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Sunflower Bean - Human ceremony

Sunflower Bean- Human ceremony

Fat Possum / PIAS / Rough Trade
VÖ: 05.02.2016

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Retro-Retro

Es lässt sich subversiver auf die geistigen Ahnen verweisen. 2013 veröffentlichten Sunflower Bean eine Single namens "Tame Impala". Dass sich die Band, der hier gehuldigt wurde, später umorientieren würde, wusste damals noch niemand. Doch ist die Single quasi ein Sekundärzitat. Auch weil davon auszugehen ist, dass Sunflower Bean ihren Retro-Sound eher über derzeit hippe Bands als anhand der eigentlichen Ursprüngen erfahren haben. Denn das Trio ist jung. So jung, dass es in New York noch nicht eimal legal Bier trinken darf. Ihr Retro bedeutet also Retro-Retro. Passenderweise trägt Sänger Nick Kivlen seine Lockenwolle wie Bob Dylan zu Zeiten der "Blonde on blonde", und Julia Cumming ist die Blonde der Blonden aus Blondie, Nico und Courtney Love. Drummer Jacob Faber mimt einen spindeldürren Frank Zappa. Die Band spielt mit offenen Karten.

Sunflower Bean durchmengen das drogenmüde New York von The Velvet Underground mit der Psychedelik von britischen Landgütern (Led Zeppelin) und der grasverfallenen Flower-Power des Kaliforniens, das T.C. Boyle in "Drop city" portraitierte. Die Kids aus 2016 huldigen den Siebzigern. Im Opener "Human ceremony" berieselt die Gitarre, während Cumming brüchig-sanft von Identitätssuche und Trennung raunt. Kivlen singt eine Art dunkles Echo. Die angedeutete Zeremonie ist leicht naiv und kindisch, so denkt sie, dass aus Vorbildern und bekifften Grübeleien irgendetwas Geistreiches herausspringt. "Wall watcher" ist hingegen weit launischer mit dissonanten Riffs, simplem Punk-Rhythmus und versponnenen Lyrics. Wann immer sich Sunflower Bean von ihrem Hauptthema "Vom Suchen und Finden des Selbst" verabschieden, wird das Album beflügelt von einer strotzenden Härte. Dann wandern die Gitarren im Fuzz durch "2013". Oder sie graben sich in eine traumversunkene Krise der "Creation myth". Anspannungen brechen Sunflower Bean dann mit Momenten, die an Rainbow erinnern, der britischen Band um Ritchie Blackmore und Ronnie James Dio. "I was home" widmet sich dem Krautrock von Neu! oder Can, verliert sich im klangmalerischen Versuch, auf einem Pilze-Trip komplizierte Mandala auszumalen. Sunflower Bean steht das Über-die-Stränge-Schlagen besser als die verhaspelte Selbstschau.

Fat Possum, das Label von Fat White Family, Modest Mouse und Spiritualized, hat Sunflower Bean in der Ausbildung geholfen. Erst spielten sie vor The Vaccines, DIIV und Wolf Alice, dann auf über 100 Konzerten pro Jahr als am härtesten arbeitende Band in New York. Die Live-Spontaneität ist auf "Human ceremony" bloß angedeutet. Doch deren sanfte Infusion hätte "I want you to give me enough time" und "Oh, I just don't know" die Schläfrigkeit genommen. Experimentierfreude, Mut, Eigenheit – Sunflower Bean haben sie und tun sich doch noch stellenweise schwer damit. Weil es eben verdammt schwierig ist, mehr zu sein als das, was man gut findet.

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Wall watcher
  • Space exploration disaster

Tracklist

  1. Human ceremony
  2. Come on
  3. 2013
  4. Easier said
  5. This kind of feeling
  6. I was home
  7. Creation myth
  8. Wall watcher
  9. I want you to give me enough time
  10. Oh, I just don't know
  11. Space exploration disaster

Gesamtspielzeit: 41:02 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2016-02-18 22:55:58 Uhr
Frisch rezensiert!

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