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M. Ward - Transfiguration of Vincent

M. Ward- Transfiguration of Vincent

Merge / Matador / Beggars / Zomba
VÖ: 28.04.2003

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Sad, sad songs

Was ist eigentlich Unschuld? Man assoziiert gerne weiße Tücher, große Augen oder weiche Stimmen damit. Zusammengefaßt: Nonnen und Bambi. So wenig Rock'n'Roll wie nur was. Denen kauft man die Unschuld tatsächlich noch ab. Und anderswo? Versteckt sich hinter solchem Getue oft nur Schein. Illusion. Falsches Spiel. Doch manchmal wartet unter der unschuldigen Oberfläche ein tiefer Abgrund. Die Narben des Lebens. Die sinistre Schönheit des Schicksals. Und so gelingt es jemandem, der eigentlich wie die Unschuld in Person klingt, tatsächlich Zeilen voller Morbidität zu singen und damit zu echten Tränen zu rühren: Matt Ward.

"But if you're gonna leave / Better call the undertaker / Take me under, undertaker / Take me home." Da läuft einem schon beim Lesen ein Schauer über den Rücken. Ward jedoch säuselt Zeilen wie diese, als versuche er gerade, eine pollensammelnde Biene von einer Blüte zu pusten. Es reißt einem schier das Herz heraus. Ohne Betäubung, mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Zum Zirpen der Grillen läßt er die Klänge aus der Zeit fallen und erzählt seine Geschichten. Bittersüße Fabeln, die so absurd sind, daß man gar nicht anders kann, als sie für die reine Wahrheit zu halten. "A playful little kitten / Met a playful little bird / And then off with its head / Off with its head, oh my."

Es ist von sonderlicher Faszination, wie Ward auf "Transfiguration of Vincent" mit leichtfüßiger Eleganz zwischen den staubigen Schubladen von Folk, Blues, Country und Schrammel-Indie hin und her gleitet. Mal ganz zärtlich und behutsam, mal heiser und stolpernd. Wie der uneheliche Sohn von Tom Waits und Chan Marshall. Das bisweilen kantige Gefühl für Grooves teilt Ward mit Howe Gelb, dem alten Sandmann, der auch gleich bei "Poor boy, minor key" mit Hand anlegte. Mademoiselle Marshall begleitet Ward zum angekratzten Blues "Sad, sad song" in die Vorhölle. "And then I went to a whale / I said, 'Killer whale please / What do you do when your true love leaves?'" Orca, der Killerpsychiater.

Doch statt der naheliegenden Zwangsjacke schnappt sich Ward lieber einen Bowie-Song. "Let's dance" flüstert er und läßt bloß noch die Seele der Melodie tanzen. Eine Befreiung von der Materie. Von der Last der Welt. Und Ward steht daneben, lehnt sich an seine Träume an und wacht mit offenen Augen. "If you should fall into my arms / And tremble like a flower." There is a light that never goes out.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Sad, sad song
  • Outta my head
  • Helicopter
  • Undertaker

Tracklist

  1. Transfiguration #1
  2. Vincent O'Brien
  3. Sad, sad song
  4. Undertaker
  5. Duet for guitars #3
  6. Outta my head
  7. Involuntary
  8. Helicopter
  9. Poor boy, minor key
  10. Fool says
  11. Get to the table on time
  12. A voice at the end of the line
  13. Dead man
  14. Let's dance
  15. Transfiguration #2

Gesamtspielzeit: 44:09 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
LostInACity
2008-06-21 18:06:07 Uhr
Der Mann hat's mal drauf.
minor key
2007-07-04 15:09:08 Uhr
Bin ich eigentlich der einzige, dessen Transfiguration-Album eine falsche Trackliste aufweist?

"Sad, sad song" und "Vincent O'Brien" sind ebenso vertauscht wie "Undertaker" und "A voice at the end of the line".
badly drawn jan
2006-12-08 02:35:28 Uhr
Hat mich in den letzten Wochen total gepackt, das Album. Vielleicht doch sein stärkstes, wie so viele behaupten?
Oliver Ding
2003-05-19 16:39:56 Uhr
Du darfst nicht nur, Du sollst sogar. Unschuldiger ist noch nie jemand so tief in den Abgrund gestürzt, um nach entrückten Ohrwürmern zu fischen.
ditsch
2003-05-19 16:30:38 Uhr
Also ich mag die White Stripes nur mässig und habe Tom Waits bereits für mich entdeckt. Darf ich trotzdem? Album ist nämlich bereits unterwegs.
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