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Robert Earl Thomas - Another age

Robert Earl Thomas- Another age

Captured Tracks / Cargo
VÖ: 16.02.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

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Als Lead-Gitarrist der New Yorker Schluffi-Indieband Widowspeak ist der passionierte Langhaar- und Bartträger Robert Earl Thomas selbst in Szenekreisen nur semibekannt geworden. Sein Versuch nun solo durchzustarten, ist also von Vornherein zum Scheitern verurteilt, macht dafür aber umso mehr Spaß: Und außerdem wird es ja wohl auch außerhalb von Williamsburg das ein oder andere vegane Literaturcafé geben, das Bock auf gute Hintergrundmusik hat. Wobei Thomas' Songs natürlich viel mehr als das sind, eh klar: perlende, funkelnde, manchmal etwas sentimentale Kurz-Oden an das Leben, das Wetter oder ein legendäres Tattoo von Johnny Depp. Klingt bekloppt? Geh bitte...

Relativ unbekloppt beginnt die ganze Chose: Der Titeltrack "Another age" kommt mit Akustikgitarre und verhuschtem Gesang daher, erinnert in Sound und Ästhetik ein wenig an die letzten, etwas geradlinigeren Veröffentlichungen der allseits beliebten Deerhunter. Thomas' Stimme klingt verschlafen, taucht manchmal gar komplett im Klangteppich unter. Mögliche Genre-Bezeichnung also: Dreampop für Tagträumer und Langschläfer. Auch "I remember" will den Hörer gar nicht groß aus dem süßen Schlummer reißen, wirkt aber dennoch etwas konzentrierter als der verspulte Opener: Ein sachter Country-Rhythmus schunkelt gen Sonnenuntergang, Hintergrundchöre untermalen das Idyll. Und der Hudson River funkelt im purpurfarbenen Licht.

Fürs gemächliche "Cryin'" hat sich Thomas dann tatsächlich siebeneinhalb Minuten freigeschaufelt, die er ganz unaufgeregt in der durchgelegenen Hängematte verbringt, während die Nummer tiefenentspannt vor sich hin daddelt. Nur keine Aufregung, bloß keine Hektik, erstmal, ähem, ausruhen! Ausgeschlafen und erholt widmet sich Thomas dann dem "Wednesday morning", die Gitarre plätschert wie steter Regen gegen die Fensterscheibe, eine einsame Mundharmonika segelt am wolkenverhangenen Himmel. Spannung kommt da nicht auf, aber dafür war dieses Album wohl ohnehin nie gedacht. "Another age" liefert lieber 37 Minuten Kontemplation für Fortgeschrittene.

Aber hey, immerhin folgt mit "Winona forever" kurz darauf nochmal ein brillanter Quatsch-Song, der nach dem besagten Winona-Ryder-Tattoo von Johnny Depp benannt wurde: Wer den quirligen Slacker-Sound von bunten Truppen wie Girls oder Real Estate schätzt, wird auch hier glückselig glucksen. Das finale "Word of mouth" erinnert dafür verdächtig – man ist gar geneigt zu sagen: sehr verdächtig – an den Beginn des The-Smiths-Klassikers "How soon is now?", aber Diebstahl möchte man Robert Earl Thomas natürlich nicht unterstellen. Relaxte Faulheit vielleicht schon eher, weil, naja, die Couch so gemütlich war, aber noch ein letzter Track her musste. Wer könnte es ihm verübeln?

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Another age
  • Winona forever

Tracklist

  1. Another age
  2. I remember
  3. Cryin'
  4. The weather
  5. Wednesday morning
  6. Winona forever
  7. My fault
  8. What am I gonna do
  9. Word of mouth

Gesamtspielzeit: 37:12 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Alphonse
2018-02-20 00:09:27 Uhr
Ich mochte das Album von Widowspeak sehr, höre ich immer noch regelmäßig.

Das ist hier ist auch recht fein. Ich mag übrigens Real estate auch sehr gern gluckse glückselig
Frank Schneider
2018-02-18 18:53:11 Uhr
"Wer den quirligen Slacker-Sound von bunten Truppen wie Girls oder Real Estate schätzt, wird auch hier glückselig glucksen." ist einer der stilistisch schlimmsten Sätze, die ich je in einer Rezension gelesen habe.

Das Album ist klasse. Entspannte Gitarren, zurückgenommener Gesang, die Songs können atmen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2018-02-08 20:35:35 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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