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Matt Simons - Catch & release

Matt Simons- Catch & release

K.T. / Rough Trade
VÖ: 30.01.2016

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Einmal nicht so klug

Einfach mal die Seele baumeln lassen, einfach mal an nichts denken, sich zurücklehnen und einfach mal ganz und gar abschalten. Wie soll man in solchen Zeiten sonst noch zurechtkommen? Einmal, nur einmal durch niedrigere IQ-Bereiche mäandern, ohne Sinn und Ziel. Wie sehr es doch nervt, immer so klug zu sein. In der Kultur ist es so: Es gibt Kunst, die gibt auf die Zwölf, die hat eine Aussage. Andere Werke haben weder Message noch Style. Und dann gibt es noch diese Grauzone, eine Art "Das tut niemandem weh" irgendwo dazwischen. Perfekt, um die Seele baumeln zu lassen. Aber halt auch nichts Halbes und nichts Ganzes. Solche Kunst, in diesem Falle Musik, macht Matt Simons.

Der gute Mann aus den Staaten ist in den Niederlanden bereits seit Jahren ein Star. Wie kommt das – from New Amsterdam straight back ins Pendant der Alten Welt? Nachdem ein Song des 28-Jährigen in einer Seifenoper eingespielt wurde, wuchs Simons Popularität stetig, sodass er schließlich als Gastcoach bei "X-Factor" auftrat und sein Gesicht im ganzen Königreich nunmehr so bekannt ist wie Vla und Super Skunk. Als sein Song "Catch & release" schließlich vom belgischen DJ-Duo Deepend zum Deep-House-Track umfunktioniert wurde, gelang ihm auch in der Heimat des Zweiergespanns der Durchbruch. Wie auch in Deutschland: Der Track chartete auf 2. Das Album "Catch & release" – in Belgien und den Niederlanden schon 2014 veröffentlicht – wird jetzt auch hierzulande hinterhergeschoben.

Simons ist einer dieser Männer, die an schütterem Haupthaar leiden und daher auf eine Schiebermütze zurückgreifen. So wie Max Mutzke, Flo Mega, Marc-Uwe Kling und diverse andere. Damit sind seinem Look ähnlich enge Grenzen gesetzt wie seinem musikalischen Stil. Mit einer Stimme zwischen John Legend und Adam Levine weiß er dennoch nie so ganz, wofür er sich entscheiden soll und grätscht allzu häufig recht unangenehm genau dazwischen. Insgesamt klappert das Album Track für Track mit unkoordiniert wirkendem Pianogeklimper ("The higher ground"), achtziger-gefärbten Popstafetten ("Tonight") oder souligen Arrangements inklusive Handclaps ("What I'm looking for") ab und setzt dabei durchweg auf leichteste Kost Marke "I still believe in love" bei der Themenauswahl.

Dass es erst eines Deep-House-Remixes bedurfte, um den Titelsong des Albums zum Chart-Kracher zu machen, spricht weder für unsere Gesellschaft noch für Simons Langweiler-Mucke. Bei der deutschen Ausgabe steht der Remix direkt an erster Position – so wird das Album erst recht zur überteuerten Single. Der Song reicht dabei zwar vom Nervfaktor her nicht an den Wankelmut-Remix von Asaf Avidans "One day" heran, schlägt aber in die gleiche Kerbe und überschreitet als einziges Stück auf "Catch & release" die Schmerzgrenze. Dann lieber so schön unverfänglich wie auf den 14 weiteren Titeln. Und dann einfach mal abschalten, einfach einmal nicht so klug sein.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Tonight

Tracklist

  1. Catch & release (Deepend remix)
  2. You can come back home
  3. Tonight
  4. It's not enough
  5. To the water
  6. Weight on me
  7. One last time
  8. Light in you
  9. Tear it up
  10. What I'm looking for
  11. State of things
  12. The higher ground
  13. Already over you
  14. Say goodbye
  15. Catch & release

Gesamtspielzeit: 57:00 min.

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User Beitrag

musie

Postings: 3756

Registriert seit 14.06.2013

2016-01-22 11:23:14 Uhr
Obwohl ich normalerweise Verrisse nicht so mag, bin ich hier gleicher Ansicht wie der Verfasser der Rezi. Für mich ist das Album kaum erträglich und der Titelsong das einzige Lied, welches mir gefällt.
Christoph
2016-01-20 18:05:56 Uhr
Mit Deiner Überschrift hast Du mehr als treffend Deine Rezension zusammengefasst, nicht das Album. Ich teile Deine Meinung zu dem Album absolut nicht. Das dafür aber in allen Punkten. Sehr schön produzierte Tracks. Weitestgehend wirklich gute und sinnige Texte. Gute Stimme, Gefühl sehr gut transportiert. Sehr stimmig.
Über Geschmack ...
2016-01-17 11:21:53 Uhr
möchte noch anmerken, dass beispielsweise viele Musikinteressierte rein gar nichts mit Frank Zappa anfangen können, seine musikalische Qualität kann aber dennoch nicht angezweifelt werden.
Man kann sich doch nicht hinstellen und sagen: "Frank Zappa ist schlecht."
Man kann höchstens sagen: "Frank Zappa gefällt mir nicht."
Über Geschmack ...
2016-01-17 11:17:06 Uhr
... lässt sich nicht streiten. Man kann sagen, dass einem etwas nicht gefällt und dass es einen langweilt - das kann ja sein. Aber man kann deshalb die Qualität des Künstlers nicht bezweifeln. Was Matt Simons macht, ist doch kein Schrott, sondern qualitativ hochwertige Musik, die handgemacht ist.
Manch einer kann z.B. mit David Bowie nichts anfangen, deshalb kann man dessen Qualität nicht in Frage stellen.
Also manche Leute haben wirklich eine Arroganz an sich, die sie am besten für sich behalten sollten.
Was ICH persönlich als musikalischen Schrott bezeichne ist, wenn jemand im Gesang die Töne nicht trifft oder sein Handwerk nicht beherrscht.
Warum ist die Gesellschaft nur so anmaßend geworden, und zieht all das durch den Dreck, was den eigenen Geschmack nicht trifft?
Chrisa
2016-01-17 00:28:42 Uhr
Jede Tag steht einer auf, der diesen Kommerz-Rambam unterstützt.
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