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Lucinda Williams - The ghosts of Highway 20

Lucinda Williams- The ghosts of Highway 20

Highway 20 / Alive
VÖ: 05.02.2016

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Tom Joad on the road

Dass Lucinda Williams lange Alben aufnimmt, ist nichts Neues. "Down where the spirits meets the bone" strapazierte mit seinen 103 Minuten potenziell aber auch geduldigere Hörer. Nicht nur fürs Spotify-Zeitalter ist das ein bisschen lang. Eine gute Platte sollte auf eine Vinylscheibe passen, das war auch schon vor 40 Jahren eine Daumenregel, die höchstens von Prog-Bands ignoriert wurde. In Williams' Fall ist es also Glück, dass sie genau in der Zeit zwischen den Beschränkungen der Schallplatte und den kurzen Aufmerksamkeitsspannen des Web 2.0 erfolgreich geworden ist. Schließlich passen nun auch schon mal 90 Minuten Musik auf so eine CD. Für alle, die sich nicht erinnern: Das sind diese kleinen, runden, silbernen Plastikteile, die man in einen Discman stecken kann.

"The ghosts of Highway 20" füllt derer 86 und das zentrale "Louisiana story" ist mit seinen neun Minuten nicht einmal der längste Song der Platte. Geduld ist zweifellos eine Tugend, auch wenn Williams keinen der 14 Songs künstlich in die Länge zieht. Ihr Country und Folk braucht einfach Zeit, um durch die schwüle Hitze zu kriechen, zu schlendern und – manchmal – zu tanzen, die den Interstate 20 zwischen Texas und South Carolina dominiert.

Man könnte behaupten "The ghosts of Highway 20" sei auch ein Konzeptalbum, vor allem in atmosphärischer Hinsicht. "Dust" eröffnet die Platte mit einer Mischung aus trockenem Texas-Country und der versumpft-jazzigen Rock-Attitüde von Creedence Clearwater Revival, auf die sich die meisten Songs mehr oder weniger beziehen. "I know all about it" übersetzt beispielsweise das Sumpfige in einen erstickten Blues, der sich angesengt in den Schatten zurückzieht. "Doors of Heaven" verpasst der staubigen Seite der Platte wiederum ein paar Spritzer Wasser und Whiskey, bevor der Song in die beschwingteste Coda des Albums abdriftet. Das bereits erwähnte "Louisiana story" rückt Williams' Stimme in den Vordergrund, die immer mehr nach dylan'eskem Genuschel klingt, aber gleichzeitig eine intensive Klarheit versprüht, die absolut einnehmend ist.

Beeindruckend ist auch, dass sich trotz der fantastischen und variantenreichen ersten Hälfte die besten Songs der Platte erst nach "Louisiana story" finden. Da wäre zum ersten der ohrwurmige, sieben Minuten lange Titeltrack, zum zweiten die spartanische Ballade "There’s a Heaven" und schließlich die einzige Coverversion des Albums: Williams macht aus Bruce Springsteens "Factory" einen Song, der sich anhört, als gehöre er auf genau diese und keine andere Platte. Sie verpackt die langsam absteigende Melodie in flirrende Slidegitarren und zerbricht stimmlich fast an den Liedzeilen. Dass sich "Factory" nahtlos in die Gesamtstimmung der anderen 13 Songs auf "The ghosts of Highway 20" einfügt, kann man als ein Kompliment an Williams' Songwriting verstehen. Und an ihre Fähigkeit, die richtigen Coversongs zu wählen.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Dust
  • The ghosts of Highway 20
  • Factory

Tracklist

  1. Dust
  2. House of Earth
  3. I know all about it
  4. Place in my heart
  5. Death came
  6. Doors of Heaven
  7. Louisiana story
  8. The ghosts of Highway 20
  9. Bitter memory
  10. Factory
  11. Close the door on love
  12. If my love could kill
  13. If there's a Heaven
  14. Faith & grace

Gesamtspielzeit: 86:09 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Herr

Postings: 2201

Registriert seit 17.08.2013

2016-02-22 14:36:29 Uhr
Grandios!

Man kann in den langen Passagen auch wunderbar mal eine Orange schälen gehen oder eine neue Zewa-Rolle aus dem Keller holen. Trotzdem hält sich die Spannung.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2016-02-18 22:56:42 Uhr
Frisch rezensiert!

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