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Spock's Beard - The first twenty years

Spock's Beard- The first twenty years

InsideOut / Sony
VÖ: 20.11.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Musiziere lang und in Frieden!

Ganz schön lang geworden, dieser Bart. Dabei war es doch erst 2002, also gefühlt gestern, dass der Mann die Band verließ, der zweifellos für ihre Seele sorgte. Doch Neal Morse wollte lieber auf dem musikalischen Pfad Gottes wandeln. Zurück blieb eine Band, die nach Meinung Vieler anfangs etwas orientierungslos agierte und trotz starker Alben bis heute nicht so recht zu alter bzw. zu einer klar erkennbaren neuen Form gefunden hat. Insofern ist die Veröffentlichung dieses Best-Ofs ein gar nicht so kleines Wunder: den Großteil der 20 Jahre seit dem Erscheinen von "The light" verbrachten Spock's Beard mit Sinnfindung. Dass man angesichts dessen nicht nur die Auflösung vermied, sondern es sogar schaffte relevant zu bleiben, ist schon bemerkenswert.

Doch Totgesagte leben bekanntlich länger. Und Vulkanierbärte überdauern mindestens so lange wie ihre Besitzer. Insofern ist der Titel dieser Werkschau auch eine klare Ansage: auf in die nächsten 20 Jahre! Dem kann man in freudiger Erwartung entgegenblicken, denn wie diese Zusammenstellung beweist, waren die zurückliegenden zwei Dekaden trotz manchen Unbills auch zum Ende hin von erquicklicher Musik geprägt, kann die zeitweilige Abkehr vom klassischen Prog doch auch gar als Bereicherung verstanden werden. Mag sein, dass Spock's Beard inzwischen zu einer Art besseren AOR-Band geworden sind und alteingesessene Fans deswegen mit der Nase rümpfen, Qualitätseinbußen waren aber allenfalls kurzfristig zu verkraften. Insofern wiegt es schwer, dass ausgerechnet von "Brief nocturnes and dreamless sleep", dem wohl besten Spock's-Beard-Album der zweiten Halbzeit, statt "Submerged" und dem grandiosen "Something very strange" nur das solide "Waiting for me" berücksichtigt wurde. Kaum nachvollziehbar, aber fast egal, denn wer zumindest die besten Alben der Band besitzen möchte, kommt am Erwerb von "Brief nocturnes and dreamless sleep" ohnehin nicht vorbei.

Abgesehen davon hat man bei der Song-Auswahl aber ein glückliches Händen bewiesen. Alte und neue Klassiker fanden hier ebenso zueinander, wie die verschiedenen Stilmittel, die sich aufgrund besagter Sinnsuche im Laufe der Zeit mehr oder weniger bewusst ergaben. Auf der ersten Disc versammeln sich die stilsicheren, weil betont im klassischen Prog-Rock verwurzelten Songs wie "The light" vom gleichnamigen Debüt oder "At the end of the day" vom Millennium-Album "V". Sehr gut ist, dass es vom sträflich unterschätzten "Snow", dem letzten Album unter der Leitung Neal Morse, mit dem emotional mitreißenden "Solitary soul" und "Wind at my back" , dem vielleicht schönsten Spock's-Beard-Kurztrack überhaupt, gleich zwei Songs auf die Compilation geschafft haben.

Dem gegenüber präsentiert die Band auf der zweiten CD ein Querschnitt dessen, was sie seit Morses Weggang gemacht – manche würden sagen verbrochen – haben. Auch wenn der Eindruck verzerrt sein mag, vielleicht weil die Auswahl hier abgesehen von oben genannter Einschränkung besonders geglückt ist, aber ein Mangel an guten Ideen kann man den neueren Spock's Beard offensichtlich kaum vorwerfen. Im Gegenteil: tolle Melodien wie in "She is everything", "On a perfect day" oder "Jaws of heaven" finden sich hier zuhauf. Da dürfte es zu verschmerzen sein, dass der Stil insgesamt je nach Geschmack etwas geglättet oder überladen rüberkommt. Das mag es mit sich bringen, wenn Bands neue Wege beschreiten. Dass Spock's Beard auf dem richtigen sind, zeigt sich ausgerechnet am Beitrag des alten Bandleaders: das von Neal Morse geschriebene "Falling for forever" ist eines seiner inzwischen sattsam bekannten Mammutwerke. Stört nicht weiter, ragt unter den neueren Songs aber auch nicht heraus. Insofern kann man Spock's Beard nur die vulkanische Empfehlung in abgewandelter Form mit auf den Weg geben: musiziert weiter so, lang und in Frieden!

(André Schuder)

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Highlights

  • The light
  • At the end of the day
  • Wind at my back
  • She is everything
  • On a perfect day
  • Jaws of heaven

Tracklist

  • CD 1
    1. The light
    2. Thoughts
    3. The doorway
    4. June
    5. Day for night
    6. At the end of the day
    7. Solitary soul
    8. Wind at my back
  • CD 2
    1. The bottom line
    2. She is everything
    3. On a perfect day
    4. Jaws of heaven
    5. Waiting for me
    6. Tides of time
    7. Falling for forever

Gesamtspielzeit: 155:02 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Wolfi
2016-07-16 16:45:04 Uhr
...nicht zur CD, aber zum Auftritt der Bärte feat. Neal Morse beim Night of the Prog Festival gestern Abend auf der Loreley: Selten so viel Gänsehautmomente bei nem Konzert gehabt. Nach 14 Jahren wurde endlich "Snow" in kompletter Länge und Originalbesetzung aufgeführt. Mit dabei natürlich auch der aktuelle Drummer Jimmy Keegan und Sänger Ted Leonard

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2015-11-30 23:26:59 Uhr
Frisch rezensiert!

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