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The Growlers - City club

The Growlers- City club

Cult / Rough Trade
VÖ: 04.11.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Beach goth glamour

Südkalifornien. Neben den Schicki-Micki-Palmen vom Coachella-Festival und den Freaks des Burning Man im Nachbarstaat Nevada findet seit inzwischen vier Jahren das sogenannte Beach Goth Festival statt. Anstelle von Sandburg bauenden Teufelsverehrern (so viel zum Klischee!) kann man an zwei Tagen idealerweise mit Sonnenbrille eine runde Palette an hippen Acts wie King Krule, Grimes oder Future Islands bewundern. Klingt schön. Und dann thronen auf dem psychedelischen Festivalplakat The Growlers – ganz oben, an beiden Tagen. In Deutschland vergleichsweise unbekannt, organisiert das Quintett drüben einfach mal ein mittelgroßes Festival. Als "Beach Goth" bezeichnen die fünf Sunny-Boys dabei ihren lockeren, etwas abgedrehten Surf-Rock, der im CD-Schränkchen irgendwo zwischen Allah-Las und Mac DeMarco steht. Zumindest eigentlich. Für ihr viertes Album "City club" haben sich The Growlers nämlich keinen Geringeren als Julian Casablancas hinters Produktionstischchen geholt – und dessen Einfluss ist nicht überhörbar.

Präsentierten sich The Growlers in der Vergangenheit noch als leicht verstrahlte, Sonnenbrillen tragende Surf-Gang, haben sie sich jetzt die Sakkos angezogen und die feschen Schuhe poliert. Glamourös schreiten die Herren voran und erkunden an der Hand von Anführer Casablancas neue Horizonte. Der Opener klingt – allen 70er- und 80er-Einflüssen zum Trotz – frisch und ist auch ohne Einnahme bunter Tabletten überraschend tanzbar. Dass das Lo-Fi-Schlagzeug auf Kosten eines treibenden Beatmachers aufgegeben wurde, ist spätestens mit "I'll be around" klar. Zu einem simplem Disco-Beat drücken Base, Snare und Hi-Hat druckvoll voran – dabei bleibt trotzdem alles mehr oder wenig analog. Die Surf-Gang hat Bock auf Disco, aber immer noch die bekannte Attitüde im Gepäck. Brooks Nielsens Gesang klingt immer noch furchtbar genial quäkend, obwohl an der ein oder anderen Stelle ein Casablancas-Moment zu hören ist. Etwa wenn in "The daisy chain" kurz eine zweite Stimme aufflammt, fühlt man sich in beste Strokes-Zeiten versetzt. Das experimentelle "Vacant lot" hätte mit seinen quietschenden Gitarren und Fuzz-Bässen auch ideal auf die umstrittene vierte Strokes-Platte "Angels" gepresst werden können – und wäre auch da ein Highlight gewesen.

Insgesamt ist "City club" dringlicher und direkter als die bisherige The-Growlers-Diskographie. Nur in wenigen Momenten bieten die Jungs den Platz, sich selbst zu verlieren, wie im sehr starken "Blood of a mutt". Im 6/8-Takt und mit einer dicken Ladung Melancholie fällt der Fünf-Minuten-Song ein wenig aus dem Rahmen. "Dope on a rope" ist der perfekte Gegenpart und könnte tatsächlich eines Tages in einer Indie-Disko laufen. Die Gitarren-Hook dringt zum richtigen Zeitpunkt in die perfekt getimte Pause ein und sorgt für Zappelstimmung. In "Night ride" wird es knistrig. Nielsen singt über eine starke Basslinie, begleitend von einem seichten Piano und versprüht eine ordentliche Portion Glamour – was zu einer Surf-Gang mal so gar nicht passt. Dabei ist es genau diese kleine Nuance, die den Klang von The Growlers bereichert und besonders macht. Für das nächste Beach Goth Festival gilt daher: Salzwasser aus den Haaren waschen, entsanden, cooles Sakko und Tanzschuhe anziehen und los! Nur die Sonnenbrille bleibt.

(Till Bärwaldt)

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Highlights

  • Vacant lot
  • Night ride
  • Dope on a rope
  • Blood of a mutt

Tracklist

  1. City club
  2. I'll be around
  3. Vacant lot
  4. Night ride
  5. Dope on a rope
  6. When you were made
  7. Rubber & bone
  8. The daisy chain
  9. World unglued
  10. Neverending line
  11. Too many times
  12. Blood of a mutt
  13. Speed living

Gesamtspielzeit: 49:52 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
zu faul sich einzuloggen
2017-02-04 14:45:51 Uhr
Kenne die anderen Alben nicht, dieser Sound gefällt mir aber ziemlich gut! I'll be around ist schon ein ziemlicher Hit.
fakeboy
2016-12-20 15:23:20 Uhr
@besorgter Würger: ich war zuerst auch skeptisch. Es fehlt der Lo-Fi-Charme der frühen Tage. Aber ein bisschen hatte sich das ja schon auf Chinese Fountain angekündigt. City Club ist ein echter Grow(l)er: freundet man sich erst mal mit dem cleaneren Sound und der poppigeren Grundstimmung an, dann macht die Platte viel Freude. Und "Dope On A Rope" ist der Überhit schlechthin.
Besorgter Würger
2016-11-19 11:09:57 Uhr
Äh ja. Das ist dann wohl eindeutig das schlechteste Album der Growlers und auch die erste Rezension der Band bei Plattentests. ZUFALL?!?!
Frederieke
2016-11-17 09:39:34 Uhr
Schön Till!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2016-11-16 21:22:15 Uhr
Frisch rezensiert.

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