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Kinesis - Handshakes for bullets

Kinesis- Handshakes for bullets

Independiente / Sony
VÖ: 26.01.2004

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Kugelblitz

Was niemand weiß: Dieter Bohlen spürt ständig eine Pistole in seinem Rücken. Und die, die ihm den Lauf in den Rücken drücken, sind die Plattenfirmen der Republik. Und wozu? Damit Dieter schön weiter "Deutschland sucht den Superstar" macht und jede neue Band, die schon mal eine Gitarre aus nächster Nähe gesehen hat, als Gegenstück zu "künstlich generierten Popstars mit aseptischem Image" abgegrenzt werden kann. Eine von diesen Bands sind Kinesis, ein britisches Quartett, das mit einiger Verspätung nun auch hierzulande sein Debütalbum "Handshakes for bullets" veröffentlicht.

Der Titel läßt schon ahnen, daß Kinesis nicht gerade eine Platte abgeliefert haben, die sich mit dem Wunder der Liebe oder der Schönheit des Planeten Erde beschäftigt. Es gibt da nur ein kleines Problem: Die Band bringt nicht eine differenzierte Zeile zustande. Sänger Michael Bromley gibt da Plattheiten vom Schlage "NAFTA ain't all liberty" von sich oder "TV, work and drinking / Ill, then dying then dead." Und als die Vier feststellen, daß jetzt aber noch rasch was gegen den aufkommenden Rechtsradikalismus getan werden müsse, versteigt sich Bromley doch glatt in folgender Phrase: "Germany wasn't that far away." Freilich muß George "Der Teufel persönlich" Bush auch dran glauben: "The average American corpse brought up on the Marshall ideal." Gut, daß wir darüber gesprochen haben.

Okay, die Mitglieder der Band sind kaum älter als 20, eine differenzierte Darstellung der politischen Weltlage darf also niemand von ihnen erwarten. Es gibt da aber noch ein weiteres Problem: "Handshakes for bullets" ist musikalisch das beeindruckendste Debütalbum einer britischen Rockband seit Idlewilds "Hope is important". Songs wie "...And they obey" kommen herrlich rauh daher, ohne anzustrengen, und bedienen sich derweil unbeschwert bei den Pixies, Sonic Youth oder Nirvana. Und dann werden Kinesis so laut und schnell und Bromleys Stimme so wütend, daß andere Vertreter der neuen Britrock-Generation wie Serafin gleich ihre Gitarrenkoffer einpacken und fortan besser auf Kindergeburtstagen auftreten können. Abgesehen von "Billboard beauty", dem einzigen wirklich radiotauglichen Song auf der Platte, der Kinesis Aufmerksamkeit auch außerhalb der Rockszene sichern dürfte.

Hier weiß noch jemand, zu welchen Tönen eine Gitarre imstande ist. Doch Kinesis beherrschen auch das Spiel mit den Kontrasten und verzichten darauf, die 40 Minuten in Endspurtgeschwindigkeit zurückzulegen - und deshalb drosseln sie vor allem in der ersten Hälfte des Albums gerne schon mal das Tempo. Um dann urplötzlich wieder ein Riff aus dem Ärmel zu zaubern, das jedem Lederjacken-Träger die Freudentränen in die Augen treibt. Anschnallen, bitte!

Im Hinblick auf ihren politischen Ehrgeiz hat eine britische Musikzeitschrift mal getitelt, daß Kinesis die ersten legitimen Sprecher einer ganzen Generation seit den Manic Street Preachers seien. Ich möchte nicht Teil dieser Jugendbewegung sein, aber ich will verdammt noch mal, daß ihre Musik auf meiner Party läuft.

(Sebastian Dalkowski)

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Highlights

  • Conveyor belt destruction
  • ...And they obey
  • Average American corpse
  • Everything destroys itself

Tracklist

  1. One way mirror
  2. Billboard beauty
  3. Civilised fury
  4. Bloodstained lips
  5. This dead end
  6. Conveyor belt destruction
  7. ...And they obey
  8. (Cling to your) Innocence
  9. Forever reeling
  10. Average American corpse
  11. Everything destroys itself
  12. A generation devoid of inspiration

Gesamtspielzeit: 39:33 min.

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