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Sookee - Mortem & Makeup

Sookee- Mortem & Makeup

Buback / Indigo
VÖ: 17.03.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

I see pride! I see power!

Ja, natürlich nehmen wir bei Plattentests.de Geld für unsere Rezensionen. Wenn Sie sich für unseren Bestseller, das Modell "7/10", entscheiden, schlägt das mit 7.000 Euro zu Buche. Die Premium-Pakete "8/10", "9/10" und "10/10" sind für acht-, neun- und zehntausend zu haben. Das Einsteigermodel "1/10" ist recht günstig, kauft aber kaum einer außer Joachim Witt, der sich damit dennoch weit über seinen Zenit hinaus im Gespräch halten kann – auch keine dumme Investition. All das ist natürlich so real wie die Existenz von Chemtrails und der BRD GmbH, aber man kann es ja mal versuchen. Die Idee hat der Rezensent bei Sookee geklaut. Die erklärt auf ihrem neuen Album "Mortem & Makeup" in einem Track über Verschwörungstheorien ironisch, dass sie für gute Kritiken freilich auch anständig bezahle.

Ein Titel rund um Verschwörungstheorien? Jawoll, an dritter Stelle der Platte. Davor einer zum Thema Rechtsruck – die starke Single "Q1" – und ein biologisch fundierter Homophobie-Diss. Die Rapperin will's wissen. Zur Freude ihrer Hörer macht die Berlinerin trotz bisweilen völlig affigen Gegenwinds weiterhin munter die Fresse auf. Das ist beglückend frisch und häufig auch lustig: Dass es in "Queere Tiere", welches zum Vergleich das Tierreich heranzieht, von skurrilen Lines wie "Jeder zehnte Pinguin ist keine Hete" oder "Schwule Schwäne adoptieren verlassene Eier" nur so wimmelt, ergibt sich allein durch die Thematik. Das lässt grinsen und nachdenken. Der gediegene Beat inkludiert eine E-Gitarre und marschiert funky durch den Zoo. "Bilderbücher Konferenz" – der erwähnte Aluhut-Track – erscheint musikalisch ungleich düsterer und findet das richtige Maß zwischen Auslachen und Ernstnehmen.

Den tragischsten Schwank auf "Mortem & Makeup" zeichnet "Hüpfburg" auf. Da erzählt Sookee in Ich-Perspektive davon, wie ein Nazi-Opa seiner Enkelin den Umgang mit dem kleinen Yüksel verbietet. Zwischen Glockenspiel und Piano kündigt sie ihm die Freundschaft, hat aber an ihrem schlechten Gewissen zu knabbern und stellt sich vor, es wäre umgekehrt. Genau letzterer Aspekt ist jener, der im echten Leben allzu häufig fehlt: Die Abstraktionsfähigkeit vom Ich auf den Anderen. Auch "SSRI" mangelt es nicht an Dramatik. "Wenn es Heilung nicht ist, ist es der Tod" – SSRI, eine Untergruppe der Antidepressiva, im Sinne von Fluch und Segen. "Mensch kaputt", heißt es zynisch. Da schluckt nicht nur jemand, der selbst schon einmal von einer psychisch ungünstigen Episode heimgesucht wurde. Mehr Spaß macht "Who cares", das Sookee ihre Skills ausleben und Charlotte Brandi angenehm unaufgeregt den Chorus trällern lässt. "You only die once" bietet Grim104 die Bühne für eine gewohnt starke Strophe.

"Hurensohn" nimmt die Perspektive des Sohns einer Prostituierten ein. Das haben K.I.Z. schon in sarkastisch gemacht, Sookee nimmt es ernst. Der Beat fährt den Bass hoch, synthetische Handclaps zählen den Break an, der das passende Sample der Kannibalen In Zivil einspielt. Der Junge profitiert schließlich von seiner ungewöhnlichen Sozialisierung und die Gänsehaut-Szene aus "Cool runnings", in der Junior Bevil und Yul Brenner vor dem Spiegel stehen, wird eingespielt: "I see pride! I see power! I see a bad-ass mother who don't take no crap off of nobody!" Die Mission, die sich Sookee auf "Mortem & Makeup" gesetzt hat, ist es Mut zu machen, wo der Kopf schon im Sand steckt und die Abgelehnten anzunehmen. Wofür, wenn nicht dafür, sollte Musik, sollte auch Deutsch-Rap den Weg bereiten?

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Queere Tiere
  • Hüpfburg
  • You only die once (feat. Grim104)
  • Hurensohn

Tracklist

  1. Q1
  2. Queere Tiere
  3. Bilderbücher Konferenz
  4. Der Schrank
  5. Kontrollverlust
  6. Für immer
  7. Hüpfburg
  8. SSRI
  9. Die Freundin von
  10. You only die once (feat. Grim104)
  11. Hurensohn
  12. Absurdität
  13. Who Cares (feat. Charlotte Brandi)
  14. Ruhe

Gesamtspielzeit: 53:29 min.

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User Beitrag

Pascal

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 651

Registriert seit 13.02.2013

2017-03-18 21:02:05 Uhr
Kann ich verstehen, muss man sich drauf einlassen. Soul und Rap waren ja eigtl. schon immer Geschwister. Oder Onkel und Neffe.
Schwarz (der echte)
2017-03-18 09:57:56 Uhr
Finde die Pop-Einflüsse prinzipiell nicht schlecht, weil ich mir ein ganzes Album nur aus Grime-Bangern schwer geben kann. Ist mir dann aber stellenweise doch zu schmalzig.

Pascal

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 651

Registriert seit 13.02.2013

2017-03-18 01:34:26 Uhr
Stimme ich zu. War keine ganz eindeutige 8/10.
Schwarz (der echte)
2017-03-17 19:49:30 Uhr
Stormzy find ich gut, kommt aber bis jetzt nicht an das Skepta Album ran.

Pascal

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Postings: 651

Registriert seit 13.02.2013

2017-03-17 19:40:14 Uhr
Sag mal was zu Stormzy, Schwarz :) Oder hörste kein Grime?
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