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Helloween - My God-given right

Helloween- My God-given right

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 29.05.2015

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Planet der Kürbisse

Die Helden der Jugend kommen in die Jahre. Ist es wirklich schon knapp 30 Jahre her, seit eine junge Metal-Band aus Hamburg mit ungehobeltem Speed-Metal (ja, so nannte man das seinerzeit...) die "Walls of Jericho" zum Einsturz brachte? Und wie so manche Band aus den Gründerzeiten des Heavy Metal deutscher Provenienz, denen eine eher überschaubare Karriere prophezeit wurde – Motto: Die können nichts, davon aber reichlich – sind Helloween trotz teils heftiger Turbulenzen im Bandgefüge immer noch da. Irgendwie. Begleitet vom Maskottchen der Stunde Null, dem guten alten Kürbis-Schädel. Warum das so erwähnenswert ist? Nun, die Antwort gibt das Artwork zu "My God-given right", dem 15. Studioalbum der Nordlichter, das eben jenes Gemüse triumphierend in das berühmte "Planet der Affen"-Szenario einbettet. Die Botschaft ist also eindeutig: Was auch immer passieren mag, Kürbis als Hauptgericht geht immer.

Erst recht, wenn eine Platte so frisch drauflos donnert wie "My God-given right". Denn das eröffnende Dreierpaket gibt mächtig Gas, überzeugt mit schnörkellosem Heavy Metal und mitgröltauglichen Refrains. Nun sind Helloween bekanntermaßen die Erfinder des "Happy-Metal", müssen insofern also mit einer gewissen Erwartungshaltung leben, doch eine Nummer wie "Battle's won", die zum Ausflippen nicht nur auffordert, sondern die Moshpit-Ekstase geradezu befiehlt, musste man auf den letzten Platten mit der Lupe suchen. Zumal sich die beiden Gitarristen Michael Weikath und Sascha Gerstner als perfekt aufeinander eingespieltes Team erweisen, und sich in den Soli derart locker die Bälle zuspielen, als hätten sie nie etwas anderes getan.

Und die Hamburger machen keine Anstalten, auch nur ein Stück von dieser Marschroute abzuweichen. "Stay crazy" beispielsweise ohrwurmt im Refrain dermaßen unverschämt, dass live vermutlich keine Faust ungereckt bleibt. Und die leichten Anleihen an "Future world" im Eröffnungsriff von "Lost in America" sind nicht etwa plumpe Kopien, sondern höchst begrüßenswerte Reminiszenzen an die Achtziger, als Weikath und Ur-Gitarrist Kai Hansen die ungekrönten Hook-Könige waren. Da macht es auch keinen Unterschied mehr, dass man russisch-folkloristische Einlagen wie in "Russian roulé" schon vor 30 Jahren von Accept zwingender auf die Ohren bekam, denn wenn selbst eine Ballade – ansonsten durchaus ein Schwachpunkt bei Helloween – derart eindrucksvoll gelingt wie "Like everybody else", dann haben die Urgesteine eben fast alles richtig gemacht.

Es ist ja nun nicht so, dass die letzten Alben der Kürbis-Fetischisten schlecht waren. Doch allzu oft blieb der Eindruck, dass beim Komponieren zu viel Kopf und zu wenig Bauch involviert war. Was sich auf dem Vorgänger "Straight out of hell" bereits andeutete, wird mit "My God-given right" auf beeindruckende Manier bestätigt: Vor allem die Haupt-Songwriter Andi Deris und Michael Weikath sind sich wieder bewusst, dass Helloween genau dann am besten sind, wenn sie unbelastet nach vorne rocken, ohne irgendwelchen Schnickschnack wie Albumkonzepte oder schwermütige Lyrik. Das ist natürlich auch nur eine Art von Eskapismus, aber "My god-given right" besitzt wahnsinnig viel Energie, bietet derart spritzigen Heavy Metal wie selten in der jüngeren Bandgeschichte. In dieser Form sind Helloween aus der Spitzenklasse des Genres jedenfalls nicht wegzudenken.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Battle's won
  • Stay crazy
  • If God loves rock 'n' roll

Tracklist

  1. Heroes
  2. Battle's won
  3. My god-given right
  4. Stay crazy
  5. Lost in America
  6. Russian roulé
  7. The swing of a fallen world
  8. Like everybody else
  9. Creatures in heaven
  10. If God loves rock 'n' roll
  11. Living on the edge
  12. Claws
  13. You, still of war

Gesamtspielzeit: 61:15 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Frosch
2015-05-30 00:52:11 Uhr
Nach den sehr schwachen letzten beiden Scheiben und den langweiligen Songtiteln habe ich es für unmöglich gehalten, aber: Die vielleicht beste Helloween überhaupt! Jungbands können sich einiges davon abschauen. Aber wie immer schreiben alle, dass Helloween früher so viel besser waren.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2015-05-27 21:58:31 Uhr
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