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Natural Child - Okey dokey

Natural Child- Okey dokey

Natural Child / H'art
VÖ: 16.09.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Gesunder Egoismus

Dicke Egos – wie beispielsweise das von Noel Gallagher – gehören ja bekanntlich zum Rock wie der vorgelagterte Verbal-Fight zum Boxen. Wenn also Natural Child, das Trio aus Nashville, im Interview vollmundig behaupten "We're the last rock'n'roll band", ist diese Aussage vielleicht mit einem gerüttelt Maß Ironie zu lesen. Nichtsdestotrotz haben Seth Murray, Wez Traylor und Zack Martin mit ihrem zweiten Studio-Album "Okey dokey" ein ziemlich beachtliches Werk geschaffen, das trotz bekannter Sujets aus Blues, Garage und Southern Rock nicht langweilig wird.

Die drei, die sich laut eigener Aussage nach dem Konsum von Haschkeksen spontan zu einer Band formierten, holen sich dabei allerhand Anleihen von Genretitanen. Da wären Tracks wie "Now and then" – hier klingt Murrays Stimme sogar ein bisschen nach dem jungen Jagger – und "Transcendental meditation", die mit Bluesgitarren und Spelunken-Piano den Groove der Stones in der "Exile"-Phase einfangen. Oder lässige Schunkler à la Wilco wie "NSA blues", das den jüngsten Abhörskandal verarbeitet: "Don't mind if we listen in / We heard where you started and we know where you live / Got a GPS that follows you walking around" – der wohl entspannteste Protestsong seit langem. Textlich ähnlich ernst-ironisch geht es in "Self centered blues" zu, in dem es um Familie, verlorene Freunde, und die schlimmen Folgen von Selbstverliebtheit im Allgemeinen geht, Hammond-Orgel und Chorgesang sorgen für eine fast sakrale Atmosphäre. Das schnelle "Juanita" schließlich erinnert ungemein an Lynyrd Skynyrd und die Allman Brothers, ein amtlicher Honkey-Tonk-Gassenhauer.

Den üppigen Sound stemmen die drei aber natürlich nicht allein, sondern mit allerhand Gastmusikern, die an der Produktion von "Okey dokey" beteiligt waren. So sorgen unter anderem Benny Devine am Keyboard, dem das sehr Steve-Miller-mäßige "Benny's here" gewidmet zu sein scheint, und Luke Schneider am Pedal Steel für die nötige Opulenz. Diese kommt beim Schlusstrack "It's a shame my store isn't open" sogar ganz ohne Gesang aus und erinnert an 60s-Größen wie The Byrds, The Moody Blues und Jethro Tull. Auf über sechs Minuten entfalten Natural Child mit ihren Studiokumpels hier eine wunderschön psychedelische Klanglandschaft aus temperierten Drums, wabernder Querflöte und verspulten Gitarren, die sich hervorragend zum Tagträumen eignet.

Ein gesundes Selbstbewusstein dürfen Seth, Wez und Zack ob ihres gelungenen Zweitlingswerks haben, das auch nach mehrmaligem Hören begeistert, schließlich gibt es immer wieder ein neues Gitarrendetail oder eine textliche Raffinesse zu entdecken. "Okey dokey" klingt etwas geschliffener und psychedelischer als sein garage-punk-lastiger Vorgänger "Hard in heaven", angenehm vertraut, ohne in die Genre-Versatzstück-Falle zu tappen, in der schon so viele Bands gelandet sind, die es Stones und Co. gleichtun wollten. Ob sie allerdings wirklich die letzte Rock-'n'-Roll-Band sind, sollten sie vielleicht noch einmal mit Mr Gallagher diskutieren, der hat diesbezüglich ja bekanntlich seine ganz eigene Meinung ...

(Martina Bähring)

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Highlights

  • NSA blues
  • Transcendental meditation
  • Self centered blues
  • It's a shame my store isn't open

Tracklist

  1. Sure is nice
  2. NSA blues
  3. Out of sight
  4. Now and then
  5. Transzendental meditation
  6. Okey dokey
  7. Juanita
  8. Self centered blues
  9. Benny's here
  10. It's a shame my store isn't open

Gesamtspielzeit: 43:37 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-11-02 20:57:19 Uhr
Frisch rezensiert.

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