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Chris Cornell - Euphoria morning

Chris Cornell- Euphoria morning

A&M / Universal
VÖ: 27.09.1999

Unsere Bewertung: 9/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Soundgarden unplugged

"Wieso vergleichst Du eigentlich jeden Sänger mit Eddie Vedder?" wurde ich unlängst gefragt. Ganz einfach: Eddie Vedder und Chris Cornell sind für mich die Rockstimmen der 90er-Jahre. Eindrucksvoll haben die beiden das mit ihrem "Hunger strike" vom legendären Temple Of The Dog - Album (1991) bewiesen. Schon allein deswegen werden Pearl Jam und Soundgarden immer zu meinen ewigen Lieblingsbands zählen.

Ich war daher sehr froh, als ich hörte, daß wenigstens Chris Cornell nach dem Ende von Soundgarden auf Solo-Pfaden wandeln wird. Mit seinen Beiträgen zu den Soundtracks von "Singles" ("Seasons") 1992 und "Great expectations" ("Sunshower") 1998 hatte er seine diesbezüglichen Qualitäten ja schon unter Beweis gestellt. Diese Songs geben auch die ungefähre Marschrichtung von "Euphoria Morning" vor. Zwölf Tracks, die stilistisch irgendwo zwischen den alten Soundgarden-Stücken im unplugged-Format und den ruhigeren, akustische Sachen von Led Zeppelin anzusiedeln sind.

Es bleibt aber unüberhörbar: Chris Cornell war Soundgarden! Erst jetzt wird einem so richtig bewußt, daß Ben Shepherd, Kim Thayil und Matt Cameron - trotz ihrer eigenen Songbeiträge - bei Soundgarden nur die Band um das musikalische Mastermind Chris Cornell waren. Alles das, was Soundgarden ausmachte, hat Chris Cornell mitgenommen; das bluesig-rauhe und melancholische Feeling der Songs, das geniale Songwriting, die teilweise schrägen Harmonien (die Gitarre ist auch hier meistens auf "D" heruntergestimmt), die oftmals vertrackten Rhythmen und vor allem die göttliche Stimme. Lediglich die Härte und Lautstärke des Grunge hat er zurückgelassen. Und das ist auch gut so, denn hierdurch steht seine Stimme noch mehr im Mittelpunkt.

Mit "Euphoria morning" legt Chris Cornell jetzt ein Album vor, das den letzten beiden Veröffentlichungen von Soundgarden ("Superunknown" von 1994 und "Down on the upside" von 1996) in nichts nachsteht. Die Songs bewegen sich ausschließlich auf überdurchschnittlichen Niveau. Es fällt daher schwer, einzelne Tracks besonders hervorzuheben.

Der erste Track "Can't change me" wurde vorab als erste Single veröffentlicht. Ein schönes, eingängiges und trotziges Liebeslied im Walzertakt (!). "Flutter girl" hat einen Chorus, der sofort im Ohr hängen bleibt. Beachtlich ist auch das kleine wiederkehrende 70er-Jahre Gitarrenriff und das gelungene Drum-Programming. "Preaching the end of the world" sollte man sich am besten an einem regnerischen Sonntag im November mehrmals hintereinander anhören; der Titel ist in diesem minimalistischen Track Programm. "Follow my way" klingt wohl am meisten nach Soundgarden. Im Intro ledzept es gewaltig, und den hymnischen Refrain kann man sofort mitsingen. "When I'm down" ist eine klassische Piano-Ballade. Wenn man die Augen schließt kann sich eine verrauchte Bar vorstellen, in der ein angetrunkener, vom Leben gezeichneter Sänger zu später Stunde sein Lied singt; leider aber hört ihm keiner zu - tragisch! "Mission" ist ein kurzer Abstecher in alte Grunge-Gefilde. Konzentriert euch mal auf den Rhythmus und versucht mitzuzählen. Das Giatrrensolo klingt so, als wäre Helge Schneider Gastmusiker. Lustig und schön schräg zugleich. "Wave goodbye" entwickelt sich nach dem ein wenig an "Fly away" (Lenny Kravitz) erinnerten Gitarrenriff zu einer eingängien Ballade, die sich durchaus als Single eignen würde. "Moonchild" ist ein düster-trauriges und atmosphärisch dichtes Lied mit tollen Gitarren und einem Mitsing-Chorus. Auch hier klanggärtelt es mächtig. "Sweet euphoria" ist ein einfacher Homerecording-Track. Zur akustischen Gitarre wird hier ein hübsches Klagelied gesungen. Nicht mehr - aber auch nicht weniger. In "Disappearing one" kommen eine Klarinette und eine Orgel zum Einsatz. Irgendwie klingt das Ganze nach dem "Abbey road"-Album von den Beatles. "Pillow of your bones" beginnt mit einem super-catchy Gitrrarenriff und entwickelt sich zu einer mächtigen Power-Ballade. Bei "Steel rain" geht die Stimme von Chris besonders tief unter die Haut. Augenmerk auch mal auf die Tablas im Hintergrund legen. Zum Abschluß gibt es dann auch noch eine wesentlich langsamere, französische Alternativversion von "Can't change me", die durch seine Akkordeon-Begleitung mächtig Atmosphäre schafft. Cool und traurig zugleich. Chris Cornell hat sich durch "Euphoria morning" zusätzlichen Respekt verdient. Als einer der ganz großen Musiker der sich langsam verabschiedenden Neunziger.

(Matthias Allstadt)

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Highlights

  • Can't change me
  • Follow my way
  • Mission
  • Moonchild

Tracklist

  1. Can't change me
  2. Flutter girl
  3. Preaching the end of the world
  4. Follow my way
  5. When I'm down
  6. Mission
  7. Wave goodbye
  8. Moonchild
  9. Sweet euphoria
  10. Disappearing one
  11. Pillow of your bones
  12. Steel rain
  13. Can't change me (French version)

Gesamtspielzeit: 54:44 min.

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