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Little Steven - Soulfire

Little Steven- Soulfire

Universal
VÖ: 19.05.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Face to face

In einem Nebensatz lässt Steven Van Zandt im Interview mit Billboard fallen, zehn oder zwölf Leute auf einmal zu sein. Mit markantem Bandana sieht der in Massachusetts geborene Van Zandt eigentlich aus wie ein Pirat, dabei sind durch die Schauspielerei die Gepflogenheiten der Mafia eher sein Metier: etwa als Tony Sopranos Consigliere Silvio Dante in "The Sopranos" und Mafioso Frank Tagliano, der in der Serie "Lilyhammer" via Zeugenschutzprogramm in Norwegen landet, um sich ein neues Leben aufzubauen. Der 66-Jährige, der trotz Unterbrechung in den Achtzigerjahren zu "Born in the USA"-Zeiten ein elementares Mitglied von Bruce Springsteens E-Street-Band ist, bringt dem Publikum zudem in seiner Radiosendung "Underground Garage" Musik näher, die sonst vielleicht kein Airplay bekommt. Weil sie nicht modern ist. So wie seine eigene.

Steven Van Zandt ist ein Konservierer des Rock'n'Roll. Und so klingt auch "Soulfire", das erste Little-Steven-Album seit 18 Jahren. In Springsteens Schatten werden Van Zandts Songwriter-Qualitäten gerne mal übersehen. Seine Solo-Werke scheren sich weniger um Kohärenz, sodass neben Classic- und Garage-Rock auch mal ein Reggae-Beat auftauchen kann. "Soulfire", eingespielt mit seiner Band, den reformierten Disciples Of Soul, will die musikalischen Vorlieben des Gitarristen Van Zandt vorstellen, eine Audiothek der Leidenschaften. Bestückt mit Rock'n'Soul – und dem scheuklappenartigen Ausblenden der Entwicklung der vergangenen gut 30 Musikjahre.

Schon im Opener hören wir für dieses Album maßgebliche Ingredienzien, weiter verfeinert im nachfolgenden "I'm coming back": Bläser-Sektionen, Gitarren-Solos, gospelartige wie kraftvoll-soulige Backing-Vocals, ansteckende Motown-Hooks kombiniert mit hymnisch austariertem (Pop-)Rock. "I'm coming back / Back for what's mine / I ain't gonna let nobody stop me this time." Little Steven gehört nicht zu den größten Sängern auf der Welt, aber die unbändige Lust, inmitten der versierten Musiker der Disciples Of Soul zu stehen, wissend um den vokalistischen Support der Persuasions, ist greifbar für den Hörer. Nur am Rande: Ohne jene Spielfreude wäre man auch nie Teil der E-Street-Band.

Little Steven kann sich dergestalt gestrost auf zwei Cover stürzen, Etta James' "Blues is my business" zu einem äußerst gelungenen Blues-Jam ausufern lassen und James Browns "Down and out in New York City" aus dem "Black Caesar"-Soundtrack respektvoll mit Jazz-Versatzstücken und noch mehr Brass-Schub um einige Soundspuren erweitern: "You try hard or you die hard." Einige Nummern wie der Drifters-Doo-Wop in "The city weeps tonight" lagen seit Jahrzehnten unvollendet in Van Zandts Schreibtisch oder wurden, wie das 1977 gemeinsam mit Springsteen verfasste "Love on the wrong side of town", erstmals von den gut befreundeten New-Jersey-Kumpanen Southside Johnny & The Asbury Jukes aufgenommen. Der Chorus von "I saw the light" darf künftig gerne in jeder Kirche als Gospel geschmettert werden, "Some things just don't change" würde anno 2017 vielleicht nur noch von St. Paul & The Broken Bones geliefertwerden, "Standing in the line of fire" zieht Pistolen im Spaghetti-Western und mit "Saint Valentine's Day" sowie "Ride the night away" schreien zwei weitere Tracks schon jetzt sehnsüchtig nach einer Live-Umsetzung auf großer Bühne. Ihr kennt sein Gesicht. Aber unterschätzt die anderen elf nicht.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • I'm coming back
  • Blues is my business
  • Down and out in New York City
  • Ride the night away

Tracklist

  1. Soulfire
  2. I'm coming back
  3. Blues is my business
  4. I saw the light
  5. Some things just don't change
  6. Love on the wrong side of town
  7. The city weeps tonight
  8. Down and out in New York City
  9. Standing in the line of fire
  10. Saint Valentine's Day
  11. I don't want to go home
  12. Ride the night away

Gesamtspielzeit: 57:09 min.

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User Beitrag

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19949

Registriert seit 10.09.2013

2017-06-04 17:31:00 Uhr
Großartig, danke für diese Entdeckung. Klingt herrlich aus der Zeit gefallen und ist super arrangiert, die "Down and Out in New York City"-Version gefällt mir besser als das Original. Und die Vorstellung, wie Silvio das alles singt, machts irgendwie noch geiler.
Tony Soprano
2017-06-01 11:53:36 Uhr
Little Steven war nie besser als mein Mitarbeiter und Untergebener und Geldbringer.
Xurro
2017-06-01 11:40:17 Uhr
Gefällt unglaublich gut. Bei Lied 9 trifft Springsteen auf Tarantino-Soundtrack.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2017-05-31 21:01:19 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

"Album der Woche"!

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