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Smoke Blow - German angst

Smoke Blow- German angst

Noise-O-Lution / Indigo
VÖ: 10.02.2003

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ein Schiff wird kommen

Betrachten wir zunächst das Albumcover: Ein wuchtiger Frachter pflügt durch die Wellen, der Schornstein am Heck bläst dicken schwarzen Rauch in den wolkenverhangenen Himmel. Alle Zeichen stehen auf Sturm, doch wenn man genauer hinschaut, sieht es nach Rückenwind aus. Das Schiff heißt "German angst", und die sechsköpfige Mannschaft hört auf die Namen Jack Letten, MC Straßenköter, Fabrizio, Kentucky, Gerrard the J.R. und Greif Hellhammer. Die "German angst" ist ein Gefahrgut-Transporter erster Kajüte, ihre Ladung besteht aus großen Mengen Punkrock, Hardcore, Doomwurzeln, Schwermetall und einer der größten Arschtrittmaschinen, die die Welt bisher gesehen hat. Wenn man in Betracht zieht, daß die Mannschaft des Kahns das vermutlich verantwortungsloseste halbe Dutzend der Menschheit darstellt, ist der Name des Schiffes sicher das einzige, was hier mit Bedacht gewählt wurde.

Im Kesselraum spielen sich beängstigende Szenen ab. Vier Instrumentalisten schaufeln wie besessen Kohlen in einen Ofen, der schon bis zur Außenwand rot glüht, während die zwei Mikrofonmänner mit aller Kraft die Ventile blockieren, um noch mehr Druck zu erzeugen. Glühende Nieten schießen aus der Wand des berstenden Kessels durch den Schiffsrumpf und setzen die hochexplosive Ladung in Brand. Zwölf gewaltige Detonationen katapultieren tonnenweise Stahl nach vorne, der so träge erscheinende Pott wird zum Speedboat, und obwohl niemand am Ruder steht, bleibt man stur auf Kurs: straight to hell. Wer bisher nur den vorab veröffentlichten Song "Skoolyard fool" kennt und jetzt wissend mit dem Kopf nickt, sei gewarnt. Ihr kennt nur die "Ballade", einen dicken Silvesterböller unter lauter Dynamit-Stangen.

Schon das Vorgängeralbum "Punkadelic - The godfather of soul" ist vielerorten auf großes Wohlwollen gestoßen. Wer nach dem Genuß dieses Albums ein Konzert von Smoke Blow besuchte, wurde oftmals zunächst mit weit heruntergefallenem Unterkiefer, später mit einem unverschämt breiten Grinsen gesichtet. Mit "German angst" gelingt es der Band erstmals, diese rohe Urgewalt ihrer Gigs realistisch einzufangen. Daran dürften die magischen Finger von Thilo Schenk und Guido Lucas, die einen Teil der Aufnahmen und das komplette Mixing in der Troisdorfer BluBox abgewickelt haben, nicht ganz unschuldig sein. Direkt, dreckig und mit Wucht knallt es aus den Boxen. Man ist so dicht dran, daß man nach einem Durchlauf die Boxen aufschrauben möchte, um nachzusehen, ob zertretene Bierdosen und Kippen liegengeblieben sind.

Zu diesem produktionstechnischen Quantensprung gesellt sich eine etwas vorsichtigere, aber dennoch unüberhörbare musikalische Entwicklung. Das Tempo ist jetzt durchgehend auf einem schlicht atemberaubenden Niveau, und obwohl sich überall immer mehr kleine, feine Melodiebögen und andere Verspieltheiten in den Songs breitmachen, ist das hier immer noch kompromißlos hart, dreckig und aus tiefer Überzeugung asozial. In Skandinavien (und anderswo) wird man sich warm anziehen müssen, denn dieser Schnellfrachter aus Kiel bläst den Hartwurstmuckern aller Welt einen heftigen Wind ins Gesicht. Gute Reise, Smoke Blow, und Mast- und Schottbruch.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights

  • Hate kill destroy
  • Dancing with the dead
  • Circle of fear
  • Bulldozed

Tracklist

  1. Sick kid '85
  2. Alligator rodeo
  3. Hate kill destroy
  4. Dancing with the dead
  5. Skoolyard fool
  6. Circle of fear
  7. Media blizzard
  8. N.F.O.S.
  9. Diabolical/satanical
  10. Bulldozed
  11. Police robots
  12. Octopuss

Gesamtspielzeit: 58:19 min.

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