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Mondo Drag - Mondo Drag

Mondo Drag- Mondo Drag

Riding Easy / Cargo
VÖ: 09.10.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Retrofuturistische Fahrerflucht

Das Cover von Mondo Drags selbstbetitelten Zweitwerks erlaubt nur einen vagen, von Säulen verstellten Einblick in ferne Galaxien. Doch die verschwommen dargestellte Vulkan-, Wasser- und Mondlandschaft und das Fenster, das den Ausblick einrahmt, fasst ihr ausuferndes, musikalisches Gebilde perfekt in Bilder: Denn das Fenster zur Welt und dessen rahmende Verzierungen blicken zurück auf die Architektur von 1001 Nacht. Das Zukunftspanorama wird von Monden beschienen, es zeigt Leben auf einem fremden, von Wasser bedeckten Planeten. Eine Sauerstoffkapsel ermöglicht menschliches Leben, das sich allerdings in einer Siedlung abspielt, welche eher Steinzeit als Raumfahrtsvisionen suggeriert. Das Coverartwork ist eine Mixtur aus Hypervisionärem und Rückständigem. Durch orientalisch anmutende, vorzeitliche Rahmen wird die Gentrifizierung auf fremden Planeten gezeigt. Ein fortschrittliches Leben, welches auf Abgase und Elektrizität verzichten muss.

"Mondo Drag" ist die Rückschau auf das psychedelische Hinterland der Sechziger- und Siebzigerjahre. Doch trotz retrospektiver Avancen ist den sieben stimmungsaufhellenden Stücken ein progressiver Charakter zu Eigen. Etwa der Ruhepuls "Pillars of the sky", der sich mit Dave Gilmours Gitarrenexkursionen belädt. Vermittelt durch eine archaische Aufnahmetechnik und durch stilistische Ähnlichkeit zu Bands aus vergangenen Zeiten ziehen Mondo Drag alle Register, um den progressiven Ambitionen von damals und heute neuen und neuesten Glanz zu verleihen. "Mondo Drag", das ist 35 Minuten pointierter Heavy Psych, analog und größtenteils live eingespielt. Aufgrund einiger Überläufer in Richtung der Hardrock-Band Blues Pills waren Mondo Drag zwar während der Aufnahmen nur noch zu fünft, der positiven Grundstimmung tut das aber keinen Abbruch. Auf ihrem dritten Album pendelt sich die Band aus Oakland ein zwischen spaceigem Rock 'n' Roll und Orgel-Garagensound, zwischen John Gaminos' verhallendem Gesang und Keyboard-Absonderlichkeiten. "Plumajilla" hält einen prototypischen Doom-Sound bereit, dem durch schwelgerische, psychedelische Sequenzen ein jähes Ende bereitet wird. Der Blick geht durchweg nach vorn, doch die Seitenspiegel hin zur Vergangenheit werden über die gesamte Distanz nicht aus den Augen gelassen.

Wenn das schmutzverkrustete "Shifting sand" leicht schlingernd um die Ecke biegt, walzt auch der Name des Labels mit in die Gleichung: Riding Easy Records. Die Keyboard-Achtelnoten haben nichts als die motorischen Impulse nächtlicher Motorradfahrten im Sinn. Die unbeleuchtete und gottverlassene Landstraße wird halbwegs konzentriert, vollständig fahrig im Blick gehalten. Unbemerkt ist das zertretene Gaspedal schon seit Stunden in erstaunlicher Nähe zum Asphalt geraten. Die Klaviertupfer des Instrumentals "Pillars of the sky" leiten dann schwerfällig in den Sonnenaufgang und einem wird bewusst, dass man seinen Rausch eigentlich viel besser hätte ausschlafen können. Nur so zur Sicherheit. Schließlich hat man sich ja einige Stunden vorher bereits entkleidet, um auch ja keine Knitterfältchen oder Schweißflecken ins Vintage-Hemd zu kriegen. Vorsorglich. Doch kurz bevor das schlechte Gewissen zu pochenden Kopfschmerzen werden kann, trägt das abschließende "Snakeskin", unterlegt von Orgel und Schellenkranz, Arroganz und Fuzz-Gitarre, das Selbstbewusstsein von Jim Morrison vor sich her. Statt reumütig zu sein, ist man sicher: Arschcoole Leute treffen nun wirklich keine fragwürdigen Entscheidungen. Mondo Drag, denkt man an Euch, dann denkt man ans Gewinnen!

(Henrik Beeke)

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Highlights

  • The dawn
  • Plumajilla
  • Shifting sands
  • Snakeskin

Tracklist

  1. Zephyr
  2. Crystal visions open eyes
  3. The dawn
  4. Plumajilla
  5. Shifting sands
  6. Pillars of the sky
  7. Snakeskin

Gesamtspielzeit: 34:48 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2015-11-04 21:19:56 Uhr
Frisch rezensiert!

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