Moose Blood - I don't think I can do this anymore
Hopeless / Soulfood
VÖ: 09.03.2018
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Flackern, Flimmern
Moose Blood sind ein Ärgernis. Nein, damit ist nicht gemeint, dass die Band im Frühjahr 2017 ihren Schlagzeuger wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung rauswarf und dass unlängst ähnliche Anschuldigungen gegen Sänger Eddy Brewerton laut wurden, gegen die sich Moose Blood inzwischen auch juristisch zur Wehr setzen. Hier geht es um die Musik und um die Sache mit dem Ärgernis. Ein solches ist nämlich das Schaffen dieser Band. Irgendwie. Man möchte natürlich nach der Begründung fragen, haben die Briten doch bis hierher das tolle Debüt "I'll keep you in mind, from time to time" und mit "Blush" einen ordentlichen Zweitling abgeliefert. Das ist alles soweit richtig. Richtig ist aber auch die Einschätzung des geschätzten Kollegen Meyer, der die Band einmal mit den sich ewig auf überschaubarem Niveau wiederholenden New Found Glory verglich.
Genau hier liegt das Problem. Hört man sich nur flüchtig durch "I'll keep you in mind, from time to time" und leider schon etwas genauer durch "Blush", merkt man allerorten, wozu dieses Quartett imstande sein kann. Hey, die haben mit "Bukowski" schon mal einen Song geschrieben, der zugleich mit Pop-Punk und 90er-Jahre-Emo den Boden aufwischt und zwar in einer Leichtigkeit, die bis heute seinesgleichen sucht. Routinierte Fingerübungen aus Nummer-Sicher-Land – wer will, kann auch New-Found-Glory-Land dazu sagen –, wie es die meisten Stücke des Vorgängers im Vergleich nun einmal waren, können da doch nicht der Anspruch sein. Oder etwa doch? "I don't think I can do this anymore" lässt das zumindest vermuten, macht das dritte Album doch ziemlich genau dort weiter, wo "Blush" aufgehört hat. Obendrein lassen Moose Blood stolz verlauten, dass man sich mittlerweile auf den ollen Indierock verlegt habe. Toll, schon wieder so ein ultraspannendes Genre, vielen Dank auch.
Dazu gibt es dann Songs wie "Can we stay like this", das wohl selbst Jimmy Eat World in ihren dunkelsten Stunden zum Aufwärmen im Proberaum zu langweilig gewesen wäre. Oder einen Schnarcher wie "All the time", der jede Klischee-Hook zwischen Pop-Punk und Indierock zu sich ins Boot holt, aus den Bestandteilen jedoch alles Mögliche, aber bestimmt nichts Neues entstehen lässt. Anders als bei New Found Glory möchte man hier allerdings nicht aufgeben. Weil das Potenzial flackert und flimmert, weil immer wieder durchscheint, wie viel Talent der Vierer aus Canterbury mit sich herumträgt. Und weil Selbiges Gott sei dank dann und wann ungehemmt durchbricht. Wenn etwa "Pull me from the floor" die Leinen losmacht und einen Emorocker auf die Reise schickt, der für Generationen von Bands als Blaupause dienen könnte. Mitsamt mit einer dieser unwiderstehlichen Gitarrenfiguren, die – und diesen Kerl hat man nicht nur bei diesem Song im Kopf – Tom DeLonge mit Blink 182 und Box Car Racer gerne aus dem Ärmel geschüttelt hat, bevor er zum Ufojäger wurde. Dann möchte man alle Fenster aufreißen und in die Welt brüllen, wie verdammt gut diese Nummer ist.
Oder wenn der auf den ersten Blick unscheinbare Opener "Have I told you enough" bei der zweiten Qualitätsverhandlung mit Nachdruck auf seine sensationellen Melodien und seinen gnadenlos einnehmenden Refrain hinweist. Eigentlich immer dann, wenn Moose Blood nicht versuchen, mit einem Song alle glücklich zu machen, bleibt am Ende etwas Besonderes zurück. Und damit viel zu selten. "Such a shame" versucht über zwei Drittel seiner Spielzeit, ein Stück weit den Spirit des Debüts reinzuwerfen, wird aber zum Schluss jäh abgewürgt. "Just outside" muss abschließend als obligatorische Ballade herhalten und wird ganz fürchterlich in den Sand gesetzt und "Talk in your sleep" will Pop-Punk ohne dessen charakteristische Naivität machen, was natürlich zum Scheitern verurteilt ist. "Just outside", das bei nur einer Idee bleibt und genau deshalb funktioniert, muss man gar nicht hören, um sich zu fragen, was die da eigentlich manchmal treiben. Moose Blood wollen zu viel zu schnell. Sie wollen größer, breiter, vielseitiger und reifer klingen, als sie es in Wirklichkeit sind. Dabei hätte die Band das Zeug dazu, das großartigste Pop-Punk-Album aller Zeiten zu schreiben. Und bleibt deswegen ein Ärgernis.
Highlights
- Have I told you enough
- Pull me from the floor
Tracklist
- Have I told you enough
- Talk in your sleep
- Just outside
- You left in the worst way
- All the time
- Can we stay like this
- Pull me from the floor
- Walk all day with you
- Such a shame
- Promise me
- It's too much
Gesamtspielzeit: 36:35 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Schade |
2018-09-25 11:30:24 Uhr
Da hat der einfach drauflos beschuldigende Social Media Mob ja mal wieder übles angerichtet. Hoffentlich erholen sich die Bandmitglieder wieder alle und finden Ruhe. |
kds77 |
2018-09-25 11:15:47 Uhr
https://www.sputnikmusic.com/news/39707/Moose-Blood-call-it-quits/ |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26286 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-04-12 11:41:04 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
The All-American Rejects; Yellowcard; Captain, We're Sinking!; The Starting Line; Apologies, I Have None; The Get Up Kids; Braid; Something Corporate; A; Jimmy Eat World; The Ataris; Tiny Moving Parts; Brand New; Matchbook Romance; Bayside; Blink-182; Donots; Modern Baseball; Foxing; You Blew It!; Prawn; Into It. Over It.; Empire! Empire! (I Was A Lonely Estate); American Football; Mineral; Sunny Day Real Estate; The Hotelier; The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die; Samiam; Alkaline Trio; Punchline; Owen; Sum 41; Bad Astronaut; Funeral For A Friend; Green Day; Sorority Noise; I Am The Avalanche; Irish Handcuffs; Lit; Hotel Books; Panic! At The Disco; +44; Taking Back Sunday; My Chemical Romance; Title Fight; We Were Promised Jetpacks; Japandroids; Seachange; Jawbreaker; The Gaslight Anthem; Descendents
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