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Eagles Of Death Metal - I love you all the time: Live at the Olympia in Paris

Eagles Of Death Metal- I love you all the time: Live at the Olympia in Paris

Eagle Rock / Universal
VÖ: 04.08.2017

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Symbolkraft

Der intensivste Moment kommt nach knapp drei Minuten. Die Musik stoppt, Frontmann Jesse Hughes spricht ins Mikrofon. "Let's take a moment to remember. Then we get back to the fun." Bereits im ersten Song des Konzerts vom 16. Februar 2016 im Pariser Olympia erinnern Eagles Of Death Metal daran, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Auftritt handelt. Man hört für einige Sekunden keinen Ton, nur beklemmende Stille. Niemand jubelt, niemand spricht. Wenig später geht "I only want you" weiter, als ob nichts vorgefallen wäre. Drei Monate nach dem Terror-Attentat von Paris, welches im Club Bataclan 89 Menschenleben forderte, kehrt die Band zurück, um das Konzert zu beenden, welches als trauriger Meilenstein in die Geschichte der Band und der Stadt eingegangen ist. Aufgrund dessen ist die Existenz von "I love you all the time: Live at the Olympia in Paris" ein Triumph. Ein Zeichen des Weitermachens, ein beherztes "Fuck you" gegen all die unseligen, erbärmlichen Seelen, die ihren Fanatismus auf tödliche Weise gegen andere Menschen ausrichten. Allein deshalb muss man es feiern.

Die unwürdige Pflicht des Musikredakteurs ist hingegen die Prüfung, was der nun vorliegende Mitschnitt dieses Gigs wider den Terrorismus, in Gedenken an die Opfer denn musikalisch taugt. Die Songauswahl der Setlist ist zumindest größtenteils tadellos, fungiert als Querschnitt über die vier Studioalben fast als launige Best-Of-Zusammenstellung. Von wenigen Kröten wie "Whorehoppin' (Shit, goddamn)" oder "Bag o' miracles" mal abgesehen. Nicht auf der Platte gelandet – womöglich aus Lizenz- oder Kostengründen – ist lediglich das Rolling-Stones-Cover "Brown sugar", welches die Truppe in der Zugabe zum Besten gegeben hat. Die Entscheidung, das mit tragischer Bedeutung aufgeladene "Kiss the devil" von vornherein nicht zu spielen, kann man wiederum der Pietät zuschreiben. Am 13. November 2015 war es der Song, während dem die Schüsse in der Konzerthalle begannen.

Problematisch an "I love you all the time" ist, dass zwischen der symbolisch aufgeladenen Bedeutung dieses Livealbums und der rein technisch betrachteten Darbietung eine schmerzliche Lücke klafft. Die Band spielt solide ihre Hits runter, hier und da wird mal ein Solo erweitert oder ein Mitklatschpart eingebaut. "Speaking in tongues" kommt dadurch als Schlusspunkt sogar auf über zwölf Minuten Laufzeit. Aber richtig gute Argumente, warum man diese Versionen anstatt den bekannten Counterparts der Studioalben hören sollte, liefern Eagles Of Death Metal nicht – trotz charmanter Aussetzer, Patzer und einer Verweigerung gegenüber Overdubs, die "I love you all the time" authentisch wirken lassen. Insbesondere Jesse Hughes ist allerdings die Achillesverse. Er muss sich an einigen Stellen hörbar anstrengen, die Gesangslinien einigermaßen zu intonieren. Oft wird gar die Melodie direkt in eine leichter schulterbare Variante abgeändert. Er stellt sich über lange Strecken mangels charismatischer Stimme als Schwachpunkt heraus.

Dass Hits wie "Cherry Cola", das fetzige "Got a woman" oder "Miss Alissa" auch hier dennoch Spaß machen, ist wenigstens die halbe Miete. Wenn der Duran-Duran-Klassiker "Save a prayer" vom Publikum mitgetragen wird, kann man durchaus auch mal rührselig werden. Der Großteil des Album besteht jedoch in eher uninspiriertem Nachspielen der bekannten Songs. Zudem bis auf sehr wenige Ausnahmen keine Ansagen, keine Interaktion oder prägende Erinnerungen zwischen den Stücken stattfinden. Und es ist schade, denn wenn Hughes nach "So easy" ein "I love you motherfuckers so much, you have no fucking idea!" ins Publikum brüllt und aus der Gegenseite von irgendwo "We love you too" zurückschallt, berührt das. Wurde mehr davon herausgeschnitten oder steckte Hughes die Dramatik für weitere Konversation zu sehr in den Knochen? Gute Frage. Nach dem einschneidenden und auch beeindruckenden Moment gleich zu Anfang ist das durchaus irrtierend – fairerweise gesagt wirkt das auf der visuellen Version auf BluRay oder DVD weniger gravierend, weil hier die Bilder einiges abfangen. Man muss absolute Hochachtung aufbringen vor all der Kraft, die die Band aufgebracht hat und der möglichen Defizite, die vielleicht die Folgen des schrecklichen Erlebnis sein könnten oder auch nicht. "I love you all the time" bleibt deshalb auch mit seinen Unzulänglichkeiten ein wichtiges Statement. Respekt dafür.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • So easy
  • Cherry Cola
  • Got a woman
  • Save a prayer

Tracklist

  • CD 1
    1. I only want you
    2. Don't speak (I came to make a bang!)
    3. So easy
    4. Complexity
    5. Whorehoppin' (Shit, goddamn)
    6. I love you all the time
    7. Cherry Cola
    8. The reverend
    9. Got a woman
    10. I got a feelin' (Just nineteen)
    11. Stuck in the metal
  • CD 2
    1. Miss Alissa
    2. I like to move in the night
    3. Secret plans
    4. Wannabe in L.A.
    5. Bag o' miracles
    6. Save a prayer
    7. I want you so hard (Boy's bad news)
    8. Speaking in tongues

Gesamtspielzeit: 88:46 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

tjsifi

Postings: 787

Registriert seit 22.09.2015

2018-04-03 16:46:18 Uhr
Das mit dem Depp nehme ich zurück der Typ ist einfach ein richtigg blödes Arsxxloch.

https://www.visions.de/news/28282/Musiker-unterstuetzen-Anti-Waffen-Proteste-Jesse-Hughes-schmaeht-Protestierende

https://www.visions.de/news/28312/Jesse-Hughes-entschuldigt-sich-bei-March-For-Our-Lives-Demonstranten

Mister X

Postings: 3401

Registriert seit 30.10.2013

2017-08-10 13:00:29 Uhr
warum nicht den auftritt im bataclan nehmen?

Gomes21

Postings: 4889

Registriert seit 20.06.2013

2017-08-09 12:51:17 Uhr
EODM sind zum in die Tonne kloppen und Hughes ein zienlicher Idiot. Hoffe Homme hat vor dem neuen QOTSA Album nicht zu viel mit dem Deppen abgehangen.

tjsifi

Postings: 787

Registriert seit 22.09.2015

2017-08-09 09:58:56 Uhr
Nicht nur das. Auch das Gefasel bzgl. "muslimischer Verschwörung" und vor allem die hirnverbrannten Kommentare zum französischen Waffengesetz.

Der Typ ist halt einfach ein Depp.

http://www.visions.de/news/25019/Bataclan-Ueberlebender-schreibt-offenen-Brief-an-Jesse-Hughes

http://www.visions.de/news/24475/Jesse-Hughes-Bis-niemand-Waffen-hat-muss-vielleicht-jeder-eine-Waffe-haben
Na
2017-08-08 20:35:46 Uhr
Dass die Security involviert war usw.
Zum kompletten Thread

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