche zuvor ihre ersten Instrumente zu Weihnachten bekommen. Und sie räumen ab. Mächtig. 15 Jahre später werden sie The Cribs heißen, und der NME wird über sie erzählen, daß sie drei Burschen seien, die dem Rock ein neues Loch in den Arsch reißen werden. Auch das ist witzig. Und auch das ist ziemlicher Quatsch.

The Cribs, und das ist jetzt mal keine sonderlich gewagte Prognose, werden in naher Zukunft nirgendwo irgendetwas reißen. Weil sie zu spät dran sind. Die Brüder-Band-Sache ist lange durch, Strokes-Epigonen sowieso, und wenn man sein Instrument nicht beherrscht, jagt man höchstens noch Dream-Theater-Fans Angst ein. Daß man den Cribs nun aber mancherorts aus ihrem Zu-spät-am-richtigen-Ort-sein einen Strick drehen will, macht deshalb noch lange keinen Sinn. Zumal die drei wissen, wie man Gitarren charmant, Melodien selbstklebend und Gesang gleichgültig klingen läßt. Und mit "Another number" frech wie Oscar die lässigste Quietsche-Klampfe auspacken, seit Amateur-Journalisten so "Seit-Sätze" wie den hier benutzen.

Vielleicht haben die Cribs wirklich zu viel Zeit als Queen-, Bee-Gees- oder Videospielmusik-Coverband verplempert. Vielleicht wäre ein Song wie "You were always the one", der gleichzeitig klatscht, Orgel spielt und freihändig ins Beat-Revier pinkelt, vor zwei Jahren ein Riesenteil gewesen. Vielleicht hätte man diese elegant trashige, harmonisch daneben langende Platte 2001 ehrlich lieb haben können. Vielleicht hätte man dann ein Auge zugedrückt, wenn die flachbrüstigen Songs drankommen und dem Album die Tour vermasseln. Aber vielleicht hat David Hasselhoff ja auch die Wende eingeleitet.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • You were always the one
  • Things you should be knowing
  • Another number

Tracklist

  1. The watch trick
  2. You were always the one
  3. The lights went out
  4. You and I
  5. Things you should be knowing
  6. Another number
  7. What about me
  8. Learning how to fight
  9. Tri elle
  10. Baby don't sweat
  11. Direction
  12. Third outing

Gesamtspielzeit: 35:48 min.

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