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Deep Throat Choir - Be ok

Deep Throat Choir- Be ok

Bella Union / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 17.02.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Rachen-Sachen

Wenn man Deep Throat Choir so hört und sieht, etwa bei "Sofar London", würde man sich dem sympathischen Haufen junger Frauen am liebsten gleich anschließen. Denn zunächst zeugt die Namenswahl von Humor und einer entspannten Weiblichkeit, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Außerdem wird unmittelbar deutlich, dass hier richtig gute Freundinnen stimmlich miteinander wetteifern. Luisa Gerstein, sonst Sängerin bei Landshapes, hatte die Idee, Popmusik im Chor zu machen, minimalistisch und doch mit den höchsten Ansprüchen. Sie lud Freunde und Freundesfreunde zum Musizieren ein, allerdings nur so viele, dass man in der Probe jede einzelne Stimme hört und danach im Pub alle um einen großen Tisch passen. Nun veröffentlicht das Vokalensemble sein Debütalbum "Be ok", bestehend aus neun Covers sowie zwei eigenen Songs.

Frauenchöre gibt es in freier Wildbahn gar nicht so oft, und auch das Repertoire ist beschränkt. Die Stimmlagen sind enger beieinander als in einem gemischten Chor, die Klangfarben ähnlicher. So kann ein Höchstmaß an Harmonie erreicht werden. Doch um das Potential zu verwirklichen, gilt es einige Fallstricke zu vermeiden: So fällt die kleinste Abweichung vom Gleichklang umso stärker ins Gewicht. Und wenn man nicht mit viel Dynamik und Ausdruck arbeitet, verkommt der Auftritt leicht zum süßlichen Einheitsbrei. Damit sich ihr Werk also etwas interessanter anhört als die "Only You"-Darbietung des örtlichen Kirchengesangsvereins, experimentieren die Frauen vom Deep Throat Choir munter mit ihren Stimmen.

Es ist kurzweilig und bisweilen lustig zu hören, wie das Kollektiv die Möglichkeiten dieser Ensemble-Art auslotet und voll ausnutzt – mit lautmalerischen Spielereien, Vocal Percussion und, bei "The wave", einer raffinierten stimmlichen Imitation einer Steel pan. Das ist auch notwendig, werden doch eben mal ganze Bands in den Covers durch nichts als Stimmen und ein wenig Percussion ersetzt. Das hat gegenüber den Originalversionen einen teils stark verfremdenden Effekt. "Ritual Union" zum Beispiel, ursprünglich eine zurückgenommene Electropop-Nummer von Little Dragon, wird durch den massiven Einsatz weiblicher Stimmkraft zu einer berührenden Ballade. Die zärtlich-traurige Stimmung von Dark Dark Darks "Daydreaming" hingegen übersetzt der Chor sorgfältig und detailgetreu in A-Cappella-Sprache. An den stimmlichen Qualitäten der einzelnen Teilnehmerinnen bleibt kein Zweifel. Es gehört schon ein wenig Größenwahn dazu, Amy Winehouse nachzueifern, aber die Solistin, die hier "In my bed" anstimmt, liefert eine etwas vornehmere, aber genauso swingende Performance ab.

Die Auswahl der Coverstücke ist zwar sehr gelungen; am besten klingt die Frauencombo aber in den zwei eigenen Songs, die perfekt auf ihre Stärken zugeschnitten sind: Sie kombinieren experimentelle Begleitformeln mit wunderschönen Melodien im perfekten Harmoniegesang. Im Opener "Ada" winden sich unzählige Stimmfäden in einem dichten Klangteppich unter, über und umeinander. Und "Be ok" ist ein astreiner Popsong der, auch dank einer Prise E-Bass, Lebensfreude und Optimismus versprüht. Die menschliche Stimme ist naturgemäß weniger präzise als Instrumente oder Synthesizer; die kleinen Unebenheiten und Makel machen die Musik von Deep Throat Choir nur noch authentischer und unterhaltsamer. Der Gesang trifft hier auf seine Wurzeln als urtümliche menschliche Kommunikationsform, die Gemeinschaft stiftet und einfach Freude macht.

(Eva-Maria Walther)

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Highlights

  • The wave
  • Daydreaming
  • Be ok

Tracklist

  1. Ada
  2. Ritual union
  3. In my bed
  4. Hey mami
  5. The wave
  6. Stonemilker
  7. Daydreaming
  8. In Berlin
  9. Burning
  10. Baby
  11. Be ok

Gesamtspielzeit: 40:43 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2017-02-08 20:29:43 Uhr
Frisch rezensiert.

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