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Benjamin Gibbard - Bandwagonesque

Benjamin Gibbard- Bandwagonesque

Atlantic / Warner
VÖ: 28.07.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Fanboy und seine Helden

War das toll damals in der Schule, wenn mal wieder die kleinen Bücher die Runde machten, in denen sich jeder aus dem Freundeskreis verewigen durfte! Und wir reden hier nicht von denen mit den leeren Seiten, in die man auch noch irgendwas kleben sollte, sondern die tollen bunten, in die man sich nur noch eintragen musste. Wahlweise etwa mit Diddl, dieser verseuchten Knuddelratte mit den angeschwollenen Riesenfüßen, oder gar mit der nun wirklich besten Maus der Welt vorne drauf. Mit Micky und seinen Disney-Freunden überlegte man sich gern, was man am allermeisten mochte. Lieblingsessen? Pizza. Lieblingsgetränk? Eistee. Lieblingsschulfach? Deutsch. Lieblingstier? Hund. Lieblingsfarbe? Blau. Es war einfach großartig. Was Ben Gibbard, seines Zeichens Kopf und Stimme von Death Cab For Cutie, in all diese leeren Zeilen geschrieben hätte, weiß wohl nur er selbst. Nur das Musikalbum seines Herzens ist spätestens jetzt wohlbekannt.

Als seine Lieblingsplatte seiner Lieblingsband bezeichnete er unlängst das 1991er-Werk "Bandwagonesque" der Schotten von Teenage Fanclub. Und als der mittlerweile 40-Jährige vor einer Weile vom US-Indie-Label Turntable Kitchen gefragt wurde, ob er das gute Stück nicht im Zuge einer Cover-Reihe neu aufnehmen wollte, konnte der Mann aus Seattle wohl gar nicht mehr anders. Und wie das nun eben so ist mit Dingen, von denen man Fan ist, will man ihnen unbedingt gerecht werden. Die gute Nachricht: Gibbards Huldigung an seine Helden ist stets voller Respekt und völlig ohne Fremdscham. Die noch bessere Nachricht: Stellenweise vergisst man glatt, dass es sich lediglich um Reinterpretationen und nicht um eigenständige Songs handelt.

Das mag zum größten Teil wohl auch eher daran liegen, mit welcher Hingabe der Death-Cab-For-Cutie-Frontmann sich da an die Arbeit gemacht hat, denn an wirklicher Andersartigkeit. Macht aber auch nichts, dass der Einfluss von Teenage Fanclub doch irgendwie immer spürbar ist. In "The concept" etwa, laut eigener Aussage der erste Song, den Gibbard von der Band aus Bellshill seinerzeit gehört hat, wirkt der Instrumental-Teil in der Mitte etwas länger, die Produktion deutlich glatter, und doch verliert man sich auch über zwei Jahrzehnte später noch in dieser geradezu traumhaften Pop-Perle. Das im Original etwas schnodderige "I don't know" kommt in seiner neuen Version derweil viel unschuldiger und unbehelligter daher. Ebenso das nur kurz darauf folgende "Pet rock", welches nicht nur wesentlich kürzer ist, sondern dank seiner spärlichen Instrumentierung wie eine kleine Erholungspause wirkt.

Andere Titel lassen die großen Experimente lieber sein. Da wäre der Twang-Pop von "What you do to me", das fast schon ein wenig klingt, als wäre es aus Death Cab For Cuties eigenem Backkatalog entsprungen. Zwischen "President of what?" und "Champagne from a paper cup" hätte der Song jedenfalls auch bestens auf "Something about airplanes" von 1998 gepasst, wie auch das ungleich aufmüpfigere "Metal baby". Das gewinnt den Vergleich zu seiner Ursprungsfassung sogar haarscharf, weil Gibbard schlicht ein besserer Sänger als Teenage Fanclubs Norman Blake ist. Am Ende ist's egal: Die Doppelspitze aus dem sich langsam aufbauenden "Guiding star" und der euphorischen sowie in andere Sphären führenden Instrumental-Hymne "Is this music" überzeugt in beiden Varianten. Da bedauert man fast, dass man als erwachsener Mensch nur noch selten ein Buch zum Eintragen in die Hände bekommt – da hätte man doch glatt eine neue Zeile mit "Lieblings-Coveralbum" erfinden können. Eine Idee für die Antwort hätten wir auch schon parat.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • The concept
  • Metal baby
  • Guiding star
  • Is this music

Tracklist

  1. The concept
  2. Satan
  3. December
  4. What you do to me
  5. I don't know
  6. Star sign
  7. Metal baby
  8. Pet rock
  9. Sidewinder
  10. Alcoholiday
  11. Guiding star
  12. Is this music

Gesamtspielzeit: 41:56 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2017-08-16 21:20:33 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?
zu faul sich einzuloggen
2017-07-17 17:37:47 Uhr
Hm, Benjamin Gibbard, Death Cab For Cutie, The Postal Service sind super, aber ich muss gestehen, dass ich das gecoverte Werk nicht kenne. Das gibt wieder ordentlich Minuspunkte bei der Indie-Credibility.

Demnächst mal nachholen...

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2017-07-17 17:27:27 Uhr - Newsbeitrag

Alle Träume erfüllt: BENJAMIN GIBBARD veröffentlicht eigene Version von TEENAGE FANCLUBs 'Bandwagonesque' (VÖ: 28.07.)

BENJAMIN GIBBARD, Frontmann von Death Cab For Cutie und The Postal Service, hat sich genau den Musikertraum erfüllt, der wohl am schwersten in die Realität umzusetzen ist: Er hat sein all time favourite Album gecovert und dann auch noch höchstes Lob vom Originalinterpreten eingeheimst.
Aber der Reihe nach: BENJAMIN GIBBARD covert also ein ganzes Album. Und nicht nur irgendein Album, sondern DAS Album, das die Indierock-Geschichte gehörig durcheinander gebracht hat - wir reden selbstverständlich von TEENAGE FANCLUBs 'Bandwagonesque'. 1991 ein absoluter Schlag in die popverwöhnten Ohren, wird 26 Jahre später eine Version des Albums veröffentlicht, die den starken Einfluss auf und die daraus resultierende Entwicklung von Indierock in wunderbarer Weise verdeutlicht. Höchstes Lob folgt von TEENAGE FANCLUB Gründungsmitglied Norman Blake: "Needless to say that the reimagining of the album by this very talented fella is both inventive and deftly executed. Thanks Ben.”.

BENJAMIN GIBBARD hat sich im Rahmen der Veröffentlichungsreihe Turntable Kitchen "SOUNDS DELICIOUS" an das Werk getraut und wird am 28. Juli 'BANDWAGONESQUE' digital veröffentlichen. Das Coveralbum wird es in Limited Edition auch auf Vinyl geben. Alle weiteren Infos und genauen Details sind in der angehängten Pressemitteilung zu finden.

Der erste Track ist zeitgleich der Opener des Albums - 'The Concept'. Wir laden ein zum in Erinnerungen schwelgen.


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