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Billy Bragg & Joe Henry - Shine a light

Billy Bragg & Joe Henry- Shine a light

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 23.09.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Back on the rails

Interessante Gegenbewegungen im Country: Während Dolly Parton ihre Musik (wie auch ihr Gesicht) weiter mit Plastik aufpumpt, bis daraus eine unglaublich langweilige und regungslose Sache wird, während mit Kelsea Ballerini beziehungsweise Sam Hunt Ersatz für die junge Taylor Swift gefunden wurde – also Frischfleisch, um Pop-Momente in dieser traditionellen Musik aufzublasen –, während das Genre also den Bach runtergeht, da gehen Billy Bragg und Joe Henry in die entgegengesetzte Richtung. Wobei sie nicht gehen, sie reisen per Zug. Rund 2.700 Meilen sollen es gewesen sein, querfeldein durch Nordamerika, von Chicago nach Los Angeles, dabei über St. Louis, El Paso, Tucson. Eine solche Reise dauert 65 Stunden, sie als mühselig zu beschreiben, scheint untertrieben.

Zwei Herren sind also mit ihren akustischen Gitarren unterwegs. Back to the roots quasi, oder hier: Back on the rails. Im Gepäck haben sie klassische Countrysongs. Sie spielen diese bei Zwischenstopps, mal in Wartehallen der Bahnhöfe, mal direkt am kargen Gleis. Im Hintergrund rattern die Loks, die umtriebigen Menschenmengen rumoren. Oder Grillen zirpen an der verlassenen Endstation, frühmorgens im Schlussstück "Early morning rain". Schon seine Projekte mit Wilco haben Billy Bragg als einen Musikhistoriker herausstechen lassen, als jemanden, der Dagewesenes konservieren möchte, weil es ihm so wichtig scheint, diese Verbindung nicht kappen zu lassen. Und Joe Henry ist seit jeher im Americana verwurzelt. Dreizehn Stücke über Eisenbahnen aufzunehmen, ist daher nicht abwegig, dass dieses Reisetagebuch derart schön gerät, hingegen nicht vorprogrammiert.

"Shine a light" besticht durch seine Direktheit und Unverblümtheit. Bragg und Henry spielen, was wäre es ihnen überhaupt nicht bewusst, dass zugehört wird. Ihre Songs sind Zwischenschnaufer auf einer langen Reise, Energiespender und Ruhebringer. "The L&N don't stop here anymore" wird bei ihnen rührend nostalgisch. Bei Johnny Cash hatte dieser Song viel Weitläufiges, war unruhig. Im Original zwitscherte ihn Jean Richie eher beiläufig. Bragg und Henry imitieren nicht, sie verwandeln diese Klassiker, etwa wenn Woody Guthries "Hobo's lullaby" zu einem romantischen Abgesang ans traurige Herumstreunen wird.

Das Duo funktioniert: Braggs Stimme ist dunkel und ächzt, Henry kann hingegen höher singen, luftiger. Beide achten sehr darauf, sich an den richtigen Stellen zurückzunehmen, weshalb nicht andauernd im Duett gesungen und Gitarre gezupft wird. Zum Croonen von Hank Williams' "Lonesome whistle" treffen sie sich dann wieder. Kombiniert mit den wuseligen oder verlassenen Umgebungen hat "Shine a light" eine selten gehörte Natürlichkeit und Echtheit. Was als Projekt gestartet ist, kam nach langer Fahrt als fertiges Album an, das jeden für den Country begeistern kann, also den guten, alten.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • The L&N don't stop here anymore
  • Waiting for a train
  • Gentle on my mind
  • Early morning rain

Tracklist

  1. Rock Island Line
  2. The L&N don't stop here anymore
  3. The midnight special
  4. Railroad Bill
  5. Lonesome whistle
  6. KC moan
  7. Waiting for a train
  8. In the pines
  9. Gentle on my mind
  10. Hobo's lullaby
  11. Railroading on the great divide
  12. John Henry
  13. Early morning rain

Gesamtspielzeit: 43:16 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-12-22 21:05:08 Uhr
Frisch rezensiert.

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